Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
100 Kaufgebote für ein Baugrundstück
Das Kauf-Interesse von Bauwilligen für Grundstücke in Bettrath hat selbst die kühnsten Erwartungen der EWMG übertroffen.
MÖNCHENGLADBACH Dass Häuslebauer ein großes Interesse an Baugrundstücken in Mönchengladbach haben, ist keine große Überraschung. Die Dimension allerdings, die nun beim Verkauf von 24 Grundstücken in Bettrath deutlich wurde, übertrifft alles bisher dagewesene. Mehr als 400 Bewerber haben insgesamt 2449 Kaufgebote abgegeben – für 24 Grundstücke. Im Schnitt kamen also auf jede Parzelle 100 Gebote. „Die Nachfrage ist extrem groß, wir sind überrannt worden“, sagte Ulrich Schückhaus, Chef der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG bei der Jahrespressekonferenz. „Das zeigt, wie groß der Druck ist. Es wird sicher Frust und Enttäuschung geben.“
Die 17 Doppelhaushälften werden nach Sozialpunkten vergeben, die Flächen für sieben Einfamilienhäuser aber nach Höchstgebot. 340 Euro war dort das Mindestgebot pro Quadratmeter, zum Teil seien Mondpreise geboten worden, die „nicht zu realisieren sind“, wie Schückhaus sagte. Er rechnet mit Zuschlägen zwischen 400 und 500 Euro pro Quadratmeter, was deutlich über den Bodenrichtwerten liegt.
Allein dieses Baugebiet zeigt: Wohnen und damit auch Bauen ist für viele Menschen in der Stadt das derzeit größte Problem. Für die EWMG ist es damit auch weiter der Schwerpunkt für dieses Jahr. In Bettrath soll Anfang des zweiten Halbjahres der zweite Bauabschnitt vermarktet werden. Dann kommen Grundstücke für 15 Einfamilienhäuser und 22 Doppelhaushälften auf den Markt.
Dass die Umsätze im abgelaufenen Jahr laut der vorläufigen Ergebnisse geringer ausgefallen sind, ist für Schückhaus keine große Überraschung. Es seien eben nicht mehr so viele Gewerbeflächen vorhanden und damit verkauft worden. „Wir haben 2020 sehr viel vorbereitet, was noch nicht zu Umsätzen geführt hat“, sagt Schückhaus und nannte die Maria-Hilf-Terrassen, die Seestadt und das Reme-Gelände.
Die Abrissarbeiten auf dem Maria-Hilf-Gelände sind inzwischen beendet. Das kostete die EWMG geschäftsbesorgend für die Stadt rund 1,9 Millionen Euro. Die Schule an der
Aachener Straße soll bis zum Sommer abgerissen sein. Gleichzeitig soll neben dem Denkmalensemble an der Staufenstraße eine Quartiersgarage mit Mobilitäts-Hub geplant werden. Das Quartier soll weitgehend autofrei bleiben. Der Bebauungsplan für die Maria-Hilf-Terrassen ist in Bearbeitung. Der erste Bauabschnitt (das Denkmalensemble) ist vergeben an den Spezialisten Schleiff. Die Vermarktung von
Baugrundstücken für Neubauten soll Ende 2021 beginnen. Geplant sind unterschiedliche Mehrfamilienhäuser.
Weitere wichtige Wohnbauprojekte für dieses Jahr sind an der Winkelner Straße in Hardt auf dem Areal der ehemaligen Förderschule, wo 30 Wohnungen gebaut werden sollen. Die Investorenausschreibung ist für 2021 geplant. An der Waldhausener Straße sollen Wohnungen in mehreren Mehrfamilienhäusern entstehen, unter anderem Sozialwohnungen mit Fördermitteln vom Land. Planungsdezernent Gregor Bonin betonte, es sei wichtig, dass in diesem Jahr wieder alle Mittel abgerufen werden: „Wohnen ist die Grundlage des Zusammenlebens.“2020 machten viele Investoren wegen Corona einen Rückzieher. Von möglichen 13 Millionen Euro vom Land wurden so nur 4,2 Millionen Euro abgerufen.
An der Frankenstraße in Bonnnebroich sind 35 Wohneinheiten in Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern geplant. Auch für dieses Areal ist die Investorenausschreibung für dieses Jahr geplant. Für 2022 sind Grundstücksverkäufe in Giesenkirchen (Kruchenstraße) und Venn (Stationsweg/Hamerweg) vorgesehen. Der Spielplatz soll dort aber bereits in diesem Jahr gebaut werden.
Die EWMG ist 2020 relativ glimpflich durch die Corona-Krise gekommen, zumindest was das Mietgeschäft angeht. Die Mietausfälle haben sich auf 210.000 Euro summiert, davon war allein Karstadt am Rheydter Markt mit 154.000 Euro verantwortlich. An Mietstundungen sind im abgelaufenen Jahr 309.000 Euro angelaufen (plus 35.000 Euro geschäftsbesorgend für die Stadt). „Die Stundungen werden anders als die Ausfälle nachgeholt, in Summe sind wir glimpflich davongekommen“, sagte Schückhaus. „Uns ist an einer langfristigen Beziehung mit unseren Handelsmietern gelegen.“