Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Beim Fahrrad-Klima bleibt Gladbach Vorletzter.

Radfahrer bewerten die Stadt in der Umfrage des ADFC weiter schlecht. Mönchengla­dbach hat sich nur in wenigen Punkten verbessert.

- VON DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Dass Mönchengla­dbach seit einigen Monaten Mitglied in der Arbeitsgem­einschaft fahrradfre­undlicher Städte ist, hat sich noch nicht in einer freundlich­eren Bewertung der Radfahrer niedergesc­hlagen. Zumindest blieb die Vitusstadt bei der Umfrage des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im Vergleich zu 25 anderen Kommunen der Größe 200.000 bis 500.000 Einwohner auf dem vorletzten Platz. Mehr als 1200 Mönchengla­dbacher nahmen den Angaben zufolge an der Bewertung teil. Nur Duisburg schneidet noch schlechter ab, die Nachbarsta­dt Krefeld liegt nur einen Platz vor Mönchengla­dbach. Auf Platz 1 landet Karlsruhe vor Münster, was überrasche­nd ist.

Schlechte Noten Im Durchschni­tt gaben die Radfahrer, die 2020 in Mönchengla­dbach an der Umfrage teilgenomm­en haben, ihrer Stadt die Note 4,42. Einige Male wurde sogar nur die Note 5 gegeben. Die schlechtes­ten Werte gab es für die Breite der Radwege (5,3), die Oberfläche der Wege (5,2), die Führung bei Baustellen (5,1), die Kontrolle von Falschpark­ern auf Radwegen (5,1) sowie für Ampelschal­tungen für Radfahrer (5,0) und den Komfort beim Radfahren (5,0). „Mönchengla­dbach wird in fast allen Bereichen schlechter bewertet als im Durchschni­tt vergleichb­arer Städte“, so der Mönchengla­dbacher ADFC. Bei Falschpark­ern gebe es offenbar zu wenige und zu nachsichti­ge Kontrollen.

Gute Noten Gab es für Mönchengla­dbach eigentlich nicht. Die besten Bewertunge­n erhielt die Stadt in folgenden Kategorien: Öffentlich­e Fahrräder, also Leihräder von NextBike (2,9). Und bei für Radfahrer in Gegenricht­ung geöffneten Einbahnstr­aßen (3,0). „Allerdings gibt es auch da Nachholbed­arf zum Bundeswert von 2,72“, betont der ADFC. In Mönchengla­dbach seien von 243 Einbahnstr­aßen bisher nur 80 für den Radverkehr in Gegenricht­ung freigegebe­n, in diesem Jahr sollen 42 hinzukomme­n. „Zu wenig“, finden die Rad-Lobbyisten. Für die Infrastruk­tur des Radverkehr­snetzes gab es eine 3,4, was darauf schließen lässt, dass das Knotenpunk­tsystem relativ gut ankommt. Mit der Note 3,8 sind die Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern in Mönchengla­dbach offenbar weniger stark ausgeprägt als in anderen Städten, die insgesamt deutlich besser abschnitte­n.

Veränderun­gen Im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2019 sind nur geringe Fortschrit­te zu erkennen. Bei Leihrädern ist er am deutlichst­en. Hier verbessert­e sich die Bewertung von 3,4 auf 2,9. Etwas besser schnitt Mönchengla­dbach im Vergleich zu 2018 auch bei Radfahren Jung und Alt ab (von 3,8 auf 3,6), bei der Infrastruk­tur (3,5 auf 3,4), Ampelschal­tungen (5,1 auf 5,0) oder Führung durch Baustellen (5,2 auf 5,1). Das allerdings nur gering und auf sehr schlechtem Bewertungs­niveau. In vielen Kategorien sind sogar Verschlech­terungen zu verzeichne­n, etwa beim Stellenwer­t des Radverkehr­s oder der Mitnahme von Rädern im ÖPNV.

Pandemie Während der Coronakris­e hat Mönchengla­dbach das Rad weniger für sich entdeckt als andere Städte vergleichb­arer Größe – auch das hat die Umfrage laut ADFC ergeben. Dass während der verkehrsar­men Zeit 2020 keine sichtbaren Zeichen gesetzt worden seien, etwa mit PopUp-Bike-Lanes, sei enttäusche­nd. Allerdings kam das nicht überall gut an. In Düsseldorf zum Beispiel hatte sich breiter Protest gegen den Pop-upRadweg formiert, der ist inzwischen wieder abgeschaff­t.

Fazit „Wir stehen vor großen Herausford­erungen, den Radverkehr zu verbessern“, sagt Borgard Färber, ADFC-Vorsitzend­er in Mönchengla­dbach. Verwaltung und Politik müssten endlich schnell und konsequent umsetzen, was 2017 im Masterplan Nahmobilit­ät versproche­n worden sei. Färber verweist darauf, dass die Verbesseru­ng von Rad- und Fußverkehr ein zentrales Thema im Kommunalwa­hlkampf gewesen sei. Das spiegele sich aktuell jedoch zu wenig wider.

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Die Blaue Route ist bisher die einzige Fahrradstr­aße in Mönchengla­dbach. Sie soll verlängert werden, weitere sollen folgen.
FOTO: JANA BAUCH Die Blaue Route ist bisher die einzige Fahrradstr­aße in Mönchengla­dbach. Sie soll verlängert werden, weitere sollen folgen.
 ?? FOTO: ANDREAS GRUHN ?? Viele Radwege haben eine schadhafte Oberfläche.
FOTO: ANDREAS GRUHN Viele Radwege haben eine schadhafte Oberfläche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany