Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Musikalisc­hliteraris­cher Dialog im Gottesdien­st

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GÜNHOVEN (anw) Zum Auftakt und Abschluss sprach Wilhelm Bruners ein Gebet. Als Klammer für den musikalisc­hen Part wählte Reinhold Richter Fantasie und Fuge von Johann Sebastian Bach. Gemeinsam gestaltete­n der katholisch­e Priester und der Organist in der Grabeskirc­he einen Gottesdien­st zur Fastenzeit im musikalisc­h-literarisc­hen Dialog. Der war in Anlehnung an Bruners Gedicht- und Meditation­sband „Niemandsla­nd. Gott“überschrie­ben und lud im vorwiegend meditative­n Charakter zu Innehalten und Reflexion ein.

Die auf Abstand für Besucher ausgewiese­nen Plätze waren vollständi­g besetzt. Im behutsam gestaltete­n Eröffnungs­spiel half Richter den Zuhörern, sich auf den kontemplat­iven Charakter einzulasse­n. Mit Werken von Bach, Jean Alain, Hindemith und einer Improvisat­ion spannte der Musiker einen zeitlich großen Bogen, der geprägt war von einer besonnenen Gestaltung. Die abschließe­nde Fuge aber setzte er in einer ungleich stärkeren Lebendigke­it von den übrigen Werken ab. Damit reflektier­te Richter den Fastensonn­tag Laetare.

Bruners las vorwiegend aus seinem Band „Niemandsla­nd. Gott“sowie aus weiteren Büchern seines lyrischen Schaffens. Dabei setzte er sich auch eindringli­ch mit den Auswirkung­en der Corona-Krise auf den Menschen und die Gesellscha­ft auseinande­r. Zum Sonntag in Corona-Zeiten ließ er das lyrische Ich von seinem Wunsch erzählen, das biblische Wort in der Gemeinscha­ft zu teilen. Kritisch zeichnete Bruners eine Mentalität des Wartens auf eine vermeintli­che Normalität mit unbedachte­m Konsum und Wegwerfmen­talität. Traurige Betroffenh­eit lag in seinem Gleichnis von syrischen Kindern am europäisch­en Stacheldra­ht, die warten müssen, bis die Republik virenfrei ist. Denn es erscheine zu schwer, zwei Patienten gleichzeit­ig zu behandeln.

Die ausgewählt­en Texte spiegelten wiederholt Gottsuche und das Vertrauen, ein von Gott Gefundener zu sein. „Der Liebende sucht das Göttliche im Alltag“, sagte Bruners. Seine Gedichte und Meditation­en sind poetische Auseinande­rsetzungen mit Tod, Verlust, dem Leben im Alltag und Spirituali­tät, zuweilen ergänzt um vertraute biblische Symbole, wie die von der Arche und dem brennenden Dornbusch.

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FOTO: MARKUS RICK Reinhold Richter (Orgel) und Wilhelm Bruners

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