Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Citykirche zeigt Flagge gegen Vatikan
Die Kirche sagt „Nein“zur Segnung Homosexueller. Pfarrer Simonsen setzt ein Zeichen.
MÖNCHENGLADBACH Flagge zeigen – Christoph Simonsen, Pfarrer der Citykirche, nimmt das wörtlich. Seit Dienstag schmückt eine Regenbogenflagge die Kirche am Alten Markt, sie dient als Zeichen der Verbundenheit mit Schwulen und Lesben. Es ist eine Reaktion auf das „Nein“der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften. Die Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche hatte eine entsprechende Erklärung am Montag veröffentlicht. „Das ist eine Form von Diskriminierung und menschenrechtsverletzend“, sagte Simonsen unserer Redaktion.
Seine Gedanken dazu drückte er in einem langen Text in den sozialen Netzwerken aus – in dem er unter anderem schrieb: „Wen Gott segnet und segnen möchte, hängt nicht von der Erlaubnis einer Institution ab, sondern einzig davon, wie ehrlich, gewissenhaft und sehnsüchtig Menschen um diesen Segen bitten.“
Als Beauftragter des Bistums Aachen für die seelsorgliche Begleitung von Homosexuellen hat er in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt. „Das enttäuscht die Menschen, die bislang treu zur Kirche standen. Ihre Lebenssituation wird nicht ernstgenommen“, sagt Simonsen. Dass viele jetzt aus der Kirche austreten wollen, das habe er nun reihenweise gehört. In Zeiten, in denen gerade jüngere Generationen sich vermehrt für Werte wie Toleranz und Gleichberechtigung einsetzen, führe sich die Kirche damit „in die eigene Bedeutungslosigkeit“, glaubt er.
Mit seiner Sichtweise ist er nicht alleine, auch in anderen Städten hingen Kirchen die Regenbogenflagge als Zeichen der Solidarität auf. Aus Mönchengladbach habe er allerdings noch keine Reaktionen auf die Aktion gehört. „Ich weiß aber von einigen Kollegen, die dem offen gegenüberstehen“, sagt Simonsen.
In seiner Kirche möchte er auch Homosexuellen einen Segen erteilen. „Wenn Paare zu mir kommen und glaubwürdig um den Segen bitten, werde ich auch eine gottesdienstliche Feier veranstalten“, sagt Simonsen. Ob das Konsequenzen hat? Das sei ihm egal. „Liebe fragt nicht nach dem Geschlecht, sondern nach Verbindlich- und Ernsthaftigkeit. Wer so eine Liebe nicht ernst nimmt, der verhält sich wenig christlich“, sagt er.