Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Neue Mobilität auf alten Wegen
Die Städte Hückelhoven und Wassenberg wollen alte Bahntrassen im Stadtgebiet nutzen und dort neue Möglichkeiten für Radfahrer entwickeln. Wie die Pläne der Kommunen aussehen.
HÜCKELHOVEN/WASSENBERG Die Mobilität verändert sich. Neue Straßen werden gebaut, alte nicht mehr benötigt. Ähnlich verhält es sich auch mit Bahngleisen. Bundesweit, aber auch in der Region, gibt es einige Bahnstrecken, die seit Jahren, manchmal gar seit Jahrzehnten, nicht mehr in Betrieb sind. Manche holt sich die Natur zurück, so dass man beinahe wortwörtlich über alte Gleise stolpern kann, wenn man nicht aufpasst. Andere Streckenabschnitte werden von den Menschen zweckentfremdet – zum Beispiel für Fahrradwege.
So auch in Hückelhoven. Die alte Bahntrasse zwischen Ratheim und Baal, die mitten durch die Innenstadt von Hückelhoven führt, ist seit Jahrzehnten ein Gesprächsthema, das Bürger und Politik bewegt.
Seit 1980 ist die Strecke bereits nicht mehr in Betrieb. Bis 1998 wurde die parallel verlaufende Transportlinie der Sophia-Jacoba GmbH betrieben. Seitdem sind die Strecken ungenutzt.
Gedanken für eine anderweitige Nutzung gab es viele. Eine Zeit lang war ein autonom fahrender Bus, der auf der alten Bahntrasse zwischen Ratheim und Baal pendeln sollte, im Gespräch. Doch die Zeit verstrich, ohne dass das Projekt realisiert wurde, es mangelte an Unterstützung aus den Ministerien, hieß es im vergangenen Jahr aus dem Rathaus. Gleichzeitig wollte man sich aber auch die Reaktivierung der Bahnlinie offen lassen.
Das ist auch mit den aktuellen Plänen möglich. „Es handelt sich um eine große Trasse, das bedeutet, dass Radweg und Bahnstrecke hier parallel verlaufen könnten“, sagt Bürgermeister Bernd Jansen. Im Jahr 2019 wurde beim Land ein Förderantrag für den Bau eines Radweges auf der alten Bahntrasse gestellt. „Im vergangenen Jahr haben wir die Zusage erhalten, noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten beginnen“, bestätigt Jansen. Mit dem Projekt werde eine moderne und sichere Infrastruktur für den Radverkehr geschaffen, die neben der Anbindung der Ortschaften an das Zentrum auch maßgeblich die Anbindung an den Bahnhof
Baal sicherstellt. Im Bereich des Ortskerns soll die neugeschaffene Achse über die vorhandene Radinfrastruktur an der Straße Am Landabsatz ins Zentrum geleitet werden. Der Radweg folgt dann auf vorhandenen Radverkehrsanlagen der Straße Am Landabsatz. Für den Ausbau in Hückelhoven gibt es 2,8 Millionen Euro Fördergelder von Bund und Land. Die Verantwortlichen hoffen, dass bereits im kommenden Jahr die Fahrräder auf der ehemaligen Bahntrasse rollen werden.
Auch Wassenberg hat große Pläne. Die alte Bahntrasse, die durch die Stadt führte, soll künftig touristisch genutzt werden. Somit soll sich auch der Freizeitwert deutlich erhöhen. Etwa vom Bereich des Naturparktors am Pontoronplatz bis zum Birgelener Wald will die Stadt Wassenberg eine Umgestaltung realisieren, die einen Weg für Radfahrer und Wanderer zum Ziel hat. Die Arbeiten laufen bereits, die Stadt rechnet mit einer Fertigstellung Ende Mai. Mit den Planungen beschäftigt war die Planungsgruppe Scheller aus Niederkrüchten.
„Das, was dort aktuell ausgebaut wird, wird nicht mit Autos befahrbar sein“, sagt Landschaftsarchitektin Marie-Caroline Thom von der Planungsgruppe Scheller. Das Planungsgebiet umfasst eine Länge von rund 530 Metern und führt vom Bereich des Naturparktors weg und schließt an das bereits bestehende Radwegenetz an. „Wir schließen also an den Premiumwanderweg Birgeler Urwald an. Der Untergrund wird wassergebunden sein und nicht asphaltiert, erklärt Marie-Caroline Thom weiter. Zuletzt wurden an jener Stelle zwar zahlreiche Bäume gefällt, jedoch sieht der Plan vor, mit einer offenen Bepflanzung für viel Begrünung zu sorgen. Fahrradparkplätze, Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen sollen, verschiedene Informationsstelen und ausreichend Beleuchtung sind in diesem Umgestaltungskonzept ebenfalls ausreichend vorhanden.