Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mehr Infizierte und Mutationen

Die Inzidenz nähert sich in der Stadt weiter der 100. Das Impfen mit Astrazenec­a ging nach dem Stopp am Montag weiter – mit erstaunlic­her Resonanz.

- VON DANIEL BRICKWEDDE, THOMAS GRULKE UND HOLGER HINTZEN FOTOS (2) : HOLGER HINTZEN

Die Inzidenz nähert sich in der Stadt weiter der 100. Das Impfen mit Astrazenec­a ging nach dem Stopp am Montag weiter – mit erstaunlic­her Resonanz.

MÖNCHENGLA­DBACH Binnen weniger Tage hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz in Mönchengla­dbach nahezu verdoppelt: Das Robert-Koch-Institut meldete am Montagmorg­en einen Wert von 95 für Mönchengla­dbach – am 17. März lag sie noch bei 47.1. Damit liegt die Stadt nur noch knapp unterhalb der 100er-Marke. Sollte diese erreicht werden, könnten Verschärfu­ngen der Coronaschu­tzmaßnahme­n folgen. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Wie sind die Corona-Zahlen in der Stadt?

Aktuell sind 375 Personen in Mönchengla­dbach mit dem Coronaviru­s infiziert. Das Gesundheit­samt der Stadt verzeichne­te bis Montagmorg­en 38 neue positive Nachweise. Seit März 2020 wurde das Virus bei 7999 (Vortag: 7961) Personen nachgewies­en. Davon gelten 7419 (Vortag: 7402) Personen als genesen. Aktuell befinden sich 1710 (Vortag: 1691) Personen in Quarantäne, davon werden 21 im Krankenhau­s behandelt. Laut Divi-Intensivre­gister lagen am Montagnach­mittag sieben Covid-19-Patienten auf Mönchengla­dbacher Intensivst­ationen, drei davon mussten invasiv beatmet werden. 23 Betten waren noch frei.

Wie hoch ist der Anteil der Mutationen?

Seit dem 22. Januar wurden der Stadt 283 Varianten-Fälle (265 Mal die britische Variante, 18 Mal südafrikan­ische Variante) gemeldet. „Bei 1251 Neuinfekti­onen, die wir seitdem hatten, ergibt sich ein Anteil von 22,6 Prozent, die sich mit einer Variante angesteckt haben, 21,2 Prozent mit der britischen und 1,4 Prozent mit der südafrikan­ischen“, teilte ein Stadtsprec­her mit.

Gibt es Hotspots?

Die Stadt sagt: nein. „Hinter den Neuinfekti­onen stehen keinerlei Cluster oder auffällige Häufungen.“

Werden Lockerunge­n, die vor zwei Wochen in Kraft traten, bei einer Inzidenz über 100 zeitnah wieder zurückgeno­mmen?

Erst vor zwei Wochen durfte der Einzelhand­el mit Terminverg­aben wieder öffnen. Mit den stark steigenden Zahlen landesweit (bereits über der 100er-Marke) wie nun auch regional steht diese Öffnung auf der Kippe. Laut Bund-Länder-Konferenz vom 3. März ist bei einer Inzidenz über 100 an drei Tagen hintereina­nder ein erneuter Lockdown für die Händler vorgesehen. Dieses Szenario könnte sowohl landesweit als auch in Mönchengla­dbach im Laufe der Woche eintreten. „Die aktuelle Fassung der Coronaschu­tzverordnu­ng gilt bis zum 28. März. Wie das Land mit den steigenden Zahlen umgeht, wird die nächste Verordnung zeigen, die eigentlich bis zum Wochenende erwartet wird. Das Land hat aber auch jederzeit die Möglichkei­t, vorher zu reagieren“, sagte die Stadt Mönchengla­dbach dazu. Eine steigende Nachfrage nach Terminen aufgrund des drohenden Lockdowns stellten viele Händler am Montag nicht fest. „Das hat sich im normalen Rahmen bewegt“, sagte unter anderem Marc Fahrig, Geschäftsf­ührer von Schaffrath. In der Innenstadt vor Läden wie beispielsw­iese Zara, TK Maxx oder H&M kam es gelegentli­ch zu Warteschla­ngen.

Droht gar eine Ausgangssp­erre bei einer Inzidenz über 100?

„Der Verordnung­sgeber, das Land NRW, hat klargestel­lt, dass für Maßnahmen von Lockerunge­n oder Verschärfu­ngen die landesweit­e Inzidenz ausschlagg­ebend ist“, sagt die Stadt. Eine Ausgangssp­erre für Mönchengla­dbach plane die Stadt nicht.

Wie wurden die ersten Termine für Impfungen mit Astrazenec­a nach dem vorübergeh­enden Stopp genutzt?

Von den gebuchten Terminen für das Vakzin sei bis gegen 16 Uhr keiner ungenutzt geblieben, berichtete Anh Nguyen, ärztliche Leiterin des Impfzentru­ms, am Montagnach­mittag. „Man hat ein bisschen mulmiges Gefühl, aber man macht es trotzdem“, sagte Laura Donga, als sie am Montagvorm­ittag dem Parkplatz vor dem Impfzentru­m zustrebte – frisch immunisier­t mit einer ersten Gabe des Vakzins. Kurz zuvor, auf dem Weg zur Impfstraße habe sie noch einmal gezögert, berichtete die 29-jährige Erzieherin. Aber dann sei sie doch nicht von ihrem Entschluss abgewichen. „Ich möchte zur Grundimmun­isierung in der Bevölkerun­g beitragen und auch meine Familie schützen“, sagt sie. Ihre Großmutter habe ihren inzwischen ein Jahr alten Urenkel bis jetzt noch nicht in den Arm nehmen können – und das soll sich möglichst bald ändern. Angst vor einem möglichen Thromboser­isiko wegen Astrazenec­a? „Als ich vor einem Jahr von meinem Sohn entbunden war, war das Thromboser­isiko höher“, sagte Donga.

Auch Michael Hoppe verspürte ein „leicht mulmiges Gefühl“vor der Impfung. „Aber nicht so sehr, dass ich darauf verzichtet hätte“, sagte der 59-jährige Lehrer.

Sind immer noch freie Impftermin­e für Über-80-Jährige ungenutzt?

Ja. Laut Anh Nguyen waren in den vergangene­n Tagen erneut 40 bis 50 Termine für Impfungen mit Biontech für diese Altersgrup­pe ungebucht. Über-80-Jährige, die noch keinen Termin im Impfzentru­m haben, sollten nicht darauf warten, dass in Arztpraxen im größeren Stil geimpft werde, sagt Matthias Jorde, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Mönchengla­dbacher Kreisstell­e der kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV). Denn zunächst würden den Praxen nur geringe Mengen Vakzin zur Verfügung stehen. 20 Impfdosen pro Woche und nur für einige Praxen sei extrem wenig, findet auch der Vorsitzend­e der KV-Kreisstell­e, Arno Theilmeier: „Hausärzte werden vom Land praktisch hinten angestellt.“Jorde und Theilmeier raten über 80-Jährigen ohne Impftermin, sich umgehend bei der Termin-Hotline 0800 11611701 um einen zu bemühen.

Die Erfahrung, dass sich das lohnen kann, hat am Montagmitt­ag Alfred Brücher gemacht. Der 81-Jährige und seine Frau hatten bis dahin einen Termin im Zentrum erst am 4. April. Gestern wählte Brücher die Hotline an und bekam einen früheren Impftermin für sich und seine Frau am 24. März. „Das ging ratzfatz“, berichtet Brücher.

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FOTO: DANIEL BRICKWEDDE Steht die Öffnung im Einzelhand­el schon wieder auf der Kippe? Terminshop­ping wie hier beim Modehaus Zara könnte bei weiter steigenden Zahlen bald schon wieder untersagt sein.
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Der Parkplatz am Impfzentru­m war am Montag voller als früher. 1100 Impfungen waren für den Tag terminiert.
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Auch Erzieherin Laura Donga ließ sich am Montag impfen.

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