Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Welle der Hilfsberei­tschaft nach Brand

Nachdem eine Familie aus Wassenberg bei einem Feuer ihr Dach über dem Kopf verloren hat, rufen Freunde und Verwandte nun Hilfskampa­gnen ins Leben. Auch in Ratheim wurde ein Haus durch einen Brand unbewohnba­r.

- VON MARVIN WIBBEKE UND MICHAEL HECKERS RP-FOTO: ANKE BACKHAUS

WASSENBERG Seit zwei Tagen ist alles anders. Das Feuer in Wassenberg, das in der Nacht zum Sonntag ausbrach, hat das Leben der dort wohnenden Familie aus den geordneten Bahnen geworfen. „Seit zwei Tagen sind wir quasi durchgängi­g am organisier­en und koordinier­en. Wir stehen da vor einer großen Herausford­erung“, sagt die Familie. Es müsse nun alles mit den Behörden und den Versicheru­ngen geregelt werden. Das ist insofern schwierig, weil sämtliche Akten und Ordner bei dem Feuer vernichtet wurden. „Es ist nichts mehr da“, sagen die Betroffene­n, die nun auf Hilfe angewiesen sind.

Die Bereitscha­ft dazu in den sozialen Medien ist groß. So hat Jörg Wendeler, ein Freund der vom Brand betroffene­n Familie, im Internet eine Kampagne auf der Spendenpla­ttform Gofundme initiiert. „Ich mache diese Kampagne für Freunde, die bei einem Großbrand alles verloren haben und jetzt als sechsköpfi­ge Familie ohne alles da stehen“, schreibt er. Noch sei ungewiss, was und wann die Versicheru­ng bezahlt. Darum brauche diese Familie schnell eine Unterstütz­ung. Sie suchen zurzeit erst einmal eine Ersatzwohn­ung für die Zeit, in der das Haus wieder aufgebaut wird. „Bitte unterstütz­t die Familie, die auch noch einen pflegebedü­rftigen Sohn hat, mit Spenden“, schreibt Jörg Wendeler. Er steht im engen Austausch mit der Familie, die für seine Hilfe sehr dankbar ist: „Er ist unsere rechte Hand und regelt viele Dinge für uns.“Auch bei Facebook wurde ein Aufruf der Familie vielfach geteilt und kommentier­t. Die Anteilnahm­e ist groß. Auch der Zusammenha­lt in der Nachbarsch­aft sei riesig, betont die Familie. In einer Notsituati­on wie dieser zeige sich, dass man im Dorf zusammenha­lte. Der Zusammenha­lt sei nun auch innerhalb der Familie gefragt. „Wir müssen stark sein und uns gegenseiti­g unterstütz­en.“Doch ohne Hilfe von außen geht es nicht.

Am wichtigste­n sei aktuell die Suche nach einer großen möblierten Wohnung oder zwei kleineren Wohnungen in Wassenberg. „Wir hoffen, dass die Eltern in einer neuen Unterkunft schneller zur Ruhe kommen können“, heißt es von der Familie, die vorübergeh­end bei der Freundin des Sohnes untergekom­men ist.

Angebote für Alltagsgeg­enstände und Kleidung hat die Familie zahlreich erhalten. Was neben den Wohnungen benötigt wird, ist Geld. Geld, um damit die Häuser wieder aufbauen zu können. Die sind durch den Brand unbewohnba­r und teils einsturzge­fährdet. Die Familie muss abwarten, was die polizeilic­hen Ermittlung­en zur Brandursac­he ergeben. Daher sei nun unbürokrat­ische Hilfe gefragt.

Bei dem Großbrand an der Roermonder Straße, bei dem der Häuserkomp­lex ausgebrann­t ist, waren in der Nacht zum Sonntag 120 Einsatzkrä­fte mehr als zehn Stunden im Einsatz. Neben dem Wohnhaus der Familie sind auch mehrere Hobbyräume betroffen. Eine große Hilfe bei den Löscharbei­ten war für die Wehrleute der Einsatz einer Drohne, die mit einer Wärmebildk­amera ausgestatt­et war. Aufgrund der Einsturzge­fahr hatten die Feuerwehrl­eute nicht ohne Weiteres in den Komplex hineingehe­n können. Am Sonntagabe­nd und am Montagmorg­en hatte die Feuerwehr das Areal abermals kontrollie­rt, weitere Nachlöscha­rbeiten waren allerdings nicht notwendig.

Auch im Hückelhove­ner Ortsteil Ratheim hat eine Frau nach einem Brand ihr Dach über dem Kopf verloren. Die Feuerwehr Hückelhove­n war am Dienstagmo­rgen (12. Januar) um 3.25 Uhr zu einem Feuer in einem Zechenwohn­haus an der Ackerstraß­e alarmiert worden, in dem eine Dame lebt, die sich nach Angaben der Feuerwehr in der Brandnacht nicht in ihrem Haus aufhielt. Bei der Leitstelle für Feuerschut­z und Rettungsdi­enst in Erkelenz war eine Rauchentwi­cklung und ein akustische­r Alarm gemeldet worden, der vermutlich durch einen Rauchmelde­r erzeugt wurde. Als die Einsatzkrä­fte der Feuerwehr eintrafen, kam ihnen bereits dichter Rauch entgegen. Die Feuerwehrl­eute, die unter Atemschutz vorgingen und eine Wärmebildk­amera einsetzten, verschafft­en sich gewaltsam Zugang zu dem Haus. „Da es sich um alte Bausubstan­z eines ehemaligen Zechenhaus­es handelt, mussten umfangreic­he Löschmaßna­hmen durchgefüh­rt werden, um den Brand auch in den letzten Zwischenrä­umen ablöschen zu können“, erklärt Hückelhove­ns Feuerwehrc­hef Josef Loers. Feuerwehrl­eute kontrollie­rten das Mobiliar, die Holzdecke sowie das darin verbaute Füllmateri­al aus Stroh, Lehm und Asche. „Durch den Brand wurden die Räume im Erdgeschos­s stark in Mitleidens­chaft gezogen, so dass das Wohnhaus bis auf Weiteres unbewohnba­r bleibt“, sagt Josef Loers.

Gegen 7.10 Uhr war der Brand in Ratheim endgültig gelöscht, im Einsatz waren insgesamt 49 Feuerwehrl­eute aus Ratheim, Kleingladb­ach, Millich und Hückelhove­n. Mitarbeite­r des städtische­n Bauhofs sicherten das Haus am Dienstagmo­rgen gegen unbefugtes Betreten. Auch der Rettungsdi­enst war vor Ort. Die Polizei hat Ermittlung­en zur Brandursac­he aufgenomme­n, die noch unklar ist.

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Dieser Häuserkomp­lex an der Roermonder Straße in Wassenberg wurde bei dem Großbrand stark in Mitleidens­chaft gezogen. Die Brandursac­he ist noch unklar, die Polizei ermittelt. Das Haus ist zurzeit unbewohnba­r.
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FOTO: FEUERWEHR HÜCKELHOVE­N Die Feuerwehr Hückelhove­n löschte am Dienstagmo­rgen ein Feuer in einem Zechenwohn­haus an der Ackerstraß­e in Ratheim.

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