Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Weiter mit vier Tagen Distanzunterricht
Warum die Gesamtschule auch beim Wechselmodell in den Stufen fünf bis neun auf viel Online-Lernen setzt.
Frau Schumacher, Sie haben stellvertretend für die Gesamtschule von Schulpflegschaft und Schülervertretung ein Siegel „Pandemie-erprobt“erhalten, weil die Leistungen der Schule weit über ein normales Maß hinaus gehen würden. Das ist ein dickes Lob. Was hat die Schule so Besonderes gemacht?
SUSANNE SCHUMACHER Wir sind natürlich stolz darauf, wenn Schüler und Eltern uns die Rückmeldung geben: „Das habt Ihr toll gemacht“. Wir haben es im Distanzunterricht geschafft, dass die Schüler zu Hause Unterricht nach ganz normalem Stundenplan hatten. Sie haben sich zur ersten Stunde zum Videochat angemeldet, haben in virtuellen Gruppen Aufgaben gelöst und dann im Plenum besprochen – wie sonst im Unterricht, nur eben digital. Für die Eltern war es im zweiten Lockdown sehr entlastend, dass ihre Kinder einen fest strukturierten Lernalltag hatten.
Seit einigen Tagen gibt es Wechselunterricht. Sie fahren ein besonderes Modell, bei dem die meisten Schüler lediglich an einem Tag in der Woche in die Schule kommen, ansonsten weiter im Distanzunterricht lernen. Warum diese Lösung?
SCHUMACHER Der Distanzunterricht hat gut geklappt. Bei einem anderen Modell im Wechselunterricht wäre ein gut funktionierendes System zusammengebrochen. Die Lehrer können zeitlich nicht Präsenzund Distanzunterricht leisten, das wäre doppelter Zeitaufwand.
Wie sieht das Modell genau aus?
SCHUMACHER Wir haben die Stufen fünf bis neun in zwei Gruppen eingeteilt. In der ersten Woche ist eine Gruppe beispielsweise am Montag in der Schule, in der nächsten am
Donnerstag, die zweite Gruppe umgekehrt. Die übrigen Tage läuft zu Hause digitaler Unterricht.
Gibt es Ausnahmen?
SCHUMACHER Die Stufen zehn und elf nutzen in zwei Gruppen im wöchentlichen Wechsel unsere acht DuPLo-Räume, die die Stadt uns etwa mit Videotechnik eingerichtet hat. DuPLo steht für „Distanz- und Präsenzlernen online“. So ist möglich, dass sich Schüler von zu Hause in den Unterricht im Klassenraum zuschalten. Die Stufen 12 und 13 lernen komplett in der Schule, die Kurse sind meistens sehr klein.
Wäre es nicht besser, wenn sich Kinder und Lehrer häufiger sehen würden?
SCHUMACHER Ja natürlich – das ist doch etwas anderes als am Bildschirm. Aber unser Modell ist das, was ich als Schulleiterin in der Pandemie für vertretbar halte. Zurzeit haben wir rund 160 Schüler in Jüchen und 110 in Hochneukirch im Präsenzunterricht. Wir nutzen verschiedene Eingänge, können Abstand halten.
Ein so weitgehender Distanzunterricht kann nur funktionieren, wenn alle Kinder ein Tablet haben und die Lehrer in der Technik fit sind.
SCHUMACHER Wir haben ein junges Kollegium. Es gibt keinen Lehrer, der nicht Video-Chat und Lernplattformen nutzt. Wir haben schon Ende 2017 mit der Umstellung auf digitale Medien begonnen. Wir haben mit Handys angefangen, dann kam der eine und andere Schüler mit einem Tablet in den Unterricht. Daraus wurde mehr, wir wurden Logineo-Pilotschule. Es war ein Entwicklungsprozess, bevor wir von Corona wussten.
Und wie sieht die Ausstattung mit Tablets aus?
SCHUMACHER. Viele Eltern haben selbst Geräte beschafft. Wer aber drei oder vier Kinder hat, für den ist das nicht so einfach. Wir haben zunächst Tablets aus unserem Schulbestand
ausgeliehen. Jetzt haben wir zusätzlich zu den bereits vorhandenen 180 Geräten aus Fördermitteln weitere 170 Tablets und Laptops für Lehrer und Schüler erhalten. Alle Schüler sind versorgt.
Wie unterstützt Sie die Stadt?
SCHUMACHER Sehr gut. Wenn wir einen Ausstattungswunsch haben, versucht die Verwaltung das schnell zu erreichen. Bei den DuPLo-Räumen ist die Stadt finanziell in Vorleistung getreten. Und sie hat uns mit Schutzmasken ausgestattet, bevor das Land uns welche gegeben hat.
Was wünschen Sie sich vom Land?
SCHUMACHER Ganz ehrlich, ich hätte gern als Schulleiterin etwas mehr freie Hand. Es gibt für Schulen einen Erlass oder eine Anordnung, obwohl die Schulformen und Schulen sehr unterschiedlich sind.
In den Schulen sollen nun Corona-Tests starten. Ist das Material schon eingetroffen?
SCHUMACHER Ja, am Freitag begannen die Tests. Bis zum 26. März sind alle Schüler einmal getestet. Am Dienstag hat ein Apotheker 40 Lehrern den Umgang erklärt, so dass sie die Kinder anleiten können.
Sollten Lehrer schneller geimpft werden?
SCHUMACHER Ich würde mir wünschen, dass die Kollegen so schnell geimpft werden wie Betreuer in Kindergärten. Wir sind alle „Frontkämpfer“. Wenn Bildung oberste Priorität haben soll, dann hätten Lehrer zur ersten Gruppe der zu Impfenden gehören müssen.
CARSTEN SOMMERFELD FÜHRTE DAS GESPRÄCH.