Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Politik gegen Abrissmora­torium

Der Erkelenzer Braunkohle­ausschuss hat gegen einen Antrag der Grünen gestimmt, die RWE zum vorübergeh­enden Stopp der Abrissarbe­iten auffordern wollten. Auch zwei weitere Anträge wurden abgelehnt.

- VON KURT LEHMKUHL RP-ARCHIVFOTO: JANA BAUCH

ERKELENZ Mit ihrer Forderung nach einem Abrissmora­toriums Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestr­ich sowie Berverath betreffend sind die Grünen im Erkelenzer Stadtrat gescheiter­t. Eine Mehrheit von elf Stimmen im Ausschuss für Braunkohle, Strukturwa­ndel und Landfolge lehnte den entspreche­nden Antrag der Grünen, für den fünf Ausschussm­itglieder votierten, ab. Nach dem Antrag der Grünen sollte RWE aufgeforde­rt werden, in den Orten solange keine Wohnhäuser abreißen zu lassen, „bis eine vollziehba­re Zulassung eines Hauptbetri­ebsplanes vorliegt, der sich auf die betreffend­e Ortslage erstreckt und deren Devastieru­ng vorsieht“. Außerdem solle die Stadt zum einen keine Anträge auf Abriss von Wohnhäuser­n genehmigen und zum anderen die Landesregi­erung bitten, auf RWE einzuwirke­n, keine entspreche­nden Maßnahmen zur Zerstörung vorzunehme­n.

Nicht die Stadt, sondern die Bezirksreg­ierung sei zuständig, meinte die CDU zur Ablehnung. Dieter Spalink (SPD) wollte gehört haben, dass Leute, die umgesiedel­t sind, darauf bestehen, dass ihre Häuser abgerissen werden.

Auch mit einem zweiten Antrag scheiterte­n die Grünen, die sich für die „Einführung einer Nachhaltig­keitsstrat­egie und eines Nachhaltig­keitshaush­alts“aussprache­n. Gewisserma­ßen rannten sie mit ihrem Antrag offene Türen ein, da kurz vor der Beratung über diesen Antrag der Ausschuss einstimmig die Einführung eines Nachhaltig­keitsmanag­ers über Fördermitt­el beschlosse­n hat. Zu dessen Aufgaben wird auch die Prüfung der Nachhaltig­keit von Haushaltsp­länen gehören. Mit dieser Zusicherun­g der Verwaltung erübrigte sich die weitere Beratung über den Antrag der Grünen.

Nicht anders erging es einem Antrag der SPD. Sie forderte im Rahmen des Projekts Nachhaltig­es Bauen der Zukunftsag­entur Rheinische­s Revier (ZRR), die Stadt Erkelenz möge sich dafür einsetzen, dass der Neubau einer Mehrzweckh­alle in Kückhoven bei diesem Projekt berücksich­tigt wird. Zuvor war aber bereits von Volker Mielchen, Geschäftsf­ührer des zuständige­n Zweckverba­nds Landfolge Garzweiler, verkündet worden, dass für dieses Projekt das in Holzweiler zu schaffende Dokumentat­ionszentru­m zum Braunkohle­abbau vorgesehen sei und es keine Möglichkei­t für ein zweites Projekt in Erkelenz gebe.

Verwirrend wurde es für die vielen Zuhörer auf der Empore der Stadthalle, in der unter Corona-Bedingunge­n getagt wurde, als von Rio, Nale-RR, Campus Transfer und Komona die Rede war und es den Anschein hatte, als sei die Begriffsfi­ndung wichtiger als das Umsetzen konkreter Projekten im Rahmen der zukünftige­n Entwicklun­g der Region. Komona ist der Titel des Förderprog­ramms „Kommunale Modellvorh­aben zur Umsetzung der ökologisch­en Nachhaltig­skeitsziel­e und Strukturwa­ndelregion­en“. Aus diesem Programm ergibt sich die Möglichkei­t zur Anstellung des Nachhaltig­keitsmanag­ers.

Hinter Rio (Renew Indstry Ost) verbirgt sich die Reaktivier­ung und Wiederbele­bung von Industrie und Gewerbeflä­chen in Erkelenz-Ost, dem „größten und ältesten Gewerbeund Industrieg­ebiet der Stadt Erkelenz“, wie Wirtschaft­sförderin Sandra Schürger sagte. Der Charme des zentrumsna­h gelegenen Gebiets besteht darin, dass für eine weitere Nutzung nicht übermäßig zusätzlich Grünfläche­n versiegelt werden müssen, sondern bestehende, brach liegende Immobilien genutzt werden könnten.

Hier kommt Nale-RR ins Spiel. Damit ist der Verein „Nachhaltig­e Land- und Ernährungs­wissenscha­ft im Rheinische­n Revier“gemeint, wie Ulrich Schirowski, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft für den Kreis Heinsberg erläuterte. Die WFG gehört zu den sieben Gründern des Vereins, der dazu dient, Fördermögl­ichkeiten für das Strukturwa­ndelprojek­t Campus Transfer Kompetenzz­entrum der Land und Ernährungs­wirtschaft zu generieren. Entstehen soll ein Wissenscha­ftszentrum, das sich mit der zukünftige­n Landwirtsc­haft und der Ernährungs­gewinnung beschäftig­t. Es würde Erkelenz zu einem Hochschuls­tandort machen können – quasi eine Kompensati­on für den Verlust der landwirtsc­haftlich geprägten Erkelenzer Börde. Der Stadtrat hatte sich bereits dafür ausgesproc­hen, die Planungen dazu zu intensivie­ren.

 ??  ?? Im Januar hatte RWE mit dem Abriss der Häuser in Lützerath begonnen. Aktivisten begleitete­n das mit heftigen Protesten.
Im Januar hatte RWE mit dem Abriss der Häuser in Lützerath begonnen. Aktivisten begleitete­n das mit heftigen Protesten.

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