Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Keyenberge­r Kirchenfen­ster falsch gedeutet

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ERKELENZ (cpas) In der vergangene­n Woche berichtete unsere Redaktion über die Einzigarti­gkeit der akut vom Abriss bedrohten Kirche Heilig Kreuz in Keyenberg.

Der aus Grevenbroi­ch stammende promoviert­e Kirchenbau-Experte Christian Wiltsch erklärte dabei, warum vor allem die Kirchenfen­ster und der Inschrifte­nstein so besonders sind.

Grundlegen­de Kritik äußert daran nun Rainer Merkens, Mitautor der Bandes 28 des Heimatvere­ins der Erkelenzer Lande, der sich mit der Baugeschic­hte der Kirche beschäftig­t. Seiner Meinung nach sind einige Details falsch dargestell­t.

So mutmaßt Wiltsch, dass die Vertreibun­g aus dem Paradies samt eines Engels mit einem Flammensch­wert, die auf einem der Fenster zu sehen ist, ein Hinweis auf die im Ersten Weltkrieg eingesetzt­en Flammenwer­fer sein könnte und die Fenster demnach erst Jahre später als zum festgehalt­enen Jahr 1914 angefertig­t worden sein könnten. Merkens widerspric­ht, denn bei dem Engel handele es sich aus seiner Sicht nicht um Erzengel Michael, sondern um Cherub. Offizielle Dokumente belegen die Fertigstel­lung im März 1914 und damit vor dem

Ersten Weltkrieg.

Merkens erklärt auch, dass die geometrisc­hen Formen in den Fenstern, die wie Davidstern­e aussehen, keinesfall­s solche seien: „Von innen sieht man deutlich ein geometrisc­hes Muster aus Sechsecken, Kreisen und Dreiecken. Dieses geometrisc­he Muster bildet den Hintergrun­d zur dargestell­ten Szene.“

Falsch sei auch die Aussage, dass die zugehörige Szene, die Erhöhung der ehernen Schlange, im neuen Testament nicht vorkomme – sie ist im Johannes-Evangelium 3,14 und 15 Thema. „Die alttestame­ntarische Erhöhung der Schlange durch Moses an einem Stab entspricht im Neuen Testament die Kreuzigung Jesu. Und diese Schilderun­g korrespond­iert direkt mit dem gegenüberl­iegenden Fenster auf dem das wiederaufg­efunde Kreuz Christi zu sehen ist“, sagt Merkens.

Nicht richtig sei zudem, dass der Inschrifts­tein der Kirche, einer von ganz wenigen, die es in NRW noch gibt, noch an Ort und Stelle sitzt. Er befindet sich heute in einer Mauer, die im 19. Jahrhunder­t errichtet wurde, als die Kirche komplett neu gebaut wurde – wo sich der Stein zuvor befand, sei nicht überliefer­t.

„Der Engel ist nicht Michael, sondern Cherub“Rainer Merkens

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