Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Der König sagt „Ja“
Jens Schmidt, Bezirksschützenkönig, hat im Rathaus Abtei geheiratet. Gäste waren nicht erlaubt. Glückwünsche gab es per Video.
MÖNCHENGLADBACH Der Präsident der Bruderschaft St. Vitus, Eberhard Boekers war gekommen, dazu ein Fotograf. Mehr war nicht erlaubt bei der standesamtlichen Hochzeit von Iris Nientiedt und Jens Schmidt – keine Familie, keine Trauzeugen. Es ist gegenwärtig das Los einer Hochzeit in Zeiten der Pandemie. Und mit ins Standesamt in der früheren Abteiküche des heutigen Rathauses durften Boekers und der Fotograf auch nicht – sie mussten im Innenhof warten. „Es ist so natürlich ungewöhnlich. Aber das Wichtigste ist ja, dass sie sich lieben und ,Ja’ zueinander sagen“, sagt Präsident Boekers. Auch die Bruderschaft wäre unter normalen Umständen ganz anders bei der Hochzeit aufgetreten, betont er.
Nach etwa 20 Minute kamen Iris Nientiedt und Jens Schmidt, nun als Ehepaar Schmidt, hinaus – und der Bräutigam zeigte stolz die Heiratsurkunde. Das Beglückwünschen im Innenhof fiel wegen der wenigen Gäste jedoch kurz aus. Dafür gab es Video-Botschaften, wie die von Horst Thoren, Bezirksbundesmeister der Schützen aus Mönchengladbach,
Rheydt und Korschenbroich: „Königliche Hochzeit in Mönchengladbach. Wir wären alle gerne dabei gewesen, dürfen es aber nicht wegen der Corona-Beschränkungen. Aber die besten Wünsche wollen wir auch persönlich überbringen, bei nächster Gelegenheit, wenn Begegnungen wieder möglich sind, drücken wir uns und stoßen an.“
Die Trauung hat Iris und Jens Schmidt dennoch gefallen. „Es war herzlich und warm, die Standesbeamtin hat die Pandemie-Situation sehr gut überspielt. Nur schade, dass keine Trauzeugen dabei waren“, sagt Jens Schmidt. Der Termin der Hochzeit war ursprünglich für August 2020 geplant – war jedoch coronabedingt ausgefallen. Einen neuen Termin gab es für Januar. „Wir haben dann gesagt: Wir beißen in den sauren Apfel und feiern später nach. Und für uns ist es damit auch ein schönes Zeichen in der Pandemie“, sagt er.
Beide sind seit mehr als acht Jahren
zusammen, den Heiratsantrag stellte Schmidt 2019 auf dem Schützenfest – als amtierender Schützenkönig der Bruderschaft St. Vitus. Ein Jahr später wurde er Bezirkskönig. Und diesen Titel trägt er nach wie vor, da im Vorjahr die Schützenfeste ausfallen mussten. „Das war natürlich schade. Wir feiern alle gerne, aber die Situation ist eben so“, sagt der 52-Jährige. Dafür ist er zuversichtlich, dass es 2021 wieder Schützenfeste geben wird: „Ich habe große Hoffnungen. Es wäre schön, wieder mehr Geselligkeit zu erleben.“
Für die Hochzeitsfotos durfte bei Jens Schmidt weder die Bezirkskönigskette noch die gelb-rote Scherpe der Bruderschaft mit dem Münster St. Vitus fehlen – und Gismo, der Zwergpinscher, war auch dabei. Die üblichen Gruppenfotos fielen aus. „Natürlich hat man es sich anders vorgestellt. Aber es ist trotzdem ein schöner Tag“, sagt Jens Schmidt. Mit Familie und Schützen soll definiv noch groß nachgefeiert werden. Ob es noch eine kirchliche Hochzeit geben wird und ob, wann und wohin es in die Flitterwochen geht, wissen die Schmidts noch nicht. Erst einmal soll die Pandemie überwunden werden.