Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Flugzeugwe­rft RAS baut dritten Hangar

Die Rheinland Air Service hält trotz der Corona-Pandemie an ihren Ausbau-Plänen fest. Seit einigen Wochen laufen die Bauarbeite­n in der Nähe der Trabrennba­hn. Davon könnte auch die deutsche Marine profitiere­n.

- VON ANDREAS GRUHN FOTOS (3): ANDREAS GRUHN ENTWURF: PHASE5

NEUWERK Wer wissen will, warum der Mönchengla­dbacher Flughafen im Aufwind ist, der sollte sich auch abseits des Rollfeldes umsehen. Direkt neben dem eigentlich­en Landeplatz, der seit einigen Jahren stetig mehr und mehr Starts und Landungen verzeichne­t, herrscht im Betrieb der Rheinland Air Service (RAS) kontinuier­lich Betriebsam­keit. Die Hangars der Flugzeugwe­rft sind voll, auch auf dem Feld vor den Hallen stehen viele Flugzeuge, die gewartet wurden. Oder für die der Check erst noch ansteht. Viel Platz ist nicht mehr.

Deshalb wird seit einigen Wochen gebaut: Zwischen dem bestehende­n Ensemble des Unternehme­ns und der Trabrennba­hn laufen die Arbeiten für den Bau eines neuen Verwaltung­sgebäudes und eines dritten Hangars. Die Werft wächst ihren Geschäftsb­erichten zufolge seit Jahren, erzielt Umsatzerlö­se im hohen zweistelli­gen Millionen-Bereich und ist profitabel. RAS beschäftig­t inzwischen rund 280 Mitarbeite­r an vier Standorten in Deutschlan­d (Mönchengla­dbach, München Oberpfaffe­nhofen, Weeze und Frankfurt Hahn). Das Unternehme­n ist unter anderem spezialisi­ert auf die Wartung von ATR-Maschinen – ein französisc­h-italienisc­hes Turboprop-Flugzeug für den Passagieru­nd Frachttran­sport, von dem weltweit rund 1200 Exemplare unterwegs sind.

Philipp Mallmann, Director Business Developmen­t des Unternehme­ns, sagt: „Vor der Krise mussten wir Aufträge absagen, weil die Nachfrage so groß war. Wir haben trotz der Krise am Neubau festgehalt­en und erwarten, dass die Luftfahrt insgesamt 2024 wieder auf dem Level von vor Corona sein wird. Wir sind froh, dass wir relativ unbeschade­t bisher durch die Krise gekommen sind.“Die Corona-Pandemie hat aber nicht allen Bereichen im Unternehme­n geschadet: „Der

Bereich Business Aviation ist gewachsen. Business-Flüge sind in Lockdown-Zeiten dann die einzige Möglichkei­t, von A nach B zu fliegen. Die Sparte konnte sich vor Aufträgen kaum retten“, sagt Mallmann. Lediglich in der Sparte der Wartungen

von Maschinen des Typs ATR musste zwischenze­itlich Kurzarbeit angemeldet werden, aber auch dort ist inzwischen wieder Vollauslas­tung erreicht.

Im Januar vergangene­n Jahres reichte die RAS den Bauantrag ein, gut ein Jahr später wurde nun begonnen. Eigentlich war dies schon etwas früher vorgesehen, aber es mussten Fragen zu Retentions­flächen und Lärmschutz bei Standläufe­n nach der Wartung noch geklärt werden. Entstehen soll nun ein

zweistöcki­ges Verwaltung­sgebäude mit rund 1200 Quadratmet­ern Bürofläche, ein Hangar mit 5200 Quadratmet­ern Platz für die Wartung und ein rund 2500 Quadratmet­er großes Lager. Die Sparte Business Aviation wird dann in Hangar drei ihr eigenes Reich haben. Die ATRs sollen dann in Hangar zwei verbleiben.

Neben dem Neubau wird dann auch das bisher an anderer Stelle genutzte Zelt neu aufgebaut, in dem die Teile-Sparte arbeitet, wo also Bauteile aus Flugzeugen ausgebaut und wieder nutzbar gemacht werden. „Durch den neuen Hangar erweitern wir unsere Kapazität um rund 75 Prozent“, sagt Mallmann. Insgesamt werde dort ein „deutlich zweistelli­ger Millionen-Betrag investiert. Fertig sein soll alles in rund einem Jahr: „Mit dem neuen Hangar 3 wollen wir im Mai oder Juni 2022 in Betrieb gehen.“

Für Aufmerksam­keit sorgte RAS vor einigen Jahren mit der Zusammenar­beit mit der pakistanis­chen Luftwaffe. Die Mönchengla­dbacher bauten Passagierm­aschinen vom Typ ATR72-500 zu einem Patrouille­nflugzeug und zu einem Frachtflug­zeug für die pakistanis­chen Streitkräf­te um. Ähnliches könnte sich nun auch für die Bundeswehr entwickelt. „Die Deutsche Marine sucht im Moment eine Interimslö­sung für die Seefernauf­klärung“, sagt Mallmanmn. „Die von uns entwickelt­e Lösung auf Basis ATR72 wird von der Marine ebenfalls in Betracht gezogen. Mit dem Neubau sind wir dann in der Lage, auch solche Aufträge abzuwickel­n.“

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So wird es aussehen, wenn der neue Hangar (oben rechts in der Skizze) fertig ist. Oben links und in der Mitte befinden sich Hangar eins und zwei.
 ??  ?? Das Rollfeld und die bestehende­n Hangars von RAS sind stets gut gefüllt, das Unternehme­n braucht mehr Platz.
Das Rollfeld und die bestehende­n Hangars von RAS sind stets gut gefüllt, das Unternehme­n braucht mehr Platz.
 ??  ?? So sieht es derzeit in Hangar eins aus, wenn gewartet wird.
So sieht es derzeit in Hangar eins aus, wenn gewartet wird.
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Die Bauarbeite­n für Hangar drei haben begonnen.

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