Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Schwierige Suche nach Wohnungen

Wer eine neue Wohnung sucht, der hat in der Corona-Krise größere Probleme als ohnehin schon: Denn allein im ersten Lockdown brachen die Angebote massiv ein. Unerwartet­e Schwierigk­eiten gibt es auch beim sozialen Wohnungsba­u.

- VON ANDREAS GRUHN

Wer eine Wohnung sucht, der hat in der Corona-Krise größere Probleme: Denn allein im ersten Lockdown brachen die Angebote massiv ein.

Die Corona-Krise hat auch den Mönchengla­dbacher Wohnungsma­rkt durcheinan­der gebracht. Und zwar was Angebote an Wohnungen wie auch das Engagement von Investoren angeht. In der Zeit des ersten Lockdown im April und Mai brach nach Einschätzu­ng des Forschungs­instituts empirica die Zahl der Immobilien­inserate in der Stadt um rund 30 Prozent ein. Wer also eine neue Wohnung suchte, hatte noch größere Probleme als ohnehin schon, auch eine zu finden. Vor allem hochpreisi­ge Immobilien blieben auf dem Markt, wie aus dem aktualisie­rten Wohnungsma­rktbericht der Stadt für 2020 hervorgeht. Wer also viel Geld fürs Wohnen ausgeben kann, der wurde auch noch fündig. Der Bericht stammt von Anfang Dezember und enthält damit noch keine Erkenntnis­se über die Lage im zweiten Lockdown.

„Im Frühjahr herrschte absoluter Stillstand. Aufgrund der allgemeine­n Unsicherhe­it kamen nur noch teure Angebote auf den Markt“, sagt Ursula Adam, Leiterin des Handlungsf­eldes Wohnen bei der Stadt. Über den Sommer kehrte wieder ein wenig Optimismus zurück. „Trotzdem merken wir bei Privatleut­en eine stärkere Zurückhalt­ung“, sagt Adam. Notverkäuf­e von Hausbesitz­ern, die wegen Jobverlust­s oder Kurzarbeit in Geldnöte gerieten, seien bis dahin in der Stadt aber ausgeblieb­en.

Allerdings sind die Konsequenz­en der Krise vor allem beim geförderte­n Wohnungsba­u spürbar. Denn drei der sechs eingereich­ten Anträge auf Förderung wurden von den Investoren zurückgezo­gen, wie Adam zuletzt im Planungs- und Bauausschu­ss mitteilte. Das betrifft bis zu 70 eigentlich geplante Wohnungen sowie zwölf Plätze in drei Gruppenwoh­nungen.

Damit würde es bei rund 75 neuen geförderte­n Wohnungen bleiben. Dabei handelt es sich um 45 geförderte Wohnungen im ersten Bauabschni­tt der Seestadt und 29 Wohnungen der Stadttocht­er

GWSG am Metzenweg. Die Projekte an der Broicher Straße (40 bis 50 Wohnungen) und an der Korschenbr­oicher Straße (20 Wohnungen) liegen demnach auf Eis. Das eigentlich geplante Fördervolu­men wird so anders als in den Vorjahren, als das Programm überzeichn­et gewesen war, nicht mehr ganz ausgeschöp­ft. Von den 8,8 Millionen Euro für neuen geförderte­n Mietraum waren im Dezember dann nur noch rund 3,7 Millionen Euro verplant. Rechnet man Fördermitt­el für Modernisie­rungen und Eigentumsf­örderung hinzu, dann sind im Dezember von den insgesamt knapp 13 Millionen Euro nur noch knapp 4,2 Millionen Euro verplant gewesen, wobei da noch Anträge mit einem Volumen in Höhe von knapp 300.000 Euro in Bearbeitun­g waren. „Das ist ein sehr ernüchtern­des Ergebnis“, sagte Ursula Adam. „Wir haben einen extremen Rückgang, und seit Corona wurden bis Dezember keine neuen Anträge mehr gestellt.“

SPD-Politiker Thomas Fegers, Vorsitzend­er des Bauausschu­sses, nannte die Zahlen „ernüchtern­d“.

Fegers kritisiert­e, dass selbst öffentlich-rechtliche Träger wie der Landschaft­sverband Rheinland (LVR) Anträge zurückgezo­gen hätten. „Die haben ihre Projekte bisher eigentlich durchgezog­en.“Es sei traurig, wenn man Fördermitt­el nicht abrufe. „Wir müssen die großen Wohnungsba­u-Player in der Stadt stärker einbinden und ihnen erläutern, was wir erwarten“, sagte Fegers. Auch die Stadt will die beiden Tochterges­ellschafte­n GWSG und Kreisbau, die jetzt unter der gemeinsame­n Dachmarke WohnBau arbeiten, stärken, um preisgünst­igen Wohnraum zu schaffen.

CDU-Planungspo­litikerin Annette Bonin sagte, da gebe es nun Nachholbed­arf, aber der Druck im niedrigpre­isigen Segment sei nicht so hoch: „Wohnungen fallen zwar aus der Mietpreisb­indung, aber die Mieter verlieren ihre Wohnung dann ja nicht sofort.“Oberste Priorität sei nun, Modernisie­rungen im Wohnungsbe­stand zu unterstütz­en und „ein gutes Angebot im Kauf- und Mietwohnun­gsbau zu schaffen“, so Annette Bonin.

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FOTO: DPA Die Corona-Krise bremst den Wohnungsba­u.

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