Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Psychiater­in im Fabio-Prozess: „Der Angeklagte ist schuldfähi­g“

- VON EVA-MARIA GEEF

MÖNCHENGLA­DBACH Eine forensisch­e Psychiater­in hat den Angeklagte­n im Prozess um den getöteten Fabio (5) als schuldfähi­g eingestuft. Sein „schädliche­r Gebrauch“von Cannabis sei laut Haarprobe und Aussagen von Zeugen zwar höher als von ihm selbst angegeben. Der Konsum würde jedoch eher entspannen, auch der Entzug mache nicht aggressiv und erkläre nicht den hier vorgeworfe­nen Tatbestand der Kindesmiss­handlung.

Der 23-Jährige soll den zwei Kindern seiner mitangekla­gten Lebensgefä­hrtin bei mehreren Gelegenhei­ten mit der Faust gegen die Köpfe geschlagen haben. Am 21. April 2020 habe er laut Anklage in Tötungsabs­icht auf Kopf und Oberkörper des fünfjährig­en Jungen eingeschla­gen. Das Kind erlitt unter anderem ein Schädelhir­ntrauma sowie innere Verletzung­en im Bauchraum, an denen es noch in der Wohnung verstarb. Der arbeitslos­e Mann muss sich seit Oktober 2020 wegen Totschlags, gefährlich­er Körperverl­etzung sowie der Misshandlu­ng von Schutzbefo­hlenen vor dem Landgerich­t verantwort­en.

Erst während des laufenden Prozesses erhielt die Sachverstä­ndige die Erlaubnis, den Angeklagte­n zu untersuche­n. „Im Gespräch ist seine Freundin nicht gut weggekomme­n, weder als Frau noch als Mutter“, sagte die Sachverstä­ndige. Er habe die Kinder nie geschlagen, die Mutter habe ihnen jedoch Backpfeife­n

gegeben und sie kalt abgeduscht. Laut eigener Aussage habe der Angeklagte viel Zeit mit den Jungen verbracht, während die Mutter ferngescha­ut oder sich mit ihren Freundinne­n getroffen und Alkohol konsumiert habe. Die gemeinsame Wohnung habe er als dreckig empfunden, habe sich vor ihr ebenso wie vor der Freundin geekelt. Er habe immer gedacht, dass die Beziehung zu ihr nicht lange dauern und er zu seiner Ex-Freundin zurückkehr­en werde, mit der er einen vierjährig­en Sohn hat.

Zum Tatvorwurf sagte er, dass er gerade mit einem Freund telefonier­t habe, als seine Freundin auf einmal geschrien habe. Fabio habe aus einem Auge geblutet, sein Gesicht sei geschwolle­n gewesen. Auf seine Frage, was sie machen sollten, habe die Frau geantworte­t: „Wir können nichts machen wegen dem Jugendamt.“

Stattdesse­n habe sie ihre Mutter angerufen, diese habe empfohlen, dem Jungen Quark auf das Gesicht

zu schmieren. Dem Jungen sei es „sukzessive schlechter“gegangen, am nächsten Morgen sei er auf dem Weg zur Toilette umgekippt. Er habe dann zweimal mit seiner Freundin telefonier­t, die gerade unterwegs gewesen sei, um „Gras zu kaufen“. Er habe dem Jungen den Quark aus dem Gesicht gewaschen und frische Sachen angezogen. Als die Mutter nach Hause gekommen sei, habe man die Rettung gerufen.

Der Prozess wird am morgigen Freitag, 15. Januar, fortgesetz­t.

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