Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Frostige Aussichten für Eiskunstlä­ufer

Bei der WM laufen die Deutschen der Weltspitze hinterher, lösen aber immerhin drei Olympia-Tickets.

- VON ANDREAS SCHIRMER

STOCKHOLM (dpa) Dabei sein ist alles. Dieses Motto dürfte für die deutschen Eiskunstlä­ufer bei den Winterspie­len 2022 in Peking mehr denn je gelten. Sie konnten bei den Weltmeiste­rschaften in Stockholm zwar in drei der vier Diszipline­n Olympia-Quotenplät­ze sichern, liefen, tanzten und sprangen aber weit von der Kufen-Elite entfernt. „Es als Weltspitze­nleistunge­n anzusehen, da sprechen die Ergebnisse für sich“, sagte Claudia Pfeifer, die neue Sportdirek­torin der Deutschen Eislauf-Union. „Nach einer schwierige­n Saison mit drei von vier Olympia-Startplätz­en nach Hause zu gehen, ist ein guter Erfolg.“

Die Aussichten auf die Peking-Spiele in elf Monaten sind dennoch eher frostig. Der 13. Rang der Berliner Paarläufer Annika Hocke/ Robert Kunkel war die beste Platzierun­g. Bei den Damen und im Eistanz kamen Nicole Schott (Essen) sowie

Katharina Müller/Tim Dieck (Dortmund) jeweils auf Platz 18. Auf Position 26 landete der dreimalige deutsche Meister Paul Fentz (Berlin). Im September muss er bei der Nebelhorn Trophy in Oberstdorf den zweiten Anlauf nehmen, um das Olympia-Ticket noch zu lösen.

Die frühere Rollkunstl­auf-Weltmeiste­rin Pfeifer muss neuen Schwung in den deutschen Eiskunstla­uf bringen, der bis zu den Winterspie­len 2018 vor allem von den Erfolgen der Paarläufer­in Aljona Savchenko lebte. Sie bescherte Deutschlan­d mit Robin Szolkowy und danach mit Bruno Massot von 2006 an 23 Medaillen bei Olympia, WM und EM – darunter elf aus Gold. Ein Comeback der Olympiasie­ger Savchenko/Massot in China ist nicht ausgeschlo­ssen und käme dem Verband sehr gelegen. „Sicherlich wäre das eine spannende Geschichte. Das würde den Konkurrenz­kampf anheizen“, sagte Pfeifer. Der erste Schritt sei, dass die Beiden die Entscheidu­ng treffen. „Wenn sie sie getroffen haben, werden wir gemeinsam das Bestmöglic­he heraushole­n.“Dies müsste jedoch zeitnah nach der WM erfolgen: „Die Uhr tickt.“Die 37-jährige Savchenko würde sofort auf das Eis zurückkehr­en, doch nicht nur ihr in der Schweiz lebender Ex-Partner Massot zögert. „Unser Wille allein reicht nicht. Wir brauchen auch Geld. Bisher

ist keiner da, der sagt, wir stehen hinter euch“, sagte Savchenko am Rande der WM.

Auch wenn aus der Sensations­rückkehr nichts werden sollte, ruhen die Hoffnungen der Deutschen Eislauf-Union auf dem Paarlauf, da das deutsche Spitzenduo Minerva Hase/Nolan Seegert (Berlin) verletzung­sbedingt bei der WM fehlte. Sie waren bei der EM 2020 immerhin Fünfte geworden.

Unerreichb­ar wird die Schlittsch­uh-Macht Russland bleiben, deren Eiskünstle­r drei der vier Titel und sechs von zwölf Medaillen holten. Bei den Damen gingen sogar Gold, Silber und Bronze an die Russinnen. Nur bei dem vielleicht besten Medaillenk­ampf der WM-Geschichte standen die Herren aus dem großen Reich der Kufen im Abseits und staunten wohl auch über den Amerikaner Nathan Chen: Er veredelte seinen dritten WM-Triumph mit fünf perfekten Vierfach-Sprüngen.

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FOTO: DPA Annika Hocke und Robert Kunkel beim Kurzprogra­mm der WM.

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