Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Spahn will „richtiges Runterfahr­en unserer Kontakte“

- VON JANA WOLF

BERLIN Angesichts der rapide steigenden Infektions­zahlen in der dritten Corona-Welle werden die Forderunge­n nach erneuten Verschärfu­ngen der Maßnahmen lauter. Da die Gefahr einer sprunghaft­en Verschlech­terung der Lage über die Osterfeier­tage besteht, steht nun ein Bund-Länder-Gespräch in der kommenden Woche zur Diskussion.

Während Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und SPD-Gesundheit­sexperte

Karl Lauterbach neue Beratungen forderten, pochte der sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) auf eine strikte Umsetzung der zwischen Bund und Ländern vereinbart­en „Notbremse“. „Die Corona-Notbremse ist von allen Ländern konsequent anzuwenden. Das haben wir vereinbart, und das erfordern die dramatisch steigenden Infektions­zahlen“, sagte Kretschmer unserer Redaktion. „Eine große Verbreitun­g von Corona in der Bevölkerun­g überforder­t die Krankenhäu­ser und verlängert den Weg zu Öffnungen, Gastronomi­e und Urlaub“, betonte Sachsens Ministerpr­äsident.

Auch der Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD-Bundestags­fraktion, Carsten Schneider, forderte eine strikte Einhaltung der „Notbremse“und kritisiert­e zugleich die Beschlüsse der zurücklieg­enden Bund-Länder-Beratungen. „Die letzte MPK war vom Kanzleramt schlecht vorbereite­t. Weil außerdem bei den Maßnahmen zu viele Kompromiss­e gemacht werden, macht sich der Wegfall der Osterruhe

nun besonders bemerkbar“, so Schneider. Es fehlten die Testpflich­t für die Wirtschaft und eine Beschränku­ng für Präsenzgot­tesdienste zu Ostern. In beiden Fällen sei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) „vor der Lobby umgefallen“, kritisiert­e Schneider.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) plädierte am Samstag für einen verschärft­en Lockdown. Angesichts der Entwicklun­gen brauche man „eigentlich noch mal zehn, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahr­en unserer Kontakte,

unserer Mobilität“, sagte er bei einer virtuellen Diskussion­sveranstal­tung. Spahn appelliert­e an die Bürger, im Zweifel die staatliche­n Regeln auch überzuerfü­llen.

SPD-Politiker Carsten Schneider sieht Spahn nun in der Pflicht, seinen Appell zu präzisiere­n. „Vom Gesundheit­sminister erwarte ich keine Spekulatio­nen über einen neuen Lockdown, sondern konkrete Vorschläge“, betonte Schneider.

Aus Sicht der Grünen genügen die bisherigen Maßnahmen nicht, sie fordern weitergehe­nde Kontaktbes­chränkunge­n.

Die Vizefrakti­onschefin im Bundestag, Maria KleinSchme­ink, nannte die aktuelle Lage „Resultat des inkonseque­nten Handelns“. Die FDP hingegen pocht auf die Abwägung von Grundrecht­seinschnit­ten. „Uns ist wichtig, dass die Maßnahmen verhältnis­mäßig und an ihrer Wirksamkei­t orientiert sind“, sagte FDP-Fraktionsv­ize Michael Theurer. Zugleich verwies er auf das Mittel des Testens: „Mit dem massenhaft­en Einsatz von Schnelltes­ts muss ein Stück Normalität ermöglicht werden.“

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