Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mehr Infizierte und Mutationen
Die Inzidenz nähert sich in der Stadt weiter der 100. Das Impfen mit Astrazeneca ging nach dem Stopp am Montag weiter – mit erstaunlicher Resonanz.
Die Inzidenz nähert sich in der Stadt weiter der 100. Das Impfen mit Astrazeneca ging nach dem Stopp am Montag weiter – mit erstaunlicher Resonanz.
MÖNCHENGLADBACH Binnen weniger Tage hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz in Mönchengladbach nahezu verdoppelt: Das Robert-Koch-Institut meldete am Montagmorgen einen Wert von 95 für Mönchengladbach – am 17. März lag sie noch bei 47.1. Damit liegt die Stadt nur noch knapp unterhalb der 100er-Marke. Sollte diese erreicht werden, könnten Verschärfungen der Coronaschutzmaßnahmen folgen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wie sind die Corona-Zahlen in der Stadt?
Aktuell sind 375 Personen in Mönchengladbach mit dem Coronavirus infiziert. Das Gesundheitsamt der Stadt verzeichnete bis Montagmorgen 38 neue positive Nachweise. Seit März 2020 wurde das Virus bei 7999 (Vortag: 7961) Personen nachgewiesen. Davon gelten 7419 (Vortag: 7402) Personen als genesen. Aktuell befinden sich 1710 (Vortag: 1691) Personen in Quarantäne, davon werden 21 im Krankenhaus behandelt. Laut Divi-Intensivregister lagen am Montagnachmittag sieben Covid-19-Patienten auf Mönchengladbacher Intensivstationen, drei davon mussten invasiv beatmet werden. 23 Betten waren noch frei.
Wie hoch ist der Anteil der Mutationen?
Seit dem 22. Januar wurden der Stadt 283 Varianten-Fälle (265 Mal die britische Variante, 18 Mal südafrikanische Variante) gemeldet. „Bei 1251 Neuinfektionen, die wir seitdem hatten, ergibt sich ein Anteil von 22,6 Prozent, die sich mit einer Variante angesteckt haben, 21,2 Prozent mit der britischen und 1,4 Prozent mit der südafrikanischen“, teilte ein Stadtsprecher mit.
Gibt es Hotspots?
Die Stadt sagt: nein. „Hinter den Neuinfektionen stehen keinerlei Cluster oder auffällige Häufungen.“
Werden Lockerungen, die vor zwei Wochen in Kraft traten, bei einer Inzidenz über 100 zeitnah wieder zurückgenommen?
Erst vor zwei Wochen durfte der Einzelhandel mit Terminvergaben wieder öffnen. Mit den stark steigenden Zahlen landesweit (bereits über der 100er-Marke) wie nun auch regional steht diese Öffnung auf der Kippe. Laut Bund-Länder-Konferenz vom 3. März ist bei einer Inzidenz über 100 an drei Tagen hintereinander ein erneuter Lockdown für die Händler vorgesehen. Dieses Szenario könnte sowohl landesweit als auch in Mönchengladbach im Laufe der Woche eintreten. „Die aktuelle Fassung der Coronaschutzverordnung gilt bis zum 28. März. Wie das Land mit den steigenden Zahlen umgeht, wird die nächste Verordnung zeigen, die eigentlich bis zum Wochenende erwartet wird. Das Land hat aber auch jederzeit die Möglichkeit, vorher zu reagieren“, sagte die Stadt Mönchengladbach dazu. Eine steigende Nachfrage nach Terminen aufgrund des drohenden Lockdowns stellten viele Händler am Montag nicht fest. „Das hat sich im normalen Rahmen bewegt“, sagte unter anderem Marc Fahrig, Geschäftsführer von Schaffrath. In der Innenstadt vor Läden wie beispielswiese Zara, TK Maxx oder H&M kam es gelegentlich zu Warteschlangen.
Droht gar eine Ausgangssperre bei einer Inzidenz über 100?
„Der Verordnungsgeber, das Land NRW, hat klargestellt, dass für Maßnahmen von Lockerungen oder Verschärfungen die landesweite Inzidenz ausschlaggebend ist“, sagt die Stadt. Eine Ausgangssperre für Mönchengladbach plane die Stadt nicht.
Wie wurden die ersten Termine für Impfungen mit Astrazeneca nach dem vorübergehenden Stopp genutzt?
Von den gebuchten Terminen für das Vakzin sei bis gegen 16 Uhr keiner ungenutzt geblieben, berichtete Anh Nguyen, ärztliche Leiterin des Impfzentrums, am Montagnachmittag. „Man hat ein bisschen mulmiges Gefühl, aber man macht es trotzdem“, sagte Laura Donga, als sie am Montagvormittag dem Parkplatz vor dem Impfzentrum zustrebte – frisch immunisiert mit einer ersten Gabe des Vakzins. Kurz zuvor, auf dem Weg zur Impfstraße habe sie noch einmal gezögert, berichtete die 29-jährige Erzieherin. Aber dann sei sie doch nicht von ihrem Entschluss abgewichen. „Ich möchte zur Grundimmunisierung in der Bevölkerung beitragen und auch meine Familie schützen“, sagt sie. Ihre Großmutter habe ihren inzwischen ein Jahr alten Urenkel bis jetzt noch nicht in den Arm nehmen können – und das soll sich möglichst bald ändern. Angst vor einem möglichen Thromboserisiko wegen Astrazeneca? „Als ich vor einem Jahr von meinem Sohn entbunden war, war das Thromboserisiko höher“, sagte Donga.
Auch Michael Hoppe verspürte ein „leicht mulmiges Gefühl“vor der Impfung. „Aber nicht so sehr, dass ich darauf verzichtet hätte“, sagte der 59-jährige Lehrer.
Sind immer noch freie Impftermine für Über-80-Jährige ungenutzt?
Ja. Laut Anh Nguyen waren in den vergangenen Tagen erneut 40 bis 50 Termine für Impfungen mit Biontech für diese Altersgruppe ungebucht. Über-80-Jährige, die noch keinen Termin im Impfzentrum haben, sollten nicht darauf warten, dass in Arztpraxen im größeren Stil geimpft werde, sagt Matthias Jorde, stellvertretender Vorsitzender der Mönchengladbacher Kreisstelle der kassenärztlichen Vereinigung (KV). Denn zunächst würden den Praxen nur geringe Mengen Vakzin zur Verfügung stehen. 20 Impfdosen pro Woche und nur für einige Praxen sei extrem wenig, findet auch der Vorsitzende der KV-Kreisstelle, Arno Theilmeier: „Hausärzte werden vom Land praktisch hinten angestellt.“Jorde und Theilmeier raten über 80-Jährigen ohne Impftermin, sich umgehend bei der Termin-Hotline 0800 11611701 um einen zu bemühen.
Die Erfahrung, dass sich das lohnen kann, hat am Montagmittag Alfred Brücher gemacht. Der 81-Jährige und seine Frau hatten bis dahin einen Termin im Zentrum erst am 4. April. Gestern wählte Brücher die Hotline an und bekam einen früheren Impftermin für sich und seine Frau am 24. März. „Das ging ratzfatz“, berichtet Brücher.