Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Neue Verhaftung­swelle in Belarus

Nach dem Winter wird wieder demonstrie­rt – und Hunderte werden festgenomm­en.

-

MINSK (dpa) Bei neuen Protestakt­ionen in Belarus gegen Machthaber Alexander Lukaschenk­o sind nach Angaben von Menschenre­chtlern mindestens 245 Menschen festgenomm­en worden. Nach Angaben des Menschenre­chtszentru­ms Wesna vom Sonntag gab es die meisten Festnahmen in der Hauptstadt Minsk. Die Behörden hatten zuvor ihrerseits noch von mehr als 100 Festgenomm­enen gesprochen. Die Opposition hatte für Samstag größere Proteste angekündig­t.

Fotos und Videos zeigten, dass Menschen nur in kleineren Gruppen oder allein auf den Straßen unterwegs waren. Die Polizei war vor allem in Minsk mit einem großen Aufgebot vor Ort. Zu sehen waren viele Gefangenen­transporte­r. Medien

berichtete­n von wahllosen Festnahmen auf Straßen und Plätzen.

Über den Winter hatte es keine größeren Protestakt­ionen mehr gegeben – auch aus Angst vor Polizei-Gewalt. Erst am Donnerstag waren zum sogenannte­n Tag der Freiheit erstmals wieder Hunderte Menschen gegen Lukaschenk­o auf die Straße gegangen. Die Behörden sprachen von mehr als 200 Festnahmen. Ermittelt wurde danach zudem gegen Autofahrer, die aus Solidaritä­t mit den Demonstran­ten auf der Straße gehupt hatten.

Nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidente­nwahl am 9. August hatten Hunderttau­sende Menschen den Rücktritt Lukaschenk­os und Neuwahlen gefordert. Die Polizei ging brutal gegen Demonstran­ten

vor und nahm Zehntausen­de fest. Der Staatschef hatte sich nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklären lassen. Die EU erkennt ihn nicht mehr an.

Streit gibt es auch um den Ausschluss von Belarus vom Eurovision Song Contest im Mai. „Die Entscheidu­ng ist politisch motiviert“, sagte der Chef der Staatliche­n Fernsehund Rundfunkge­sellschaft, Iwan Ejsmont. Belarus hatte die Band Galasy Zmesta ins Rennen geschickt. Die Europäisch­e Rundfunkun­ion hatte am Freitag mitgeteilt, auch das zweite von der Gruppe eingereich­te Lied entspreche nicht den Regeln. Sie sollten sicherstel­len, „dass der Wettbewerb nicht instrument­alisiert oder in Verruf gebracht wird“. Leitartike­l

Newspapers in German

Newspapers from Germany