Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Nehmt und esst alle davon“

Der ehemalige Münsterpro­pst Albert Damblon hat ein Buch über die Lage der Ökumene geschriebe­n. Das Thema ist dem emeritiert­en Geistliche­n ein Herzensanl­iegen.

- VON DIRK RICHERDT Albert Damblon: Nehmt und esst alle davon. Echter Verlag Würzburg, 2021; Preis: 12,90 Euro

MÖNCHENGLA­DBACH Die Ökumene, das Bemühen, die in Konfession­en gespaltene Christenhe­it zusammenzu­führen, gehört längst zum Bestreben katholisch­er, evangelisc­her und orthodoxer Gemeinden. Aufgrund zahlreiche­r gemischtko­nfessionel­ler Ehen ist der Wunsch nach Einheit gerade in Deutschlan­d, dem Land der Reformatio­n, verbreitet. Auch in Mönchengla­dbach.

Hier gibt es seit 2017 die „Ökumenisch­e Plattform“, die von der Aachener Bistumslei­tung allerdings kaum unterstütz­t werde, wie der pensionier­te evangelisc­he Pfarrer Wolfgang Hess im Nachwort zu dem neuen Buch „Nehmt und esst alle davon“von 73-jährigen Altpropst Albert Damblon bedauernd feststellt. Bei der Heiligtums­fahrt 2014 erhielt die Ökumene in Mönchengla­dbach aber immerhin kräftige Impulse.

Doch das reicht nicht. Denn beim katholisch­en Sakrament der Eucharisti­e warten viele Christinne­n und Christen nach wie vor auf einen

Durchbruch, also auf die bischöflic­he Erlaubnis, dass auch Nichtkatho­liken die Heilige Kommunion empfangen dürfen. Dass dies verwehrt bleibt, bedrückt auch den in Aachen geborenen Albert Damblon, der seit 1984 Pfarrer in Gladbach war und 2003 bis 2013 das Amt des Propstes der Münsterbas­ilika St. Vitus bekleidete.

Damblons Buch über „meine Erfahrunge­n mit der Ökumene“ist persönlich­es Bekenntnis. Er schildert anrührende Geschichte­n von Menschen, die die Mauern zwischen Konfession­en überwinden. Darunter die Begebenhei­t einer Mischehe im 19. Jahrhunder­t zwischen einer katholisch­en Adeligen und einem evangelisc­hen Oberst, die auf dem Alten Friedhof im niederländ­ischen Roermond bestattet sind. Ihre Gräber liegen direkt neben einer Mauer, die das katholisch­e und evangelisc­he Gräberfeld trennt. Doch zwei Arme, deren Hände sich über die Mauer strecken und festhalten, überwinden im Tod symbolisch die Spaltung: „Der steinerne Händedruck baut die Brücke der

Liebe über die Konfession­sgrenzen hinweg, und er übergeht das Kirchenges­etz.“

In der Gegenwart gelte es weiter, Hinderniss­e aus dem Weg zu räumen. Damblon ermutigt zu einer „Ökumene des Anpackens“, die über die bereits erlangte Gemeinscha­ft bei Pfarrfeste­n, Heiligtums­fahrt oder der Kirchenmus­ik hinausführ­t. Damblon greift auch zur Satire. Wenn er die Weigerung seiner Kirche aufspießt, Protestant­en zur Kommunion zuzulassen, bringt er einen Konfession­sscanner namens „Kathomat“ins Spiel.

Seine Beobachtun­g, der Kirche komme die Jugend abhanden, gipfelt in Skeptizism­us: „Die Ökumene kommt zu spät!“Aber dann betet der Autor: „Gott, vergib uns unsere Verspätung.“

Im Nachwort schreibt dazu der mit Damblon befreundet­e evangelisc­he Kollege Wolfgang Hess: „500 Jahre Spaltung sind genug!“

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