Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ein Reformer tritt an
Er ist ein Reformer: Als Mitarbeiter im Reformbüro der EKD hat sich der neue rheinische Präses Thorsten Latzel intensiv mit der Frage beschäftigt, wie die evangelische Kirche fit für die Zukunft werden kann. Und als Akademiedirektor in Frankfurt am Main hat er eine traditionsreiche kirchliche Einrichtung neu profiliert.
Das sind gute Voraussetzungen, die der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland mitbringt, um auch an der Spitze der 2,45 Millionen Gemeindeglieder zählenden Landeskirche erfolgreich zu sein. Denn die Landeskirche steht vor großen Herausforderungen. Erst in dieser Woche wurde bekannt, dass die Kirchensteuern aufgrund der Corona-Pandemie deutlich eingebrochen sind. Und auch in Zukunft wird die Kirche wohl kleiner, ärmer und älter werden. Das erklärt gut, warum die Mitglieder der Landessynode mit einer derart deutlichen Mehrheit für Thorsten Latzel gestimmt haben: Denn in der momentanen Situation tut der Kirche ein Präses gut, der sich traut, alte Zöpfe abzuschneiden, anzupacken und Dinge zu verändern. Es ist richtig, dass Latzel besonders auf die 20- bis 40-Jährigen zugehen will – denn gerade diese Generation tritt in Scharen aus der Kirche aus. Und Kinder, die in den Familien nicht mehr getauft werden, werden auch später im Leben nur höchst selten den Weg zur Kirche finden.
Wohltuend indes war am Donnerstag auch noch etwas anderes: Denn Latzel ist wie sein Vorgänger Manfred Rekowski für eine öffentlich sichtbare, aber auch für eine weltoffene, vor allem aber auf Beteiligung setzende evangelische Kirche eingetreten. Womit er eine Haltung vertrat, die ihn und die Evangelische Kirche im Rheinland dann doch deutlich vom ökumenischen Gegenüber, dem Erzbistum Köln und dessen Erzbischof Rainer Maria Woelki, unterscheidet.
BERICHT NEUER PRÄSES WILL „FREIEN GLAUBEN“..., KULTUR