Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Zu wenig Radwege im Korschenbroicher Ortskern
Ralf Mitsch ist häufig mit dem Fahrrad unterwegs. Vor allem in der Innenstadt ist er dabei mit der Situation unzufrieden.
KORSCHENBROICH Wenn Ralf Mitsch auf sein Rad steigt, ist er häufig enttäuscht. Vor allem dann, wenn sein Weg in den Ortskern von Korschenbroich führt. Während die Fahrt über die Wege außerhalb funktioniere, schätzt Mitsch die Situation im Ort als sehr unbefriedigend ein.
„Um Korschenbroich herum, kann man sehr gut Radfahren“, sagt Mitsch. „In der Innenstadt gibt es kaum vernünftige Radwege auf den bestehenden Straßen.“Dies stehe im Widerspruch dazu, dass die Stadt auf ihrer Internetseite offensiv für das Fahrrad als Fortbewegungsalternative werbe. Er fahre „seit ewigen Zeiten Rad“, sagt Mitsch. „Viel Bewegung habe ich da in den letzten Jahren nicht festgestellt.“Er hofft auf mehr markierte Radwege oder Fahrradstraßen, um die Situation im Ort zu verbessern. „Insgesamt besteht ein sehr ausgeprägtes Nachholpotenzial, um Korschenbroich insgesamt als Radfahrer-freundliche Stadt einzustufen.“
„Beim Ortskern Korschenbroich handelt es sich um historisch gewachsene räumliche Bedingungen, die bei den heute bestehenden rechtlichen Vorgaben für bauliche Radverkehrsanlagen die Anlage separater Radwege nur schwerlich zulassen“, teilt die Stadt mit. Viele Radfahrer würden es zudem bevorzugen, sich mit anderen Verkehrsteilnehmern auf der Fahrbahn zu bewegen. Wie an den verkehrsberuhigten Bereichen im Ortskern und am Hannencenter. In vielen angrenzenden Straßen gebe es zudem Tempo-30-Zonen. Auch der ADFC stütze laut Stadt diese Regelung.
Zumindest der ADFC Korschenbroich zeigt sich mit der Situation im Ortskern allerdings auch in Teilen
unzufrieden. „Das ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt Sprecher Hans-Joachim Engelbrecht. Durch die Tempo-30-Zonen im Ortskern sei schon viel gewonnen. Gerade für ungeübte Radfahrer sei es aber an manchen Stellen „eine Katastrophe“. Ein Radstreifen werde da laut Engelbrecht allerdings auch nicht helfen. „Das ist zwar optisch ganz schön“, sagt er. Die Autofahrer würden das aber ohnehin ignorieren. Er wünscht sich hingegen, dass mehr Einbahnstraßen für den Fahrrad-Gegenverkehr geöffnet würden.
Den Einwand, dass sich nichts verbessert habe, teilt die Stadt ausdrücklich nicht. Sie nennt mehrere Maßnahmen, die durchgeführt wurden. Darunter eine Aufstellspur für Radfahrer, der Ausbau der Fahrradparken-Infrastruktur und mehrere Geschwindigkeitreduzierungen auf Hauptverkehrsstraßen. Zudem würden Politik und Verwaltung derzeit ein neues Mobilitätskonzept erarbeiten. Auch Engelbrecht lobt beispielsweise den neuen Radweg in Kleinenbroich durch die Unterführung am Holzkamp.
Besonders unzufrieden ist Mitsch hingegen darüber, dass es an der Borrenstraße/Bleichstraße in Korschenbroich keinen Radweg gibt. Dies sei ein zentraler Straßenabschnitt für viele, die aus Pesch oder Liedberg ins Zentrum pendelten. Die reine Verkehrsberuhigung mit Tempo 30 reicht ihm dort nicht aus. Die Stadt beruft sich auf die verschiedenen Funktionen der Straße. Zum einen Zu- und Abfahrt für Schule, Aula und Sportstätten. Zum anderen eine Straße mit überwiegender Wohnnutzung. Deswegen sei Tempo-30 eingerichtet worden, verbunden mit Parkplätzen auf der Bleichstraße. Eine Radstreifen-Markierung werde laut Stadt aus Platzgründen „wahrscheinlich nicht zulässig sein“. Außerdem würden die Parkmöglichkeiten wegfallen und die Autos könnten leicht schneller fahren.
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