Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Sie stehen Angehörigen hilfreich zur Seite
Hildegard Bruss ist ausgebildete Trauerbegleiterin. Sie ist für den ökumenischen ambulanten Hospizdienst Regenbogen im Einsatz.
WASSENBERG Auf langen, ausgedehnten Waldspaziergängen intensiv zuhören, an der Seite der Menschen sein, die gerade einen nahen Angehörigen verloren haben. Hildegard Bruss war sich sofort sicher: Eine solche ehrenamtliche Tätigkeit wäre genau ihr Ding. 2007 kam eine Freundin, die einen Gesprächskreis für Trauernde leitet, auf die heute 74-Jährige zu und erklärte ihr: „Ich habe das Gefühl, dass das etwas für dich wäre.“
Hildegard Bruss, die aus Klinkum stammt und heute in Mönchengladbach lebt, hatte großes Interesse, sagte zu. Sie lernte den Trauerhilfekreis kennen, nahm an den regelmäßigen Treffen teil, entschloss sich dann zu der umfassenden Ausbildung zur zertifizierten Trauerbegleiterin, die beim ökumenischen ambulanten Hospizdienst Regenbogen mit Sitz in Wassenberg 80 Unterrichtsstunden umfasst. Diese Ausbildung sei deutschlandweit anerkannt, sagt Katharina Falfasinski, die Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes. Wegen der anhaltenden Pandemie blieb dem Regenbogen-Vorstand im abgelaufenen Jahr keine andere Möglichkeit, als die Ausbildung zum Trauerbegleiter und auch zum Sterbebegleiter erst mal auf Eis zu legen. In diesem Jahr soll es endlich weitergehen – per Internet mit der Zoom-App, vielleicht auch in einer größeren Kirche.
Denn weitere Ehrenamtler werden dringend gebraucht bei dem eingetragenen Verein, der seinen Hauptsitz in der Roermonder Straße in Wassenberg im so genannten „Regenbogen-Haus“hat und eine Zweigstelle in Erkelenz betreibt. Zurzeit sind insgesamt 79 qualifizierte Ehrenamtler im Einsatz. Koordinatorin Katharina Falfasinski übernimmt bei neuen Klienten die
Aufgabe, herauszufinden, „wer zu wem passt“. Sie weiß: „Die Chemie muss stimmen.“
Bis zu zehn Mal trifft sich Trauerbegleiterin Hildegard Bruss mit den Frauen oder Männern, die das kostenlose Hilfsangebot gerne in Anspruch nehmen möchten. Sie möchte für die Trauernden da sein, die sich ihr öffnen beim Spaziergang zu zweit in der Natur. Etwa eineinhalb Stunden dauert ein solcher individueller, persönlicher Gesprächstermin. „Meistens verspüren die Menschen das Bedürfnis, über den Verstorbenen zu reden“, hat sie im Laufe der Jahre festgestellt. Viele wollten der eigenen Familie damit nicht wieder und wieder auf die Nerven gehen, empfänden es als wohltuend und hilfreich, sich einer fremden Person öffnen zu können. Hildegard Bruss legt Wert darauf, nicht als nahe stehende Freundin betrachtet zu werden, lenkt den Blick auf Alternativen wie zum Beispiel Nachbarn. „Die Leute sollen sich nicht nur auf mich konzentrieren.“
Einige der Regenbogen-Ehrenamtler haben sogar beide Ausbildungen erfolgreich absolviert. Sie sind zertifizierte Trauer- und Sterbebegleiter. „Zurzeit ist Trauer etwas ganz Besonderes“, sagt Koordinatorin Falfasinski. Denn Trauerbegleitung könne aktuell in der Corona-Zeit auf Wunsch des Hinterbliebenen auch telefonisch durchgeführt werden. Das gut besuchte Trauer-Café, das einmal im Monat im Wassenberger Traditionslokal „Tante Lucie“organisiert wurde, soll an einem anderen Ort wieder aufleben, sobald Restaurants und Cafés nach dem Lockdown erneut regulär öffnen dürfen.
Auch Wanderführer Norbert Helpenstein aus Wildenrath wartet darauf, für den ambulanten Hospizdienst Regenbogen endlich wieder
Gruppenwanderungen für Trauernde leiten zu dürfen, die unter anderem durch die Myhler Schweiz führen und einen geselligen Abschluss im Eiscafé finden. „Die Trauer ablaufen“– so umschreibt Katharina Falfasinski dieses kostenfreie Angebot, das unterwegs mit kleinen Geschichten, die als Impulse dienen sollen, angereichert und von zwei ausgebildeten Trauerbegleiterinnen thematisch unterstützt wird. Auch den regelmäßigen Trauerhilfekreis soll es sobald wie möglich wieder geben.
Im Rahmen von Informationsveranstaltungen geben Koordinatorin
Der Verein ist auf Spenden angewiesen Kontakt
Koordinatorin Katharina Falfasinski ist montags und mittwochs in der Zeit von 14.30 bis 17 Uhr telefonisch in ihrem Büro in Wassenberg unter 02432 8939550 zu erreichen.
Zweigstelle
In der Erkelenzer Goswinstraße unterhält der ökumenische ambulante Hospizdienst Regenbogen eine Zweigstelle, die dienstags von 10 bis 12.30 Uhr sowie donnerstags von 14.30 bis 17 Uhr unter der Rufnummer 02431 892234 kontaktiert werden kann.
Finanzierung
Der eingetragene Verein ist ständig auf Spenden angewiesen, um seine ehrenamtliche Arbeit fortsetzen zu können. www.regenbogen-hospiz.de
Katharina Falfasinski und ihre Kolleginnen einen kurzen Einblick in die 80-stündige Ehrenamtler-Ausbildung. Danach folgen die Einzelgespräche, bei denen sich die Wege manchmal auch schon wieder trennen, wenn klar wird, dass die angestrebte Tätigkeit doch nicht das Richtige für den Interessenten ist. Das kommt vor, wenn eigene Wunden nach einem persönlich erlebten Sterbefall einfach noch zu frisch sind. Denn, so Falfasinski: „Dieser Einsatz ist keine Selbsttherapie.“
Für Trauerbegleiterinnen wie Hildegard Bruss ist es wichtig, Einfühlungsvermögen, Empathie zu besitzen, dazu die Fähigkeit, für anfangs fremde Menschen da sein zu wollen und ihnen Hilfestellungen zu geben in einer sehr schwierigen Lebensphase.