Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mutter-Kind-Klinik hat wieder Hoffnung
Wegen der Corona-Pandemie geriet die Mutter-Kind-Klinik in Wegberg-Dalheim 2020 in Existenznot. Jetzt hofft Geschäftsführer Marcus Bierei auf ruhigere Zeiten.
DALHEIM Die Mutter-Kind-Klinik hat bewegte Monate hinter sich. Seit Ausbruch der Corona-Krise im Erkelenzer Land Ende Februar bangte das Haus Waldquelle, stand gleich zweimal vor dem Haus. Jetzt hat Geschäftsführer Marcus Bierei gute Nachrichten: Die Politik hat die Weichen gestellt, dass die Kurkliniken ihre Arbeit auch während der Pandemie fortsetzen können. „Jetzt hängt es im Wesentlichen an den Krankenkassen, uns wirtschaftliches Arbeiten zu ermöglichen“, sagt Marcus Bierei.
Das Haus Waldquelle bietet dreiwöchige Kuren für Mütter mit Kindern an, die unter Erschöpfung, Selbstzweifel, Stress, Schlafstörungen und Zeitdruck leiden und sich krank fühlen. Diese Problematiken treten laut Bierei seit Beginn der Corona-Pandemie gehäuft auf, weil viele Familien unter besonderem Druck stehen. Die Betroffenen sollen in Dalheim mit einem besonderen mütterspezifischen Konzept und unter ständiger ärztlicher und therapeutischer Begleitung wieder stark werden und ihre Gesundheit langfristig erhalten. Der Therapieplan wird individuell festgelegt und bezieht neben der gesundheitlichen
Situation auch die persönliche Lebenssituation mit ein.
Nach einem Corona-Verdachtsfall musste die Mutter-Kind-Klinik für Vorsorge und Rehabilitation in Wegberg-Dalheim von März bis Juni schließen. Die vorübergehende Schließung der Klinik erfolgte auf Anordnung von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Die Räume sollten freigehalten werden, falls die Krankenhauskapazitäten nicht mehr ausreichten und weitere Räume zur Behandlung von Patienten benötigt würden. Nachdem
Haus Waldquelle am 17. Juni seinen Betrieb wieder aufnehmen konnte, geriet die Einrichtung im Oktober erneut in Existenznot, weil der finanzielle Rettungsschirm der Regierung Ende September auslief und die finanziellen Reserven zur Neige gingen. Um weitermachen zu können und die Liquidität zu sichern, wurden laut Bierei fest geplante Investitionen in die Bestandsgebäude in Höhe von rund 250.000 Euro bis auf Weiteres zurückgestellt.
Wie Marcus Bierei weiter erklärt, hätte die Politik den Hilferuf der
Kurkliniken gehört und sowohl den Rettungsschirm verlängert, als auch den ausdrücklichen Willen erklärt, dass die Kurkliniken auch während der Corona-Pandemie wirtschaftlich arbeiten können sollen. Jetzt müssten die mehr als 1000 Reha-Einrichtungen in Deutschland mit mehr als 100 Krankenkassen über die wirtschaftliche Ausgestaltung verhandeln. „Unser Einfluss dabei ist natürlich sehr eingeschränkt“, sagt Marcus Bierei, der dennoch auf eine für alle vernünftige Lösung hofft, die seiner Einrichtung trotz Pandemie wieder eine langfristige Perspektive gibt.
Zurzeit sind 24 der insgesamt 30 Plätze in der Mutter-Kind-Klinik belegt. „Ich hoffe, dass wir bald wieder voll ausgelastet sind“, sagt Marcus Bierei. Sein ausdrückliches Lob gilt den insgesamt 73 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Haus Waldquelle. Sie würden unter extrem erschwerten Bedingungen in der Corona-Pandemie mit Maskenpflicht und Abstandsregelungen erstklassige Arbeit leisten. „Dass dies einwandfrei funktioniert, erkennt man
schon alleine daran, dass wir trotz zahlreicher Tests seit Wiederaufnahme des Betriebs im Juni keinen einzigen Positiv-Fall zu vermelden hatten“, sagt Bierei.
Alle Frauen, die eine Kur im Haus Waldquelle antreten, werden vor Beginn der Maßnahmen, am ersten Tag und nach einer weiteren Woche auf Covid-19 getestet. Die Mitarbeiterinnen des Hauses unterziehen sich alle drei Wochen einem Schnelltest. „Die Arbeit unter Corona-Bedingungen ist extrem belastend und anstrengend. Aber es ziehen alle mit“, sagt der Geschäftsführer. Vor dieser Leistung habe er großen Respekt und sie lasse ihn hoffen, dass das Jahr 2021 für die Mutter-Kind-Klinik und ihre 90 Jahre lange Tradition am Standort Dalheim ein besseres werden wird als das abgelaufene Jahr 2020, das Haus Waldquelle „mit einem blauen Auge überstanden“habe, wie Marcus Bierei sagt.