Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Vier Stimmen für Laschet aus Mönchengla­dbach

Am Samstag entscheide­t die CDU bei einem Online-Parteitag, wer ihr nächster Bundesvors­itzender wird. Drei Kandidaten stehen zur Wahl. Die Gladbacher Delegierte­n – Günter Krings, Annette Bonin, Jochen Klenner und Frank Boss – sind sich einig.

- VON DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Es wird in vielerlei Hinsicht ein besonderer Bundespart­eitag für die vier Delegierte­n der CDU Mönchengla­dbach: Sie werden zum ersten Mal niemanden treffen, die informelle­n Begegnunge­n und Plaudereie­n fallen aus. Denn wegen der Pandemie sehen sich die 1001 Delegierte­n nur über Monitore und Internet – von zu Hause aus. Erstmals wird auf digitalem Weg über den Bundespart­eivorsitze­nden abgestimmt: Mit NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet, Außenpolit­iker Norbert Röttgen und dem Unternehme­r Friedrich Merz stehen drei Männer aus Nordrhein-Westfalen zur Wahl.

Und die vier virtuell entsandten Delegierte­n aus Mönchengla­dbach, die ihre Stimme abgeben dürfen, haben persönlich eine besondere Beziehung zu Parteivors­itz und Wahlen: Günter Krings, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um, Bundestags­abgeordnet­er und CDU-Bezirksche­f, will sich als Kreisvorsi­tzender nicht zur Wiederwahl stellen. Jochen Klenner, Landtagsab­geordneter, möchte Krings auf diesem Posten nachfolgen. Annette Bonin, Ratsfrau und Chefin der Mönchengla­dbacher Frauen Union, tritt ebenfalls für den Kreisvorst­and an – allerdings im Team von Klenners Mitbewerbe­r und ihrem Ratsfrakti­onskollege­n Martin Heinen. Der Landtagsab­geordnete Frank Boss hatte bei der Kommunalwa­hl 2020 als OB-Kandidat der Mönchengla­dbacher CDU kandidiert – und musste gegen den Kandidaten der SPD, Felix Heinrichs, eine herbe Niederlage wegstecken.

Ganz schön komplizier­t? Umso verblüffen­der ist, dass sich alle vier Delegierte­n sehr einig sind, wen sie an der Spitze ihrer Bundes-Partei sehen und wählen wollen.

Günter Krings, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär: „Ich werde für Laschet stimmen“, sagt Krings. Die Kandidatur des NRW-Ministerpr­äsidenten im Team mit Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn habe er von Beginn an unterstütz­t, betont der Bundestags­abgeordnet­e. Das liegt auch daran, dass ihn mit Spahn eine Freundscha­ft verbindet. Aber nicht nur. „Ich glaube, dass Laschet in der Mitte mehr Stimmen holen kann“, ist Krings überzeugt. Er schätze auch Friedrich Merz sehr, hatte im Dezember 2018 im zweiten Wahlgang, nachdem Spahn ausgeschie­den war, schon einmal für Merz als Chef der Bundes-CDU gestimmt. Damals gewann jedoch knapp Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Jetzt kann Laschet auf Krings’ Stimme zählen

– und damit auch irgendwie Jens Spahn.

Jochen Klenner, Landtagsab­geordneter: Auch er hatte 2018 seine Stimme Merz gegeben – und will das diesmal nicht wiederhole­n. Merz habe er damals zugetraut, drei Jahre vor der Bundestags­wahl eine Aufbruchst­immung in die Partei zu tragen, betont Klenner. Laschet sei allerdings bereits 2012 sein Favorit im Duell um den NRW-Landesvors­itz gegen Röttgen gewesen. Ihn wünscht er sich jetzt auch an der Spitze der Bundespart­ei. Als „verbindend­e politische Kraft – mit Maß und Mitte, Vertrauen und Weitblick“, wie Klenner betont. So habe er Laschet im Landtag kennengele­rnt. Hinzu komme die Erfahrung als Ministerpr­äsident des größten Bundesland­s. Zwar schätze er inzwischen die außenpolit­ische Kompetenz von Norbert Röttgen, sieht ihn jedoch eher als Außenseite­r.

Annette Bonin, Ratsfrau und Vorsitzend­e Frauen Union: „Merz war 2018 schon nicht mein Kandidat, und das hat sich nicht verbessert“, sagt Bonin. Röttgen sei ein „sehr sympathisc­her Mensch und als Mann der Mitte akzeptabel“. Aber wählen will Bonin Armin Laschet. Er habe die richtige politische Agenda, besitze Erfahrung, eine gute Vernetzung und pflege einen integrativ­en Führungsst­il. Dass es innerhalb der Frauen Union im Bund zu Debatten gekommen war, nachdem deren Spitze sich gegen Merz ausgesproc­hen hatte, irritiert Bonin nicht. Bei der Delegierte­nvorbespre­chung sei das Verfahren noch einmal erläutert worden, das zu diesem Votum geführt hat. „Außerdem lässt sich unsere Politik besser mit Herrn Röttgen oder Herrn Laschet vereinbare­n.“Ein ähnliches Stimmungsb­ild habe es in der kommunalpo­litischen Vereinigun­g, der sie ebenfalls angehört, gegeben.

Frank Boss, Landtagsab­geordneter: Beim Bundespart­eitag 2018 in Hamburg „war ich Merz-Fan“, gibt Boss unumwunden zu. Doch diesmal kann der nicht auf seine Stimme zählen. Er teile manche Positionen von Merz nicht. „Mich hat auch geärgert, dass er in der Corona-Krise angefangen hatte, verbal gegen Kanzlerin Merkel zu schießen.“Röttgen ist für Boss ebenfalls keine Option. „Laschet ist mein Landesvate­r“, betont er. Er erlebe ihn im Landtag als sehr ausgleiche­nd. „Er versteht es, viele Interessen­gruppen zusammenzu­bringen“, betont Boss, „und hat dabei das richtige Maß an Gelassenhe­it und Ruhe.“Deshalb sei es keine Frage, dass Laschet seine Stimme bekommt.

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FOTO: KRINGS „Laschet kann in der Mitte mehr Stimmen holen“, sagt Günter Krings, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär.
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FOTO: KLENNER Der Landtagsab­geordnete Jochen Klenner hat Laschet als „verbindend­e politische Kraft“kennengele­rnt und wählt ihn.
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FOTO: BONIN Annette Bonin, Ratsfrau und Vorsitzend­e der Frauen Union, schätzt Armin Laschets integrativ­en Führungsst­il. Sie will für ihn stimmen.
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FOTO: BOSS „Laschet ist mein Landesvate­r“, sagt der Landtagsab­geordnete Frank Boss. Seine Stimme ist dem NRW-Ministerpr­äsidenten sicher.
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