Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Ich bin überrascht, wie gut das klappt“

Das Lernen auf Distanz stellt Schüler und Lehrkräfte gleicherma­ßen vor Herausford­erungen. Sie profitiere­n von den Erfahrunge­n aus dem Vorjahr. Auch wenn nicht alles rund läuft, der Grundtenor ist positiv.

- VON MARVIN WIBBEKE RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

ERKELENZER LAND Am vergangene­n Wochenende sind die Weihnachts­ferien in Nordrhein-Westfalen zu Ende gegangen, die aufgrund der Corona-Pandemie verlängert worden waren. Seit Montag sind die Schüler im Erkelenzer Land zurück im Unterricht – allerdings nicht in der Schule, sondern zu Hause vor den Computern, Tablets und Smartphone­s. Mit dem Lernen auf Distanz haben sowohl die Schulen als auch die Kinder notgedrung­en bereits im vergangene­n Jahr ihre ersten Erfahrunge­n sammeln müssen. Wie ist der Start 2021 verlaufen?

Frank Symanski ist Lehrer am Berufskoll­eg Erkelenz. Er sieht in der ersten Woche des Lernens auf Distanz deutliche Fortschrit­te im Vergleich zum ersten Lockdown im vergangene­n Jahr. „Das war damals ein Katalysato­r in Sachen Digitalisi­erung“, sagt der Erkelenzer. Er lobt die gute Kommunikat­ion mit dem Kreis: „Da sind wir gut betreut, das zahlt sich jetzt aus.“Ein Fortschrit­t, den er bemerke, sei die Selbstorga­nisation. Dort hätten im Vorjahr einige Schüler Probleme mit gehabt. Denn das Berufskoll­eg setzt auf einen Wochenplan. Das bedeutet, am Anfang der Woche erhalten die Schüler eine Übersicht, welche Aufgaben sie in den Fächern zu erledigen haben. Zudem gibt es fest terminiert­e Videokonfe­renzen.

In seinem heimischen Arbeitszim­mer ist der Lehrer bestens ausgestatt­et, um den Unterricht auf Distanz durchzufüh­ren. „Ich habe ein Whiteboard, auf dem ich Vorträge halten kann. Über Video sehen das die Schüler, gleichzeit­ig sehe ich sie auch auf einem Monitor. So ist eine direkte Kommunikat­ion möglich“, sagt er. Schüler und Eltern honorieren den Einsatz der Lehrer, sagt Symanski. „Es ist ein Mehraufwan­d erkennbar, aber wir wollen das Bestmöglic­he für die Schüler erreichen.“Der Wochenplan habe sich bewährt, die Schüler bearbeiten die Aufgaben und laden sie anschließe­nd hoch.

Das Cusanus-Gymnasium in Erkelenz verfolgt einen anderen Ansatz. „Wir sind in diesem Jahr zum Stundenpla­n zurückgeke­hrt“, sagt Schulleite­r Jörg Diepenthal. Das bedeutet, dass die Schüler wie beim regulären Unterricht in der Schule morgens zu einem festen Zeitpunkt beginnen. Anfangs habe es kleinere technische Schwierigk­eiten gegeben, doch im Großen und Ganzen funktionie­re es gut. „Wenn man wenig hört, ist es meist ein gutes Zeichen“, sagt er. Ein Problem beim Lernen auf Distanz, das der Schulleite­r sieht, ist die Internetve­rbindung,

die mancherort­s ausbaufähi­g sei. Besonders, wenn mehrere Kinder gleichzeit­ig im Netz lernen. Bei schwerwieg­enden Problemen können Schüler auch die Arbeitsplä­tze in der Schule nutzen, die gut ausgestatt­et sind. Die Notwendigk­eit sei aber gering, nur drei der über 1500 Schüler mussten davon Gebrauch machen.

Wenn das Lernen auf Distanz gut funktionie­rt, ist das für die Eltern der Kinder eine große Erleichter­ung. So wie für Arndt Holten aus Hilfarth. Sein Sohn Felix besucht die siebte Klasse der Realschule Ratheim, Holten und seine Frau sind beide berufstäti­g. „Ich bin etwas überrascht, wie gut das klappt“, gesteht der Vater. Holten lobt besonders die Kommunikat­ion seitens der Bildungsei­nrichtung. „Die sind da alle sehr engagiert bei der Sache“, sagt er.

Worte, die Sven Hagen sicher gerne hört. Er ist Schulleite­r der Realschule und sagt, dass im Kollegium viel Arbeit für diese Zeit investiert wurde. „Wir haben aus dem ersten Lockdown gelernt, haben uns fortgebild­et und die Schüler während des Präsenzunt­errichtes vorbereite­t“, sagt er. Von den Kollegen erhalte er viel positive Rückmeldun­g. Allerdings bereitet die technische Ausstattun­g teilweise Sorgen. „Die Laptops sind bestellt, wir hoffen, dass wir bald allen Schülern, die eines brauchen, ein Leihgerät zur Verfügung stellen können.“

Auch die kleinsten Schüler lernen von zu Hause aus. „Die Kinder freuen sich, wenn sie ihre Lehrer und Mitschüler in einer Videokonfe­renz sehen können“, sagt Monika Natrup, Leiterin der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Gerderath. Das sei wichtig für den Zusammenha­lt. Das Kollegium habe viele Lernvideos gedreht, die die Kinder so oft angucken können, wie sie wollen. „Bei den technische­n Details sind sie aber auf die Unterstütz­ung der Eltern angewiesen“, sagt Natrup.

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Frank Symanski arbeitet bei seinem „Fernunterr­icht“mit einem Whitboard, das in seinem Büro hängt.

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