Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Beim Fahrrad-Klima bleibt Gladbach Vorletzter.
Radfahrer bewerten die Stadt in der Umfrage des ADFC weiter schlecht. Mönchengladbach hat sich nur in wenigen Punkten verbessert.
MÖNCHENGLADBACH Dass Mönchengladbach seit einigen Monaten Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte ist, hat sich noch nicht in einer freundlicheren Bewertung der Radfahrer niedergeschlagen. Zumindest blieb die Vitusstadt bei der Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im Vergleich zu 25 anderen Kommunen der Größe 200.000 bis 500.000 Einwohner auf dem vorletzten Platz. Mehr als 1200 Mönchengladbacher nahmen den Angaben zufolge an der Bewertung teil. Nur Duisburg schneidet noch schlechter ab, die Nachbarstadt Krefeld liegt nur einen Platz vor Mönchengladbach. Auf Platz 1 landet Karlsruhe vor Münster, was überraschend ist.
Schlechte Noten Im Durchschnitt gaben die Radfahrer, die 2020 in Mönchengladbach an der Umfrage teilgenommen haben, ihrer Stadt die Note 4,42. Einige Male wurde sogar nur die Note 5 gegeben. Die schlechtesten Werte gab es für die Breite der Radwege (5,3), die Oberfläche der Wege (5,2), die Führung bei Baustellen (5,1), die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (5,1) sowie für Ampelschaltungen für Radfahrer (5,0) und den Komfort beim Radfahren (5,0). „Mönchengladbach wird in fast allen Bereichen schlechter bewertet als im Durchschnitt vergleichbarer Städte“, so der Mönchengladbacher ADFC. Bei Falschparkern gebe es offenbar zu wenige und zu nachsichtige Kontrollen.
Gute Noten Gab es für Mönchengladbach eigentlich nicht. Die besten Bewertungen erhielt die Stadt in folgenden Kategorien: Öffentliche Fahrräder, also Leihräder von NextBike (2,9). Und bei für Radfahrer in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen (3,0). „Allerdings gibt es auch da Nachholbedarf zum Bundeswert von 2,72“, betont der ADFC. In Mönchengladbach seien von 243 Einbahnstraßen bisher nur 80 für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben, in diesem Jahr sollen 42 hinzukommen. „Zu wenig“, finden die Rad-Lobbyisten. Für die Infrastruktur des Radverkehrsnetzes gab es eine 3,4, was darauf schließen lässt, dass das Knotenpunktsystem relativ gut ankommt. Mit der Note 3,8 sind die Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern in Mönchengladbach offenbar weniger stark ausgeprägt als in anderen Städten, die insgesamt deutlich besser abschnitten.
Veränderungen Im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2019 sind nur geringe Fortschritte zu erkennen. Bei Leihrädern ist er am deutlichsten. Hier verbesserte sich die Bewertung von 3,4 auf 2,9. Etwas besser schnitt Mönchengladbach im Vergleich zu 2018 auch bei Radfahren Jung und Alt ab (von 3,8 auf 3,6), bei der Infrastruktur (3,5 auf 3,4), Ampelschaltungen (5,1 auf 5,0) oder Führung durch Baustellen (5,2 auf 5,1). Das allerdings nur gering und auf sehr schlechtem Bewertungsniveau. In vielen Kategorien sind sogar Verschlechterungen zu verzeichnen, etwa beim Stellenwert des Radverkehrs oder der Mitnahme von Rädern im ÖPNV.
Pandemie Während der Coronakrise hat Mönchengladbach das Rad weniger für sich entdeckt als andere Städte vergleichbarer Größe – auch das hat die Umfrage laut ADFC ergeben. Dass während der verkehrsarmen Zeit 2020 keine sichtbaren Zeichen gesetzt worden seien, etwa mit PopUp-Bike-Lanes, sei enttäuschend. Allerdings kam das nicht überall gut an. In Düsseldorf zum Beispiel hatte sich breiter Protest gegen den Pop-upRadweg formiert, der ist inzwischen wieder abgeschafft.
Fazit „Wir stehen vor großen Herausforderungen, den Radverkehr zu verbessern“, sagt Borgard Färber, ADFC-Vorsitzender in Mönchengladbach. Verwaltung und Politik müssten endlich schnell und konsequent umsetzen, was 2017 im Masterplan Nahmobilität versprochen worden sei. Färber verweist darauf, dass die Verbesserung von Rad- und Fußverkehr ein zentrales Thema im Kommunalwahlkampf gewesen sei. Das spiegele sich aktuell jedoch zu wenig wider.