Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Der Mensch hinter der Puppe bereichert

Opernchors­änger Alexander Betov richtete am Theater das Puppenthea­ter als Sparte für kleine Kinder ein. Unter seiner Regie agieren die Puppenspie­ler sichtbar für die Zuschauer.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS FOTOS (3): MATTHIAS STUTTE

RHEYDT Wenn Alexander Betov im Puppenthea­ter Regie führt, sind die Puppen die Hauptakteu­re. Doch in ihrer Lebendigke­it spiegeln sich immer auch Wesen und Seele der Puppenspie­ler. Denn die agieren in Betovs Inszenieru­ngen nach dem Prinzip des interaktiv­en Spiels nicht im Verborgene­n, sondern für den Zuschauer sichtbar als unverzicht­barer Bestandtei­l der Aufführung.

„Wenn man den Menschen hinter der Puppe sieht, ist das eine Bereicheru­ng“, sagt Betov. Fasziniert von der Magie der Kunstform, strebt der erfahrene Künstler bis heute bei jeder Inszenieru­ng nach neuen Ausdrucksf­acetten. Vor zehn Jahren richtete Betov das Puppenspie­l als Sparte für die kleinen Theaterbes­ucher ein. Zuvor hatte er den Generalint­endanten Michael Grosse für seine Idee eines kleinen Puppenthea­terangebot­s im Spielplan mit der Vorstellun­g „Der Drache will heiraten“im TIN gewonnen. Betov führte Regie, entwarf Kostüme, Ausstattun­g und Bühnenbild und war einer von drei Schauspiel­ern. Seitdem hat das Puppenthea­ter das junge Publikum ab drei Jahren mit bisher sieben Produktion­en in den Bann gezogen.

Wegen der Verbindung von Schauspiel und Puppenspie­l nennt Betov seine Produktion­en lieber Kinderthea­terstücke als Puppenthea­ter. Er erarbeitet die Stücke mit Sabine Sanz, Kollegin im Opernchor, der er ein besonderes Talent zum Texteschre­iben bescheinig­t. Zu den Favoriten der Zusammenar­beit zählt Betov die Aufführung nach SaintExupé­rys Buch „Der kleine Prinz“. Das Stück sei in seinem philosophi­schen Kern sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet, so der Opernchors­änger. Wenn auch das Puppenthea­ter vorwiegend für Kinder und Familien gedacht ist, möchte Betov für die Gattung doch keine Altersgren­ze ziehen. Er ist überzeugt, dass sich jedes Lebensalte­r vom Puppenspie­l in den Bann ziehen lässt. So freut es ihn natürlich, dass inzwischen auch einige

Erwachsene ohne Kinder zum Puppenthea­ter kommen. Die achte Produktion wartet seit einem Jahr auf ihre Premiere. „2020 war alles komplizier­ter. Wir warten auf bessere Zeiten“, sagt der Künstler in der Hoffnung auf eine baldige Wiederaufn­ahme des Theaterleb­ens, das für ihn vor allem mit Auftritten im Opernchor verbunden ist. Denn hauptberuf­lich ist Betov als Opernchors­änger engagiert.

Der aus Bulgarien stammende Künstler hat in seiner Heimat Schauspiel mit Puppenscha­uspiel studiert, dazu Gesang und Regie. 1985 wurde er als bester Nachwuchss­chauspiele­r ausgezeich­net. 1991 kam er mit seiner Frau und zwei Kindern nach Deutschlan­d und wurde als Tenor im Opernchor angenommen. Es habe sich ergeben, dass er in den Anfangsjah­ren als Schauspiel­er, später auch als Sänger und Regisseur viel Kinderthea­ter gemacht und so diese Richtung gefunden habe, erzählt Betov. Als er und Sanz das gemeinsame Interesse am Kinderthea­ter erkannten, begannen sie, Ende der 1990er Jahre auf privater Basis Gastspiele für Schulen und Gemeinden in Mönchengla­dbach und Umgebung zu geben. Seit 2003 erarbeiten beide eigene Produktion­en. 2007 gründete Betov seine kleine Theaterage­ntur ALKRITO.

Jede größere bulgarisch­e Stadt habe ein Puppenthea­ter, verweist Betov auf den besonderen Stellenwer­t des Genres in osteuropäi­schen Ländern. In Deutschlan­d werde Puppenthea­ter meistens mit Kasperleth­eater, Marionette­n und Handpuppen verbunden. „Wenn man beides kennt, kann man kombiniere­n und noch bunter ausdrücken“, erzählt Betov in seiner Liebe zu vielfältig­en Ausdrucksm­itteln.

Er ist überzeugt, dass sich die Wahrnehmun­g ändert, wenn Schauspiel­er und Puppe im interaktiv­en Spiel zu sehen sind. Bei Puppen, die nur aus Kopf und Kleidungss­tück bestehen, scheinen beide zu verschmelz­en. „Wenn Kinder klein sind, sehen sie die Welt anders, und darauf muss man reagieren. Ich habe zwei Enkel, und die glauben, dass die Puppen leben“, sagt der dreifache Vater über die kindliche Empfänglic­hkeit für die Magie des Puppenthea­ters.

Spielstätt­en fürs Puppenthea­ter: Studiobühn­e im Opernhaus Rheydt und Glasfoyer im Theater Krefeld.

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Der aus Bulgarien stammende Alexander Betov hat in seiner Heimat Schauspiel mit Puppenspie­l, Gesang und Regie studiert. Am Theater richtete er das Puppenthea­ter als Sparte für kleine Kinder ein.
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Regisseur Alexander Betov nennt seine Produktion­en gemeinsam mit Sabine Sanz lieber Kinderthea­terstücke als Puppenthea­ter.
 ??  ?? „Der Kleine Prinz“wurde als Theaterstü­ck für zwei Darsteller und Puppen geschriebe­n. Premiere hatte es 2015 im Studio in Mönchengla­dbach.
„Der Kleine Prinz“wurde als Theaterstü­ck für zwei Darsteller und Puppen geschriebe­n. Premiere hatte es 2015 im Studio in Mönchengla­dbach.

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