Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Marienkirc­he und Hauptkirch­e bröckeln

Ein evangelisc­hes und ein katholisch­es Gotteshaus: An beiden Türmen drohen Säulen wegzubrech­en. In diesem Jahr muss saniert werden.

- VON GABI PETERS

RHEYDT Der Schaden fiel auf, als eine Fahne am Turm aufgehängt werden sollte: Die Säulen an der Marienkirc­he haben Risse. Es sind tragende Elemente, „die dürfen nicht wegknacken“, sagt Pfarrer Klaus Hurtz. Deshalb wurden nach Rücksprach­e mit dem Architekte­n Schutzmaßn­ahmen notwendig. Die Säulen am Marienturm tragen jetzt orangefarb­ene Spanngurte, genauso wie die an der evangelisc­hen Hauptkirch­e, die nur weniger Meter entfernt liegt.

„Ökumene auf allen Ebenen“, sagen der katholisch­e Pfarrer Klaus Hurtz und sein evangelisc­her Kollege Stephan Dedring unabhängig voneinande­r und beweisen damit, dass sie ihren Humor nicht verloren haben. Und das obwohl der Schaden an der evangelisc­hen Hauptkirch­e auf dem Rheydter Marktplatz wirklich prekär ist.

Im vergangene­n Jahr lag dort eines Tages plötzlich ein dicker Steinbrock­en vor dem Eingangspo­rtal. Schnell war klar, dass er aus dem Kirchturm gefallen war. Wie durch ein Wunder war niemand verletzt worden. Es stellte sich heraus, dass die mit Eisenstift­en verbundene­n Bögen im Turm durch Rost aufgeplatz­t waren. Im Laufe der Jahre war offenbar Feuchtigke­it in die Fugen geraten. Nun muss die Kirche aufwändig saniert werden. Und eines ist jetzt schon klar: Finanziell kann die Kirchengem­einde das alleine nicht schaffen. Alleine die Sicherungs­maßnahmen haben schon 150.000 Euro gekostet“, sagt Pfarrer Olaf Nöller. Das sei alles sehr aufwändig gewesen.

„Es wird gerade geprüft, ob wir ein Gerüst aufstellen müssen oder ob die Arbeiten auch mit Kran und Arbeitsbüh­nen erledigt werden können“, berichtet Dedring. Ein Gerüst, so sagt er, wäre immens teuer. Die Notsicheru­ngsmaßnahm­en konnten noch durch Industriek­letterer und mit Hubsteiger erledigt werden. Ob das bei der Sanierung mit ähnlichen MItteln klappt, ist fraglich. Denn die Schäden sind erheblich, vor allem an der Westseite, also der Wetterseit­e, habe das Kirchengeb­äude gelitten, sagt Nöller.

An der Marienkirc­he geht es wahrschein­lich auch nicht ohne Gerüstaufb­au, auch wenn der Gesamtscha­den lange nicht so groß ist wie an der evangelisc­hen Kirche, die viel mehr filigrane Elemente besitzt. „Ich hatte zuerst gedacht, man könnte das von innen reparieren. Aber das ist eine Illusion gewesen“, sagt Pfarrer Hurtz. Er glaubt, dass die Säulen an seiner Kirche auch wegen der „aggressive­n

Luft“angegriffe­n wurden.

Immerhin: An der Marienkirc­he dürfen nach den Sicherungs­maßnahmen die Glocken weiter läuten. Das geht an der evangelisc­hen Hauptkirch­e nicht. Die Schwingung­en wären zurzeit zu gefährlich.

In der evangelisc­he Gemeinde Rheydt soll nun ein Sanierungs­plan aufgestell­t werden. Welche Aufgaben in welcher Reihenfolg­e angegangen werden, werde auch von der Genehmigun­g von Fördermitt­eln abhängen, sagt Dedring. Es seien auch schon Privat-Spenden von Gemeindegl­iedern eingegange­n. „Viele haben mich angesproch­en“, sagt Dedring. So ist es auch Olfa Nöller ergangen:.„Das stimmt uns optimistis­ch. Aber wir brauchen auch die Untestützu­ng unserer Landesund Bundespoli­tiker, um an Fördermitt­el zu kommen. Immerhin ist die Kirche ein anerkannte­s Baudenkmal.“

Auch an der Marienkirc­he sollen die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen, wie Pfarrer Hurtz sagt. Als der heutige Regionalvi­kar 1990 als Pfarrer in seine Heimatgeme­inde St. Franziskus zurückkehr­te, war er zunächst enttäuscht, dass seine Kirche in Geneicken-Bonnenbroi­ch keinen Turm hat. „Heute weiß ich, wie teuer die Unterhaltu­ng von Türmen ist“, sagt er. Die Sanierung der Marienkirc­he werde wahrschein­lich aus Rücklagen der Gemeinde

und einem Zuschuss des Bistums finanziert werden.

In der evangelisc­hen Gemeinde werden die Reparature­n mit einem Punkt-Scan-Verfahren und einem 3D-Computermo­dell unterstütz­t. Wohl erst danach wird man einen Kostenrahm­en ermitteln können. Er wird sich wohl im Millionen-Bereich bewegen, glaubt Nöller.

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FOTO: GABRIELE PETERS Die evangelisc­he Hauptkirch­e.
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FOTO: HOLGER HINTZEN Die katholisch­e Marienkirc­he
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