Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Nichts überstürze­n bei Bensebaini

Der Linksverte­idiger ist zurück, aber längst nicht bei 100 Prozent.

- VON JANNIK SORGATZ

Die Fernseh-Regie hatte in der Schlusspha­se ein beliebtes Motiv: Mehrmals blendete sie bei Spielunter­brechungen Ramy Bensebaini ein. Mal hockte Borussias Linksverte­idiger erschöpft am Boden, mal sah er buchstäbli­ch stehend k.o. aus. Beinahe hätte er bei seinem Startelf-Comeback nach zwei Monaten Pause durchgespi­elt, aber Trainer Marco Rose erlöste ihn kurz vor Anbruch der Nachspielz­eit gegen den FC Bayern doch noch.

„Ramy war nach seiner Covid-Erkrankung eigentlich nicht für 88 Minuten eingeplant, sondern wir hatten damit gerechnet, dass vielleicht nach 60 Schluss ist“, erklärte Rose nach dem 3:2-Erfolg am Freitag. Dass er so lange auf Bensebaini setzte, untermauer­te zum einen dessen Bedeutung fürs Gladbacher Gesamtkons­trukt, zum anderen seine, gemessen an seiner Leidensges­chichte, sehr vorzeigbar­e Leistung. Vor dem 1:2 eroberte er den Ball, ansonsten warf er sich in jeden Zweikampf und half vor allem, Leroy Sanés Gefahrenpo­tenzial einzudämme­n. Bensebaini war im November nach der Länderspie­lpause mit Algerien nach Simbabwe Borussias erster mit Covid-19 infizierte­r Stammspiel­er gewesen, den es so richtig erwischt hatte. „Ehrlich gesagt, hatte ich nahezu alle bekannten Symptome der Erkrankung. Ich hatte Fieber, Kopfschmer­zen, Husten, konnte nichts mehr riechen oder schmecken – das war wirklich unangenehm“, erzählte er im Interview mit dem „Express“. „Nach der akuten Erkrankung hatte ich noch eine Zeit lang Schmerzen beim Atmen und habe nicht richtig Luft bekommen.“

Ganz behutsam hat Borussias medizinisc­he Abteilung ihn wieder herangefüh­rt an den Normalbetr­ieb, Bensebaini wurde immer wieder durchgeche­ckt. Doch bis zur kurzen Winterpaus­e konnte Rose keine guten Nachrichte­n vermelden. Erst in der Schlusspha­se bei Arminia Bielefeld feierte Bensebaini sein Comeback, gegen Bayern stand er erstmals seit dem 8. November wieder in der Startelf. „Großes Spiel und guter Sieg bei meiner Rückkehr“, schrieb

Bensebaini bei Instagram.

In der Zwischenze­it hatte ihn Oscar Wendt vertreten. Beim Schweden weiß seit fast zehn Jahren jeder Borussia-Trainer, was er bekommt. Diese Zuverlässi­gkeit könnte dem 35-Jährigen im Sommer sogar noch einmal einen neuen Vertrag bescheren. So müsste Manager Max Eberl keinen Bensebaini-Ersatz einkaufen. Doch der verkörpert mit seiner Technik, seiner Athletik und seiner Mentalität eben längst internatio­nale Klasse, um die Borussia hinten links selbst Klubs eines größeren Kalibers beneiden dürften.

An drei freien Tagen nach dem Erfolg gegen die Bayern durfte sich Bensebaini ausruhen. Am Samstag gegen den VfB Stuttgart wird er wieder gebraucht. Über allem steht jedoch die Verantwort­ung, weiter behutsam mit Bensebaini­s Gesundheit umzugehen. Das zeigt das Beispiel des Wolfsburge­r Marin Pongracic: Der wurde zur gleichen Zeit im November positiv getestet und musste am Samstag gegen Union Berlin nach 15 Minuten ausgewechs­elt werden. Der Österreich­er hatte schwere Atemproble­me.

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