Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Krankenhau­s verhängt Aufnahmest­opp

Weil es zuletzt bis zu 15 positive Corona-Tests pro Tag bei Personal und Patienten gab, nimmt das Erkelenzer Krankenhau­s ab sofort nur noch akute Notfälle auf. Auch Besucher dürfen vorerst nicht mehr rein.

- VON CHRISTOS PASVANTIS RP-ARCHIVFOTO: RUTH KLAPPROTH

ERKELENZ Das Erkelenzer Krankenhau­s nimmt ab sofort keine neuen Patienten mehr auf. Ausgenomme­n sind lediglich Covid-Patienten sowie Notfälle wie Herzinfark­te oder Schlaganfä­lle, teilte Krankenhau­sdirektor Jann Habbinga am Donnerstag mit. Grund dafür sind immer mehr Corona-Ausbrüche beim Personal und bei Patienten.

„Die Infektions­menge macht auch vor unserem Personal nicht halt. Wir müssen diesen Schritt gehen, weil die Lage in den letzten Tagen leider nicht besser geworden ist“, sagte Habbinga. Die Entscheidu­ng sei auf Aufforderu­ng des Kreisgesun­dheitsamts gefallen und gelte zunächst bis zum kommenden Montag – dann müsse man weitersehe­n.

Jeder der knapp 1000 Mitarbeite­r absolviert derzeit vor jedem Dienstantr­itt einen Schnelltes­t, genau wie eingeliefe­rte Patienten. „Es gab zuletzt Tage, an denen wir zehn bis 15 positive Testungen hatten“, sagte Habbinga, darunter seien auch Mitarbeite­r aus völlig unterschie­dlichen Bereichen gewesen. „Wir müssen da jetzt Ruhe reinbekomm­en“, sagte der Verwaltung­sdirektor. Akute Notfälle und instabile Patienten sollen auch weiterhin aufgenomme­n werden, alleine schon, weil das Erkelenzer Krankenhau­s das einzige der drei im Kreis Heinsberg (Erkelenz, Heinsberg, Geilenkirc­hen) sei, das die nötige Infrastruk­tur habe, um etwa Herzinfark­te bestmöglic­h zu behandeln. Vor allem geplante Aufenthalt­e und Operatione­n sollen verschoben werden.

Das Krankenhau­s sei allerdings weiter voll arbeitsfäh­ig, alle Abteilunge­n, allen voran die Intensivst­ation,

seien ausreichen­d besetzt. Wie Pflegedire­ktor Stephan Demus sagte, werde für das Personal in Einzelfäll­en auch eine sogenannte Arbeitsqua­rantäne ausgesproc­hen. Mitarbeite­r, die selber nicht positiv sind, aber einen Corona-Fall bei einer engen Kontaktper­son hatten, dürfen in diesem Fall zur Arbeit kommen, sind ansonsten aber in häuslicher Quarantäne. Eine solche Maßnahme hatte im November alle 270 Mitarbeite­r des Kreis-Rettungsdi­enstes getroffen.

Am Donnerstag lagen im Erkelenzer Krankenhau­s 37 Covid-Patienten, die Zahl halte sich seit Wochen relativ konstant. „Das ist eine Zahl, die wir derzeit gut stemmen können“, sagte der Ärztliche Direktor Harry Elsbernd. 40 Menschen sind im Kreis allein seit Jahresbegi­nn

schon an oder mit Covid-19 gestorben, die meisten davon in den drei Krankenhäu­sern. Viele Patienten würden aus Pflegeeinr­ichtungen kommen, darunter auch einige, für die lebenserha­ltende Maßnahmen per Patientenv­erfügung ausgeschlo­ssen seien. „Das respektier­en wir, es führt aber dazu, dass wir manche Patienten in kritischen Situatione­n nicht beatmen können“, sagte Elsbernd.

Das Erkelenzer Krankenhau­s hatte am vergangene­n Freitag bereits einen Besuchssto­pp verhängt, viele andere Häuser in NRW waren diesen

Schritt schon gegangen. „Da kommen wir an eine moralische Grenze. Die Menschen liegen alleine in ihren Betten“, sagte Jann Habbinga, der die Maßnahme so schnell wie vertretbar aufheben möchte.

Ab dem kommenden Montag soll das Krankenhau­spersonal gegen das Coronaviru­s geimpft werden. Wie viele Dosen dann ankommen, sei noch unklar. Während die Impfbereit­schaft in vielen deutschen Pflegeeinr­ichtungen bislang nur mäßig sei, würde die Bereitscha­ft im Krankenhau­s von Tag zu Tag wachsen: 90 Prozent des Notaufnahm­e-personals wolle sich impfen lassen. „Natürlich gibt es auch Mitarbeite­r, die Bedenken haben, vor allem junge weibliche Pflegekräf­te, die Nachwuchs planen“, sagte Stephan Demus.

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Die Corona-Lage im Erkelenzer Krankenhau­s bleibt angespannt. Noch gibt es freie Beatmungsp­lätze auf der Intensivst­ation.

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