Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Sportverband befürchtet Austrittswelle
Seit dem vergangenen März hat in den Jüchener Vereinen nur mit wenigen Unterbrechungen das Training geruht.
JÜCHEN Mit der Verlängerung des Lockdowns wächst beim Stadtsportverband (SSV ) Jüchen die Sorge um den Bestand der angeschlossenen Vereine. SSV-Vorsitzender Heinz Kiefer spricht bereits von einer befürchteten Austrittswelle. Sorgen bereiten ihm und den Vereinen aber auch die trotz geschlossener Sportstätten weiter laufenden Kosten. Dennoch meint Kiefer: „Ich bin überzeugt davon, dass wir gestärkt aus der Krise hervorgehen werden.“Zwar stünden auch die Sportvereine vor einer nie dagewesenen Herausforderung. Er appelliert aber, den Mut nicht zu verlieren.
Auch wenn dies schwer fällt, wie Kiefer anhand der Aufzählung der Schwierigkeiten belegt. Vor allem geht es um die Finanzen der Vereine. Denn die Kontrolle und Überwachung der Sportstätten sei auch in der Pandemiezeit sehr wichtig und deren Schließung sei nicht gleichzusetzen mit weniger Aufwand für Pflege und Wartung. Ohne Wartung und Pflege würden die Sportstätten verwahrlosen, betont Kiefer. Der SSV beschäftige aber auch die Mini-Jobber aus sozialen Gründen trotz des Lockdowns weiter, obwohl die staatlichen „Hilfspakete“nicht für alle Sportvereine passten.
Die Kosten laufen aber weiter auch im Bereich der Nutzungsgebühren und Mietkosten an die Stadt Jüchen, Vereinsversicherungen, Internet, Verbandsbeiträge, Kosten für Rechts- und Steuerberatung, Sporthilfe, Telefonkosten, Internetkosten, Wartungskosten für Hard- und Software, Hygienemittel, Kosten für Hausmeister und Reinigungspersonal, listet Kiefer auf. Zudem sei die Umsetzung des Abstands- und Hygienekonzeptes für alle Vereine aufwendig und kostenintensiv.
Allerdings seien die 1,25 Millionen Euro an Fördermitteln des Landessportbundes und der Sportjugend NRW bereits ausgeschöpft. „Es können daher keine Anträge mehr gestellt werden“, bedauert der SSV-Vorsitzende, der aber nun auf die Stadt Jüchen hofft. Es habe zwar bislang seitens der Stadt Jüchen noch keine Erleichterungen für die Jüchener Sportvereine gegeben. Aber es soll laut Heinz Kiefer
In Kürze ein Treffen mit dem SSV und Vertretern der Stadtverwaltung zum Thema „finanzielle Erleichterungen“geben.
Was die Mitgliedschaften und die fehlenden Möglichkeiten, Sport zu treiben, in den Sportvereinen anbelange, so herrschten dort Frustration und ein Gefühl der Ohnmacht vor, beobachtet Kiefer. Zwar erfahren seiner Einschätzung nach die meisten heimischen Sportvereine noch eine große Solidarität unter ihren Mitgliedern. Doch es bestehe die Sorge, dass der ein oder andere Verein womöglich nach der Pandemie seinen Sportbetrieb dauerhaft einstellen müsse.
„Einige von uns sind härter als andere betroffen, aber wir müssen die Krise gemeinsam meistern“, fordert der SSV-Vorsitzende auf. Die lange Pause reiße inzwischen ein großes Loch in die Arbeit aller Sportvereine. Betroffen seien die Förderung der Grundmotorik der Kleinsten, die
Ausbildung in den Fachsportarten, die Gesunderhaltung durch Bewegung, das Schwimmenlernen für die Kinder und der Gemeinschaftssport auch für Senioren.
Zudem stellt Kiefer fest: „Während sich Vereinsaustritte bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr in Grenzen hielten, rechnen die Vereine in den kommenden Monaten eher mit einem Mitgliederschwund. Die Neuanmeldungen sind aufgrund des fehlenden Sportangebotes ausgeblieben.“Genaue Zahlen könnten aber erst die fälligen Mitgliedermeldungen ergeben, fügt er hinzu.
Umso wichtiger seien jetzt Online-Aktivitäten der Sportvereine, wie es sie zum Jahreswechsel gegeben habe. Aber nicht jeder habe die Voraussetzungen und Kenntnisse zur Teilnahme an Onlineangeboten. So werde zwangsläufig ein Teil der Mitglieder nicht erreicht, bedauert Kiefer, der allerdings die Kreativität der Vereine hervorhebt.