Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Radwegmang­el im Ortskern

Nach dem Ausfall im vergangene­n Jahr wird am nächsten automobile­n Festival gefeilt. Ein Großteil des Programms steht bereits fest.

- VON WILJO PIEL FOTOS (3): CLASSIC DAYS

Ein RP-Leser ist häufig mit dem Rad unterwegs. Vor allem in der Innenstadt ist er dabei mit den Gegebenhei­ten unzufriede­n.

RHEIN-KREIS Mit vorsichtig­em Optimismus wird zurzeit die 15. Auflage der „Classic Days“geplant. Bereits Monate vor dem Starttermi­n konnten zahlreiche wertvolle Exponate und Einzelstüc­ke aus der Automobil-Geschichte für das Festival auf Schloss Dyck gewonnen werden. Darunter Fahrzeuge, die in Museen stehen, diese aber seit vielen Jahren nicht mehr verlassen haben. „Unser Termin vom 6. bis 8. August liegt im dritten Quartal. Wir hoffen darauf, dass zu diesem Zeitpunkt wieder Großverans­taltungen möglich sein werden – unter welchen Bedingunge­n, wird sich zeigen“, sagt Marcus Herfort, Vorstand des Vereins „Classic Days“. Im vergangene­n Sommer musste das Oldtimer-Event wegen der Corona-Pandemie ausfallen.

Der Verein mit rund 100 Ehrenamtle­rn unter seinem Dach hat sich in der Krise über Wasser gehalten und arbeitet bereits seit September an seiner europaweit bekannten automobile­n Zeitreise – die einmal mehr wortwörtli­ch genommen werden kann. Denn für eine Sonderscha­u mit Autos aus der Filmgeschi­chte wird der legendäre DeLorean aus dem Kult-Klassiker „Zurück in die Zukunft“erwartet. „Wir bekommen das Original-Fahrzeug von einem Museum in England“, berichtet Herfort. Und nicht nur das: Ein Sammler hat sogar das schwarze Ford Super De Luxe Convertibl­e von 1946 in Aussicht gestellt, in dem ein gewisser Biff Tannen unterwegs war. Film-Fans werden sich gut daran erinnern.

Es sind aber die historisch­en und seltenen Fahrzeuge, die die „Classic Days“so interessan­t machen. Sie heißen Fiat Tipo S76, Blitzen Benz oder Mercedes 60-HP, sind mehr als 100 Jahre alt und werden von Museen oder Privatsamm­lern zur Verfügung gestellt. „So viele Rekordwage­n in dieser Zusammenst­ellung gibt es nirgendwo anders zu sehen“, sagt Herfort. Eine solche Zusammenst­ellung koste aber auch

Arbeit und eine gehörige Portion Überzeugun­gskraft. Allein an dem Darracq HP 200 von 1905, der 2021 erstmals bei den „Classic Days“gezeigt werden soll, „baggert“der Verein seit nicht weniger als 14 Jahren. „So lange führen wir schon Gespräche mit dem Kurator dieses einzigarti­gen Wagens“, betont Herfort.

Angesichts der wertvollen Exponate, über die oft lange mit Museen und Sammlern verhandelt werden müsse, vergleicht Herfort das Festival denn auch mit großen Kunstausst­ellungen, bei denen etwa Werke von Monet oder Picasso präsentier­t werden. „Die Bedeutung – auch die kulturhist­orische – des Festivals wird viel zu oft unterschät­zt“, sagt er. Die politisch Verantwort­lichen aus dem Rhein-Kreis würden die „Classic Days“schon richtig einordnen, auch was deren kulturelle Relevanz für den Veranstalt­ungsort Schloss Dyck betreffe. „Die Strahlkraf­t und der Stellenwer­t finden im Land und in den Ministerie­n aber noch nicht die richtige Wertschätz­ung“, bedauert Herfort. So werde der Verein – der wegen des Ausfalls 2020 unter Einnahmeei­nbußen zu leiden habe – auch bei Corona-Förderprog­rammen

nicht berücksich­tigt.

„Auch Automobil-Kultur ist Kultur – und das in allen Facetten. Was auf Schloss Dyck einmal im Jahr mit viel ehrenamtli­cher Kraft bewerkstel­ligt und in einer unvergleic­hlichen Zusammenst­ellung abgebildet wird, ist Kulturarbe­it, wir produziere­n und vermitteln Kultur“, sagt Herfort. Der Verein firmiere zwar als GmbH, leiste aber pro Jahr etwa 20.000 Stunden ehrenamtli­che Arbeit – „in absoluter Non-Profit-Absicht“. Immerhin fließe der überwiegen­de Teil des Einnahmen in den Erhalt von Schloss und Park.

Auch wenn noch nicht ganz klar ist, ob die 15. Auflage wie gewohnt stattfinde­n kann, steht der größte Teil des Programms bereits fest. „Wir können nicht im Juni mit den Planungen beginnen, so eine Veranstalt­ung braucht einen gewissen Vorlauf“, argumentie­rt Herfort. Insgesamt sind mehr als zwölf Ausstellun­gsbereiche vorgesehen.

Neu wird eine Abteilung mit dem Titel „Grand Prix de Siècle“sein: Im Schatten eines großen Fesselball­ons sollen historisch­e Sportarten präsentier­t werden, aber auch Einradfahr­er und ein Wanderzirk­us,

„Was auf Schloss Dyck einmal im Jahr abgebildet wird, ist Kulturarbe­it“Marcus Herfort Vorstand

der sich spielerisc­h mit dem Thema „Fortbewegu­ng“auseinande­rsetzt. „Das passt zu unserem Ziel: Wir wollen für jede Alters- und Interessen­gruppe nicht nur außergewöh­nliche Technik, sondern auch spannende Geschichte­n präsentier­en können“, berichtet der Vereinsvor­stand. „Vielfalt, Ausgewogen­heit und Qualität der Inhalte sind uns wichtig, daran arbeiten wir mit großer Ernsthafti­gkeit.“

Mit dem Verkauf von „Classic-Days-Aktien“und mit Hilfe von Spenden aus der Oldtimer-Szene hat sich der Verein in der Pandemie-Zeit halten können. „Sollte es 2021 aber erneut zu einer Verschiebu­ng um ein Jahr kommen, wird das Festival sicherlich anders aussehen als gewohnt“, sagt Marcus Herfort. Dann müsse an das „Eingemacht­e“gegangen werden, etwa an die teilweise Räumung des Lagers, um die laufenden Kosten zu reduzieren. Auch ein Verkauf der dort gut gehüteten Deko-Artikel – wie der große Startbogen der „Classic Days“– wäre erforderli­ch. Zuletzt müsse sich der Verein wohl auch von seinen beiden Mitarbeite­rn trennen. „Das würde eine sehr harte Zeit werden“, meint Herfort. „Aber ich bin optimistis­ch, dass wir auch die irgendwie überstehen werden.“

 ??  ?? Der legendäre DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“soll in einer Sonderscha­u mit Autos der Filmgeschi­chte präsentier­t werden.
Der legendäre DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“soll in einer Sonderscha­u mit Autos der Filmgeschi­chte präsentier­t werden.
 ??  ?? Ein Auto für Filmstars vor der Schloss-Kulisse: Der Roadster aus den 1930er Jahren stammt aus der französisc­hen Edel-Autoschmie­de Delahaye.
Ein Auto für Filmstars vor der Schloss-Kulisse: Der Roadster aus den 1930er Jahren stammt aus der französisc­hen Edel-Autoschmie­de Delahaye.
 ??  ?? Auch das machen die „Classic Days“aus: Modenschau­en mit den Outfits, die zu den Baujahren der historisch­en Autos passen.
Auch das machen die „Classic Days“aus: Modenschau­en mit den Outfits, die zu den Baujahren der historisch­en Autos passen.

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