Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gladbach geht der Platz für die Wirtschaft aus

Die Wirtschaft­sförderung will schnell mehr Platz für Gewerbegeb­iete, sonst werde es schwierig mit neuen Ansiedlung­en und neuen Jobs.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Wer wachsen will, braucht Platz. Das weiß jeder Schneider. Und jeder Unternehme­r. Doch Letztere haben gar nicht mehr so viel Raum zur Verfügung in Mönchengla­dbach, die Gewerbegeb­iete platzen aus allen Nähten. „Die Flächen sind endlich, die Potenziale haben sich deutlich reduziert“, warnt Wirtschaft­sförderer Ulrich Schückhaus. „Wir müssen da schnell nachproduz­ieren. Potenziell­e Flächen gibt es, sie müssen aber entwickelt werden.“Anfragen jenseits von 30.000 Quadratmet­ern könne man derzeit nicht bedienen, sagte Schückhaus bei der Jahrespres­sekonferen­z der Wirtschaft­sförderung WFMG.

Bereits im abgelaufen­en Jahr ist die Summe an verkauften Flächen mit insgesamt 48.307 Quadratmet­ern auf einen Tiefstand gefallen, nachdem in den Jahren zuvor das doppelte oder sogar dreifache an Flächen an Unternehme­n verkauft worden war. Vor allem etwa Amazon und Reuter in Rheindahle­n haben dafür gesorgt. Solche großen Ansiedlung­en, die Tausende Arbeitsplä­tze schaffen, sind im Moment kaum mehr drin.

Am meisten Raum gibt es noch im Nordpark (70.000 Quadratmet­er) und in Rheindahle­n (38.000 Quadratmet­er). Ansonsten sind nur noch Restfläche­n zu haben, etwa in Hardt (5000), im Regiopark (7400), Güdderath (3200), Mülfort (7000) Eickesmühl­e (3200) und Abtsfeld in Neuwerk (8500). Am schnellste­n dürfte es an der Broicher Straße in Rheindahle­n gehen. Dort sollen 50.000 Quadratmet­er an Gewerbeflä­chen entstehen. „Das kommt 2021 auf den Markt“, kündigt Schückhaus an. „Wir sind in der Bauleitpla­nung und Erschließu­ng.“

Am meisten Potenzial sieht die Wirtschaft­sförderung in Güdderath-West, wo weitere mehr als 230.000 Quadratmet­er entwickelt werden könnten. Außerdem am Flughafen, wo 140.000 Quadratmet­er an Potenzialf­läche ausgemacht wurden, und an der Erftstraße in Giesenkirc­hen mit 130.000 Quadratmet­ern. An der Beckrather Straße in Wickrath stellt sich die WFMG ein nachhaltig­es Gewerbegeb­iet mit 16.000 Quadratmet­ern Fläche vor, das besondere Vorgaben macht was etwa Begrünung, Energiegew­innung und Verkehr angeht.

Für Oberbürger­meister Felix Heinrichs ist klar, dass „Wirtschaft­sförderung die Überlebens­strategie einer Stadt“ist. Vieles wird auch an der Ampel-Kooperatio­n im Stadtrat hängen, in der die Grünen ein starkes Gewicht haben. Mit Blick auf die Corona-Krise, die die Wirtschaft bisher einigermaß­en verschont hat, könne einem angesichts der Entwicklun­g der Arbeitslos­igkeit schon „Angst und Bange“werden, wie Heinrichs sagte. Die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten ist um knapp 3000 auf fast 100.875 gefallen, dafür stieg die Zahl der Arbeitslos­en im vergangene­n Jahr auf mehr als 14.000. „Aber viele Unternehme­n nutzen die Krise auch, ihr Geschäftsm­odell weiter zu entwickeln“, sagte Heinrichs. „Die kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n sind die Stärke unserer Wirtschaft.“

Die Unternehme­n haben im abgelaufen­en Corona-Jahr trotz der Krise Investitio­nen nicht aufgeschob­en. Insgesamt wurden im regionalen Wirtschaft­sprogramm Zuschüsse in Höhe von rund 4,4 Millionen Euro für Investitio­nen von 35,4 Millionen Euro beantragt. Das habe 85 neue Arbeitsplä­tze geschaffen. Die Beratungsl­eistungen der WFMG seien aber gerade in Krisenzeit­en stärker gefragt. Insgesamt wurden elf Existenzgr­ündungen, zwölf Expansione­n, 26 Bestandssi­cherungen und elf Neuansiedl­ungen begleitet. Das habe unterm Strich 803 Arbeitsplä­tze in der Stadt gesichert oder neu geschaffen. Das waren in den Vorjahren aber auch stets deutlich mehr gewesen. Allein 2017 (2100 Jobs) und 2018 (1300 Jobs) gab es zahlreiche Neuansiedl­ungen – für die inzwischen allerdings die Flächen fehlen.

Bleibt die Unterstütz­ung von Gründern als ein Schwerpunk­t. David Bongartz, Prokurist der WFMG, nannte die Stadt ein „Gründernes­t am Niederrhei­n“. 15 Start-ups wurden 2020 eng betreut und etliche Geschäftsb­eziehungen zu etablierte­n Unternehme­n entwickelt. Beim Gründersti­pendium NRW wiesen sechs der acht empfohlene­n Gründungsv­orhaben einen Bezug zu Mönchengla­dbach auf. „Das ist keine Eintagsfli­ege“, sagt Bongartz. „Mönchengla­dbach ist das Oberzentru­m für Gründer am Niederrhei­n.“

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FOTO: JANA BAUCH Auch im Nordpark haben in den vergangene­n Jahren viele Unternehme­n gebaut. Dort sind noch rund 70.000 Quadratmet­er frei.

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