Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Ich bin überrascht, wie gut das klappt“
Das Lernen auf Distanz stellt Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen vor Herausforderungen. Sie profitieren von den Erfahrungen aus dem Vorjahr. Auch wenn nicht alles rund läuft, der Grundtenor ist positiv.
ERKELENZER LAND Am vergangenen Wochenende sind die Weihnachtsferien in Nordrhein-Westfalen zu Ende gegangen, die aufgrund der Corona-Pandemie verlängert worden waren. Seit Montag sind die Schüler im Erkelenzer Land zurück im Unterricht – allerdings nicht in der Schule, sondern zu Hause vor den Computern, Tablets und Smartphones. Mit dem Lernen auf Distanz haben sowohl die Schulen als auch die Kinder notgedrungen bereits im vergangenen Jahr ihre ersten Erfahrungen sammeln müssen. Wie ist der Start 2021 verlaufen?
Frank Symanski ist Lehrer am Berufskolleg Erkelenz. Er sieht in der ersten Woche des Lernens auf Distanz deutliche Fortschritte im Vergleich zum ersten Lockdown im vergangenen Jahr. „Das war damals ein Katalysator in Sachen Digitalisierung“, sagt der Erkelenzer. Er lobt die gute Kommunikation mit dem Kreis: „Da sind wir gut betreut, das zahlt sich jetzt aus.“Ein Fortschritt, den er bemerke, sei die Selbstorganisation. Dort hätten im Vorjahr einige Schüler Probleme mit gehabt. Denn das Berufskolleg setzt auf einen Wochenplan. Das bedeutet, am Anfang der Woche erhalten die Schüler eine Übersicht, welche Aufgaben sie in den Fächern zu erledigen haben. Zudem gibt es fest terminierte Videokonferenzen.
In seinem heimischen Arbeitszimmer ist der Lehrer bestens ausgestattet, um den Unterricht auf Distanz durchzuführen. „Ich habe ein Whiteboard, auf dem ich Vorträge halten kann. Über Video sehen das die Schüler, gleichzeitig sehe ich sie auch auf einem Monitor. So ist eine direkte Kommunikation möglich“, sagt er. Schüler und Eltern honorieren den Einsatz der Lehrer, sagt Symanski. „Es ist ein Mehraufwand erkennbar, aber wir wollen das Bestmögliche für die Schüler erreichen.“Der Wochenplan habe sich bewährt, die Schüler bearbeiten die Aufgaben und laden sie anschließend hoch.
Das Cusanus-Gymnasium in Erkelenz verfolgt einen anderen Ansatz. „Wir sind in diesem Jahr zum Stundenplan zurückgekehrt“, sagt Schulleiter Jörg Diepenthal. Das bedeutet, dass die Schüler wie beim regulären Unterricht in der Schule morgens zu einem festen Zeitpunkt beginnen. Anfangs habe es kleinere technische Schwierigkeiten gegeben, doch im Großen und Ganzen funktioniere es gut. „Wenn man wenig hört, ist es meist ein gutes Zeichen“, sagt er. Ein Problem beim Lernen auf Distanz, das der Schulleiter sieht, ist die Internetverbindung,
die mancherorts ausbaufähig sei. Besonders, wenn mehrere Kinder gleichzeitig im Netz lernen. Bei schwerwiegenden Problemen können Schüler auch die Arbeitsplätze in der Schule nutzen, die gut ausgestattet sind. Die Notwendigkeit sei aber gering, nur drei der über 1500 Schüler mussten davon Gebrauch machen.
Wenn das Lernen auf Distanz gut funktioniert, ist das für die Eltern der Kinder eine große Erleichterung. So wie für Arndt Holten aus Hilfarth. Sein Sohn Felix besucht die siebte Klasse der Realschule Ratheim, Holten und seine Frau sind beide berufstätig. „Ich bin etwas überrascht, wie gut das klappt“, gesteht der Vater. Holten lobt besonders die Kommunikation seitens der Bildungseinrichtung. „Die sind da alle sehr engagiert bei der Sache“, sagt er.
Worte, die Sven Hagen sicher gerne hört. Er ist Schulleiter der Realschule und sagt, dass im Kollegium viel Arbeit für diese Zeit investiert wurde. „Wir haben aus dem ersten Lockdown gelernt, haben uns fortgebildet und die Schüler während des Präsenzunterrichtes vorbereitet“, sagt er. Von den Kollegen erhalte er viel positive Rückmeldung. Allerdings bereitet die technische Ausstattung teilweise Sorgen. „Die Laptops sind bestellt, wir hoffen, dass wir bald allen Schülern, die eines brauchen, ein Leihgerät zur Verfügung stellen können.“
Auch die kleinsten Schüler lernen von zu Hause aus. „Die Kinder freuen sich, wenn sie ihre Lehrer und Mitschüler in einer Videokonferenz sehen können“, sagt Monika Natrup, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Gerderath. Das sei wichtig für den Zusammenhalt. Das Kollegium habe viele Lernvideos gedreht, die die Kinder so oft angucken können, wie sie wollen. „Bei den technischen Details sind sie aber auf die Unterstützung der Eltern angewiesen“, sagt Natrup.