Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Flensburg stürzt Kiel von der Spitze

Nach dem Schleswig-Holstein-Derby wechselt die Führung in der Handball-Liga.

- VON STEFAN FLOMM

FLENSBURG (dpa Die Freude über den Derby-Sieg gegen den alten Rivalen THW Kiel war groß. Dennoch wollte Trainer Maik Machulla von der SG Flensburg-Handewitt nach dem 31:28 nicht von einer eventuelle­n Vorentsche­idung im Kampf um die deutsche Handball-Meistersch­aft sprechen. „Das ist schön, aber es ist noch lange nichts entschiede­n. Die Bundesliga ist ein brutales Geschäft“, sagte der 44-Jährige am Samstag. Das sah auch THW-Coach Filip Jicha so: „Beide Mannschaft­en haben noch 19 Spiele. Da kann noch so viel passieren.“

Und die Situation an der Tabellensp­itze ist ohnehin noch eng genug. Durch den Erfolg rückten die Flensburge­r mit 34:4 Punkten auf Platz eins, doch die Kieler sind mit 33:5 Zählern gleich dahinter. Während die Rhein-Neckar Löwen (32:12) als Vierte durch den 29:27-Zittersieg über den TSV GWD Minden ihre Minimalcha­nce auf das Erreichen der Champions League wahrten, müssen sich die Füchse Berlin schon fast von ihren internatio­nalen Ambitionen verabschie­den. Nach der 27:28-Heimschlap­pe gegen den SC DHfK Leipzig liegt der Hauptstadt-Klub auf Rang sieben. „Wenn man 60 Minuten sieht, kann man Leipzig zum verdienten Sieg gratuliere­n“, sagte Trainer Jaron Siewert.

Im hohen Norden gingen derweil die Ansichten der beiden Trainer über die Leistungen ihrer jeweiligen Mannschaft im 104. Schleswig-Holstein-Duell auseinande­r. „Die Mannschaft macht das seit Monaten sensatione­ll. Ich kann einfach nur stolz sein“, sagte Machulla auch mit Blick auf die angespannt­e Personalde­cke. Bedient war dagegen Jicha. „Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden“, sagte der Tscheche und lobte den Gegner: „Die Flensburge­r haben das schlau gemacht.“

In jedem Fall kamen die Gastgeber besser mit den Personalso­rgen zurecht. Nach dem Ausfall der verletzten Jacob Heinl, Lasse Möller und Franz Semper sowie der beiden dänischen Nationalsp­ieler Mads Mensah Larsen und Simon Hald, die noch in einer Corona-Quarantäne waren, standen der SG nur zehn Feldspiele­r zur Verfügung. Den Kielern nutzte die auf dem Papier stärkere Aufstellun­g nichts, da sich das Fehlen des dänischen Weltmeiste­r-Keepers Niklas Landin (ebenfalls in Quarantäne) zu sehr bemerkbar machte.

Ersatzmann Dario Quenstedt bekam keine Hand an den Ball, wurde nach gut 20 Minuten ohne Parade durch den Kieler Torwarttra­iner Mattias Andersson ersetzt. Zwei

Tage vor seinem 43. Geburtstag avancierte der Schwede mit zehn abgewehrte­n Bällen zum statistisc­h besten Schlussman­n der Partie. „Die Flensburge­r waren heute besser. Sie waren klarer im Kopf und in den entscheide­nden Momenten da“, sagte Andersson im TV-Sender Sky. Für die entscheide­nden Momente sorgten zwei andere Schweden. Spielmache­r Jim Gottfridss­on sezierte die Deckungsfo­rmation der „Zebras“, setzte seine Mitspieler überragend in Szene und hatte am Ende sieben Treffer auf seinem Konto. Noch erfolgreic­her war Linksaußen Hampus Wanne, der zehn Tore erzielte.

Nach der Bundesliga ist für die beiden Aushängesc­hilder des deutschen Vereinshan­dballs vor der Champions League. Am Mittwoch und Donnerstag (jeweils 18.30 Uhr/ Dazn) stehen die Achtelfina­l-Hinspiele auf dem Programm. Den Anfang machen die Kieler bei Pick Szeged in Ungarn, die Flensburge­r treten einen Tag später beim HC Zagreb an.

 ?? FOTO: FRANK MOLTER/DPA ?? Die Flensburge­r Spieler Jim Gottfridss­on (v.l.), Hampus Wanne und Johannes Golla feiern den Sieg gegen Kiel.
FOTO: FRANK MOLTER/DPA Die Flensburge­r Spieler Jim Gottfridss­on (v.l.), Hampus Wanne und Johannes Golla feiern den Sieg gegen Kiel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany