Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wenn Trainingsreize ausbleiben
Lidia Enzminger ist die Betreiberin und Inhaberin des Sport- und Gesundheitszentrums Forum an der Kölner Straße 88 in Erkelenz. Wegen Corona ist es vorerst geschlossen. Sie erklärt, was das für die Menschen heißt, die auf Training angwiesen sind.
ERKELENZ Es liegt in ihrer Natur, auf die Menschen zuzugehen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Mit den Menschen zu reden. Und nebenbei tut sie ihnen Gutes – vor allem für das Wohlbefinden. Lidia Enzminger betreibt an der Kölner Straße 88 das Forum, das in Erkelenz gut bekannte Sport- und Gesundheitszentrum. Coronabedingt kann Inhaberin Lidia Enzminger jedoch ihr Forum nicht öffnen.
„Ich habe kürzlich eine Frau getroffen, die regelmäßig bei uns ist und trainiert. Sie war mit einem Rollator unterwegs, was mich schon wunderte“, erzählt Lidia Enzminger eine keine Geschichte. Dass die Frau den Rollator als Hilfsmittel derzeit nutzen muss, hat einen einfachen Grund: Die Frau hat mit Bewegungseinschränkungen zu kämpfen. „Sie kann ja nicht trainieren. Wir machen dank Rückmeldungen derzeit die Erfahrung, dass die Menschen zwar andie frische Luft gehen und so für etwas Bewegung sorgen, was ja auch gut ist. Aber das Training setzt gezielte Reize. Die Muskulatur lernt, mit diesen Reizen umzugehen. Die Muskulatur baut sich so auf“, erklärt sie.
Neben vielen unterschiedichen Geräten, darunter auch die so genannten E-Gym-Geräte, die sich per Chip individuell auf den Nutzer einstellen und die wegen ihrer Vielfalt den ganzen Körper fordern, sind auch die Reha-Kurse ein entscheidender Bausteim im Konzept des Forums. „Gerade nach Verletzungen leistet die Physiotherapie als erste Instanz wertvolle Arbeit. Das Reha-Training, das sich anschließt, ist einfach in der Gruppe
effektiv“, weiß Lidia Enzminger. Wegen des erzwungenen Trainingsstopps fehlt den Teilnehmern die vernünftige Anleitung zum Training. Ob dies nicht auch auf digitalem Weg zu stemmen ist? Lidia Enzminger hat dazu eine klare Meinung: „Ja, theoretisch kann das funktionieren. In der Praxis würde sich aber dieses Bild einstellen: Der Trainer macht die Übungen vor und jeder Teilnehmer macht diese dann zu Hause. Die Teilnehmer lernen ja viel durch die Übungen. Jedoch hat ein Trainer auch die Aufgabe, eben wegen des persönlichen Kontakts auf das zu achten, was die Teilnehmer bei der Ausführung der Übung machen. Gegebenenfalls greift der Trainer direkt ein und korrigiert. Das ist auf digitalem Weg nicht zu leisten.“Sie erklärt dazu weiter: „Nicht wenige Menschen kämpfen mit Schmerzen. Im engen Austausch mit Trainern lernen sie, wo die Grenzen sind, wenn wir von sinnvollem Training reden wollen.“
Wenn das Forum irgendwann wieder öffnen darf, erwartet Lidia Enzminger mit ihrem Team Menschen, die völlig neu aufs Training eingestellt werden müssen. Sofort von null auf 100 – dies sei gar nicht empfehlenswert, sagt sie. Stattdessen wird es für die Teilnehmer, nicht nur für die in den Rehakursen, persönliche Termine geben, um die veränderte Situation auszuloten und jeden einzelnen Menschen neu fürs Training einzustellen. Darauf ist das Team vorbereitet.
Und dann blickt Forum-Inhaberin Lidia Enzminger wieder auf ihr menschenleeres Forum, in dem sonst viel Leben herrscht. „Wir hatten hier ein sehr organisiertes Hygienekonzept ausgearbeitet. Letztlich haben wir viel mehr gemacht als vorgeschrieben war. Unter anderem haben wir Geräte versetzt, um Abstände zu wahren. Wir haben in den Kursen die Quadratmeterzahl pro Person deutlich erhöht. Ganz abgesehen auch von Desinfektionsmitteln,
die wir an vielen Stellen im Forum angeboten hatten. Wir hatten sogar mit einem System gearbeitet, nachdem wir jeden Tag für eine lückenlose Dokumentation gesorgt haben, wer von wann bis wann im Studio war. Das war alles mit einem hohen Kostenfaktor verbunden. Es hat sich nie gezeigt, dass Studios die großen Pandemietreiber sind. Darüber hinaus stehen wir für den Erhalt der Gesundheit. Jetzt werden wir einfach mal weiter beobachten, wie sich die Lage entwickelt und wie es nach dem 31. Januar aussieht. Sicherlich hoffen wir alle, dass es möglichst schnell mit dem Betrieb weitergehen kann.“