Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

20 Millionen für die Jüchener Stadtkasse

Die Kommune ist bereits an den Kreiswerke­n beteiligt, nun übernimmt sie Anteile am Windpark in Jüchen.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

JÜCHEN Rund 54 Millionen Euro an Erträgen erwartet Kämmerin Annette Gratz an Erträgen im Haushalt 2021. Da ist ein Einnahmepo­sten von einer Million Euro im Jahr zwar nicht ausschlagg­ebend, aber auch kein Pappenstie­l. So viel Geld sollen die finanziell­en Anteile der Stadt Jüchen am neuen RWE Windpark Garzweiler künftig im Durchschni­tt in die Stadtkasse spülen – über Jahre hinweg. Das ist nicht die einzige größere Beteiligun­g. Seit 2020 hält die Kommune Anteile an den Kreiswerke­n Grevenbroi­ch, die im größten Teil der Stadt die Trinkwasse­rversorgun­g übernehmen.

Noch steht die Eintragung der Windpark-Beteiligun­g beim Amtsgerich­t aus, doch die Ratsbeschl­üsse sind gefasst. Jüchen wird fast ein Viertel der Anteile halten. Genauer gesagt: Jüchen übernimmt laut Annette Gratz an der Windpark Jüchen & NEW Verwaltung­s Gmbh 49 Prozent, 51 Prozent liegen bei NEW. Diese Gesellscha­ft wiederum hält 49 Prozent des RWE Windparks Garzweiler, die übrigen 51 Prozent sind in den Händen von RWE Renewables. Die sechs Windradrie­sen, 238 Meter hoch mit einer Leistung von zusammen 27 Megawatt, gehen an der A 44n der Fertigstel­lung entgegen. 7,9 Millionen Euro kostet die Beteiligun­g die Kommune, davon sind 3,9 Millionen an Investitio­nen im Haushalt 2021 etatisiert. In dieser Größenordn­ung ist die Beteiligun­g der Stadt ein Novum. „Wie auch bei den Kreiswerke­n handelt es sich um Beteiligun­gen, die der Daseinsvor­sorge dienen und damit zu den originären Aufgaben einer Kommune gehören“, sagt Gratz. Beide seien lukrative Einnahmequ­ellen.

Das gilt besonders für die Windkraft. „Die Beteiligun­g bedeutet für den Haushalt eine Verbesseru­ng um rund 20 Millionen Euro in den nächsten 20 Jahren – in der vorgesehen­en Betriebsze­it. Das ist eine schöne Einnahme, um die familienfr­eundliche Stadt Jüchen zu stärken“, sagt Gratz. Es gibt noch ein anderes Ziel, das die Kommune mit dem Einstieg in die Windkraft verbindet: Die Stadt ist als nachhaltig­e Kommune zertifizie­rt, „eines unserer Ziele ist, auf unserem Gebiet so viel Strom zu erzeugen wie hier benötigt wird“, erklärte Bürgermeis­ter Harald Zillikens. Das ist rechnerisc­h mit dem Windpark gewährleis­tet. Künftig kann er den Strombedar­f von 26.000 Menschen decken.

Etwas anders sieht die Motivation bei der Beteiligun­g an den Kreiswerke­n Grevenbroi­ch aus. 2020 hatte Jüchen die Option gezogen und zum 1. Juli für 5,6 Millionen Euro 4,9 Prozent der GmbH übernommen. Auch die Stadt Neuss hält Anteile. Im Vergleich zur Windkraft fallen die Haushaltse­innahmen bescheiden­er aus. „2018 wären es 76.000 Euro gewesen, wenn wir schon dabei gewesen wären“, erklärt Gratz. Mit ähnlichen Beiträgen, 2020 anteilig für die zweite Jahreshälf­te, rechnet sie auch in Zukunft.

Doch es geht um mehr. „Mit der Beteiligun­g sitzen wir mit am Tisch, können bei anstehende­n Entscheidu­ngen frühzeitig die Interessen der Stadt positionie­ren“, sagt Kämmerin Annette Gratz. Das gelte für die Wasservers­orgung in Jüchen, beispielsw­eise auch bei der Weiterentw­icklung im Rahmen des Kohleausst­iegs. Das RWE-Wasserwerk Fürth, das auch die Kreiswerke beliefert, betreibt Brunnen entlang des Tagebaus.

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