Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wenn Trainingsr­eize ausbleiben

Lidia Enzminger ist die Betreiberi­n und Inhaberin des Sport- und Gesundheit­szentrums Forum an der Kölner Straße 88 in Erkelenz. Wegen Corona ist es vorerst geschlosse­n. Sie erklärt, was das für die Menschen heißt, die auf Training angwiesen sind.

- VON ANKE BACKHAUS RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

ERKELENZ Es liegt in ihrer Natur, auf die Menschen zuzugehen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Mit den Menschen zu reden. Und nebenbei tut sie ihnen Gutes – vor allem für das Wohlbefind­en. Lidia Enzminger betreibt an der Kölner Straße 88 das Forum, das in Erkelenz gut bekannte Sport- und Gesundheit­szentrum. Coronabedi­ngt kann Inhaberin Lidia Enzminger jedoch ihr Forum nicht öffnen.

„Ich habe kürzlich eine Frau getroffen, die regelmäßig bei uns ist und trainiert. Sie war mit einem Rollator unterwegs, was mich schon wunderte“, erzählt Lidia Enzminger eine keine Geschichte. Dass die Frau den Rollator als Hilfsmitte­l derzeit nutzen muss, hat einen einfachen Grund: Die Frau hat mit Bewegungse­inschränku­ngen zu kämpfen. „Sie kann ja nicht trainieren. Wir machen dank Rückmeldun­gen derzeit die Erfahrung, dass die Menschen zwar andie frische Luft gehen und so für etwas Bewegung sorgen, was ja auch gut ist. Aber das Training setzt gezielte Reize. Die Muskulatur lernt, mit diesen Reizen umzugehen. Die Muskulatur baut sich so auf“, erklärt sie.

Neben vielen unterschie­dichen Geräten, darunter auch die so genannten E-Gym-Geräte, die sich per Chip individuel­l auf den Nutzer einstellen und die wegen ihrer Vielfalt den ganzen Körper fordern, sind auch die Reha-Kurse ein entscheide­nder Bausteim im Konzept des Forums. „Gerade nach Verletzung­en leistet die Physiother­apie als erste Instanz wertvolle Arbeit. Das Reha-Training, das sich anschließt, ist einfach in der Gruppe

effektiv“, weiß Lidia Enzminger. Wegen des erzwungene­n Trainingss­topps fehlt den Teilnehmer­n die vernünftig­e Anleitung zum Training. Ob dies nicht auch auf digitalem Weg zu stemmen ist? Lidia Enzminger hat dazu eine klare Meinung: „Ja, theoretisc­h kann das funktionie­ren. In der Praxis würde sich aber dieses Bild einstellen: Der Trainer macht die Übungen vor und jeder Teilnehmer macht diese dann zu Hause. Die Teilnehmer lernen ja viel durch die Übungen. Jedoch hat ein Trainer auch die Aufgabe, eben wegen des persönlich­en Kontakts auf das zu achten, was die Teilnehmer bei der Ausführung der Übung machen. Gegebenenf­alls greift der Trainer direkt ein und korrigiert. Das ist auf digitalem Weg nicht zu leisten.“Sie erklärt dazu weiter: „Nicht wenige Menschen kämpfen mit Schmerzen. Im engen Austausch mit Trainern lernen sie, wo die Grenzen sind, wenn wir von sinnvollem Training reden wollen.“

Wenn das Forum irgendwann wieder öffnen darf, erwartet Lidia Enzminger mit ihrem Team Menschen, die völlig neu aufs Training eingestell­t werden müssen. Sofort von null auf 100 – dies sei gar nicht empfehlens­wert, sagt sie. Stattdesse­n wird es für die Teilnehmer, nicht nur für die in den Rehakursen, persönlich­e Termine geben, um die veränderte Situation auszuloten und jeden einzelnen Menschen neu fürs Training einzustell­en. Darauf ist das Team vorbereite­t.

Und dann blickt Forum-Inhaberin Lidia Enzminger wieder auf ihr menschenle­eres Forum, in dem sonst viel Leben herrscht. „Wir hatten hier ein sehr organisier­tes Hygienekon­zept ausgearbei­tet. Letztlich haben wir viel mehr gemacht als vorgeschri­eben war. Unter anderem haben wir Geräte versetzt, um Abstände zu wahren. Wir haben in den Kursen die Quadratmet­erzahl pro Person deutlich erhöht. Ganz abgesehen auch von Desinfekti­onsmitteln,

die wir an vielen Stellen im Forum angeboten hatten. Wir hatten sogar mit einem System gearbeitet, nachdem wir jeden Tag für eine lückenlose Dokumentat­ion gesorgt haben, wer von wann bis wann im Studio war. Das war alles mit einem hohen Kostenfakt­or verbunden. Es hat sich nie gezeigt, dass Studios die großen Pandemietr­eiber sind. Darüber hinaus stehen wir für den Erhalt der Gesundheit. Jetzt werden wir einfach mal weiter beobachten, wie sich die Lage entwickelt und wie es nach dem 31. Januar aussieht. Sicherlich hoffen wir alle, dass es möglichst schnell mit dem Betrieb weitergehe­n kann.“

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Lidia Emzlinger an einer computerge­steuerten Brustpress­e. Obwohl es ein ausgeklüge­ltes Hygiene-Konzept gibt, muss sie derzeit schließen.

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