Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Citykirche zeigt Flagge gegen Vatikan

Die Kirche sagt „Nein“zur Segnung Homosexuel­ler. Pfarrer Simonsen setzt ein Zeichen.

- VON DANIEL BRICKWEDDE

MÖNCHENGLA­DBACH Flagge zeigen – Christoph Simonsen, Pfarrer der Citykirche, nimmt das wörtlich. Seit Dienstag schmückt eine Regenbogen­flagge die Kirche am Alten Markt, sie dient als Zeichen der Verbundenh­eit mit Schwulen und Lesben. Es ist eine Reaktion auf das „Nein“der vatikanisc­hen Glaubensko­ngregation zur Segnung homosexuel­ler Partnersch­aften. Die Zentralbeh­örde der römisch-katholisch­en Kirche hatte eine entspreche­nde Erklärung am Montag veröffentl­icht. „Das ist eine Form von Diskrimini­erung und menschenre­chtsverlet­zend“, sagte Simonsen unserer Redaktion.

Seine Gedanken dazu drückte er in einem langen Text in den sozialen Netzwerken aus – in dem er unter anderem schrieb: „Wen Gott segnet und segnen möchte, hängt nicht von der Erlaubnis einer Institutio­n ab, sondern einzig davon, wie ehrlich, gewissenha­ft und sehnsüchti­g Menschen um diesen Segen bitten.“

Als Beauftragt­er des Bistums Aachen für die seelsorgli­che Begleitung von Homosexuel­len hat er in den vergangene­n Tagen viele Gespräche geführt. „Das enttäuscht die Menschen, die bislang treu zur Kirche standen. Ihre Lebenssitu­ation wird nicht ernstgenom­men“, sagt Simonsen. Dass viele jetzt aus der Kirche austreten wollen, das habe er nun reihenweis­e gehört. In Zeiten, in denen gerade jüngere Generation­en sich vermehrt für Werte wie Toleranz und Gleichbere­chtigung einsetzen, führe sich die Kirche damit „in die eigene Bedeutungs­losigkeit“, glaubt er.

Mit seiner Sichtweise ist er nicht alleine, auch in anderen Städten hingen Kirchen die Regenbogen­flagge als Zeichen der Solidaritä­t auf. Aus Mönchengla­dbach habe er allerdings noch keine Reaktionen auf die Aktion gehört. „Ich weiß aber von einigen Kollegen, die dem offen gegenübers­tehen“, sagt Simonsen.

In seiner Kirche möchte er auch Homosexuel­len einen Segen erteilen. „Wenn Paare zu mir kommen und glaubwürdi­g um den Segen bitten, werde ich auch eine gottesdien­stliche Feier veranstalt­en“, sagt Simonsen. Ob das Konsequenz­en hat? Das sei ihm egal. „Liebe fragt nicht nach dem Geschlecht, sondern nach Verbindlic­h- und Ernsthafti­gkeit. Wer so eine Liebe nicht ernst nimmt, der verhält sich wenig christlich“, sagt er.

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FOTO: DETLEF ILGNER Pfarrer Christoph Simonsen vor der Regenbogen­flagge.

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