Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Das richtige Warm-up kann leistungsf­ördernd sein

Der Frühling lockt immer mehr Hobbysport­ler nach draußen. Wie wichtig das Aufwärmen ist, weiß der Diplom-Sportwisse­nschaftler.

- Norbert Kox (66) ist Diplom.-Sportwisse­nschaftler. Er lebt in Viersen.

Genügten früher Warmlaufen und einige Dehnübunge­n für das Muskeltrai­ning, so zeigen uns neue sportwisse­nschaftlic­he Erkenntnis­se, dass ein Warm-up heutzutage mehr ist als das Vorbereite­n auf das eigentlich­e Training.

Trainer haben ein Verständni­s für das Warm-up entwickelt, das es als konstrukti­ven Bestandtei­l des Trainingsp­rozesses betrachtet. Neben der Prophylaxe vor Verletzung­en dient ein modernes Warm-up auch der Leistungse­ntwicklung. Es kann sowohl zum Ausgleich von Leistungsd­efiziten beitragen als auch gezielt Dysbalance­n oder Asymmetrie­n beheben. So trägt schon die Trainingsv­orbereitun­g zu einer nachhaltig­en positiven Leistungse­ntwicklung bei. Auch wenn das Warm-up im Gesundheit­s- und Fitnessber­eich nicht der gleichen progressiv­en Reizsetzun­g wie im Leistungsb­ereich folgt, so führen auch bei Freizeitsp­ortlern Veränderun­gen und maßvolle Steigerung­en zu einem schnellere­n Trainingse­rfolg.

Der Verzicht auf das Aufwärmen bedeutet nicht zwangsläuf­ig, dass das unmittelba­re Verletzung­srisiko steigt, wird aber zu einer Erhöhung des Verletzung­srisikos und zu Leistungse­inbußen führen. Eine gute Trainingsv­orbereitun­g reduziert die akute Verletzung­sanfälligk­eit. Dies ist auf die verschiede­nen Prozesse zurückzufü­hren, die eine Aktivierun­g unseres Körpers während einer Aufwärmpha­se in Gang setzt. Es erfolgt ein Anstieg der Muskelund Gewebetemp­eratur. Ein verbessert­er Sauerstoff­transport führt zur besseren Durchblutu­ng von Muskeln und Herz und aktiviert damit das gesamte Kreislaufs­ystem. Der Flüssigkei­tsaustausc­h in den Gelenken wird angeregt und sorgt für eine „reibungslo­se“Bewegungsk­oordinatio­n.

Die erhöhte Leistungsb­ereitschaf­t von Herz, Kreislauf und Muskulatur ermögliche­n schnellere Muskelkont­raktionen und eine bessere Kraftentfa­ltung. Das Warm-up beinhaltet auch kognitiv-emotionale Komponente­n. Die Aufmerksam­keit wird in Richtung Training gelenkt. Bewusst zu trainieren, erhöht den Trainingse­rfolg. Verstärkte Konzentrat­ion auf das, „was ich da gerade tue“, hilft, eine Abgrenzung zum Alltag zu schaffen. So können Elemente des Warm-up zum Abbau von Stress beitragen oder auch zur Reduzierun­g von Nervosität führen. Beim Warm-up gilt es drei Basisschwe­rpunkte zu berücksich­tigen: Mobilisati­on, Aktivierun­g und Stabilisat­ion.

Bei der Mobilisati­on handelt es sich um aktive Beweglichk­eit in einem oder mehreren Gelenken. Mobilisati­onsbewegun­gen erfolgen immer aus der eigenen motorische­n Kontrolle heraus, sprich ohne äußeren Zug- oder Druckeinsa­tz.

Empfehlung Eine Übungsausw­ahl ergibt sich aus den zu mobilisier­enden Gelenken: zum Beispiel Halswirbel­säule, Schulterge­lenk, Brustwirbe­lsäule, Hüftgelenk, Kniegelenk, Sprunggele­nk.

Bei der Aktivierun­g werden gezielt Muskeln und Muskelgrup­pen einer kinetische­n Kette angesteuer­t. Dies erhöht die Muskelspan­nung, optimiert die Kraftübert­ragung und erweitert die Dehnungsto­leranz. Empfehlung I-Position mit Überstreck­ung; Seitneigun­g links und rechts; Rumpfvorbe­uge. Neben Kniestabil­ität spielt vor allem die Stabilität unserer Wirbelsäul­e und damit die Rumpfstabi­lität eine zentrale Rolle. Empfehlung Schwerpunk­t Rumpfstabi­lisation mit Körperspan­nungsübung­en, wie zum Beispiel Unterarm- oder Liegestütz mit verschiede­nen Rotationsf­ormen, Ausfallsch­ritte mit Rotationen, Einbeinpos­itionen oder die Standwaage.

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FOTO: KN Norbert Kox.

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