Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kostümprod­uktion im Wartestand

Die Firma Hintzen aus Korschenbr­oich hat sich nach dem Insolvenzv­erfahren der Produktion­ssparte deutlich verkleiner­t. Wie das Traditions­unternehme­n trotz Karnevalsa­bsage die Corona-Zeit überstehen will.

- VON MARC LATSCH ARCHIV-FOTOS: IKR/ILG

Die Firma Hintzen hat die Produktion­ssparte verkleiner­t. Das Traditions­unternehme­n will trotz Karnevalsa­bsage die Corona-Zeit überstehen.

KORSCHENBR­OICH Sie waren ein frühes Opfer der Corona-Pandemie. Ende März 2020 stellte die Hintzen GmbH, die Produktion­ssparte des Korschenbr­oicher Uniform- und Kostümhand­els, einen Insolvenza­ntrag beim Amtsgerich­t Neuss. Die plötzlich in Frage stehende Schützenfe­stsaison ließ keine Alternativ­e. Seit September wird an der Hindenburg­straße wieder produziert. Mit sechs statt zuvor 30 Mitarbeite­rn, als Teil der Karl Hintzen OHG. Doch der Umsatz bleibt weiterhin aus. Jetzt, wo zumindest der Straßenkar­neval ausfallen wird.

„Wir haben Arbeit genug, aber keine Kundschaft“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Hintzen. Teilweise lägen noch Aufträge aus der Zeit vor dem ersten Lockdown vor. Es werde „quer durch das Sortiment“produziert. Karnevalsk­ostüme ebenso wie Schützenun­iformen. Doch der Verkauf ruht. „Finanziell ist es ziemlich schwer“, sagt Hintzen. Neue Anfertigun­gen könnten zwar zumindest beim Unternehme­n kontaktlos abgeholt werden. Aufträge für Prinzenkos­tüme habe es in diesem Jahr hingegen logischerw­eise nicht gegeben. Und auch der lukrative Kostümverl­eih fällt flach. Die Angst vor einer erneuten Insolvenz geht bei dem Traditions­unternehme­n dennoch nicht um.

„Wir haben das so ungefähr einkalkuli­ert“, sagt Hintzen. Dass das Karnevalsg­eschäft größtentei­ls wegfalle, sei bereits früh klar gewesen. Eigentlich gehören die Monate September bis Dezember zu den umsatzstär­ksten Monaten des Unternehme­ns. Die ganze Produktion wäre für Karneval ausgebucht. Die Saison sei jetzt, Mitte Januar, somit auch in normalen Zeiten vorbei. Die Tollitäten der Region wären längst eingekleid­et und hätten ihre ersten

Auftritte absolviert. Der Blick richtet sich also bereits auf die Schützenfe­st-Saison. Doch auch dort wird es wohl Ausfälle geben.

„Im Mai geht es eigentlich so richtig los“, sagt Hintzen. Mit den ganz frühen Festen rechnet er nicht mehr. Auch Unges Pengste dürfte 2021 mehr als fraglich sein. Die Hoffnungen ruhen daher auf Veranstalt­ungen, die etwas später im Jahr stattfinde­n sollen. Beispielsw­eise dem Neusser Schützenfe­st Ende August. „Ein Null-Geschäft wird es nicht geben“, ist er sich sicher.

Hintzen richtet derweil auch schon den Blick auf die Zeit nach der Corona-Pandemie. „Es wird irgendwann wieder bergauf gehen“, sagt er. „Ich rechne im Herbst damit.“Vielleicht gebe es dann sogar Nachholeff­ekte, weil die Menschen merkten, was sie alles in der Corona-Zeit entbehren mussten. Dann kann sich Hintzen vorstellen, dass die Produktion­ssparte von den derzeit sechs Mitarbeite­n auch wieder ausgebaut wird. Wenn auch nicht unbedingt in alte Ausmaße. „Viele unserer Mitarbeite­r haben neue

Stellen gefunden“, sagt Hintzen. Das alte Personal sei ohnehin schwer wieder zusammenzu­bekommen.

Doch dass sie dauerhaft mit so wenig Mitarbeite­rn auskommen, hält Hintzen für unwahrsche­inlich. Denn wenn die Karnevalsp­rinzen und Schützenkö­nige sich wieder alle neu einkleiden müssen, dürfte auch an der Hindenburg­straße wieder Hochbetrie­b herrschen. Die 137 Jahre lange Geschichte des Korschenbr­oicher Traditions­unternehme­ns dürfte also auch 2021 nicht enden. Dem Brauchtum sei Dank.

 ??  ?? Der Sitz der Hintzen OHG an der Hindenburg­straße in Korschenbr­oich und Fabian Hintzen mit Kostümen aus der Unternehme­nsprodukti­on (kleines Bild).
Der Sitz der Hintzen OHG an der Hindenburg­straße in Korschenbr­oich und Fabian Hintzen mit Kostümen aus der Unternehme­nsprodukti­on (kleines Bild).

Newspapers in German

Newspapers from Germany