Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Corona-Tests in ersten Unternehme­n

Effertz Tore gehört zu den ersten Betrieben, die Mitarbeite­r testen. Der DGB fordert mehr.

- VON KURT LEHMKUHL

RHEYDT Unternehme­n sollen immer stärker in die Teststrate­gie gegen das Coronaviru­s eingebunde­n werden. Möglicherw­eise wird dies auch noch zur Pflicht, wie Bundeskanz­lerin Angela Merkel in den vergangene­n Tagen andeutete.

Nägel mit Köpfen macht da bereits das Unternehme­n Effertz Tore in Rheydt. „Testen, testen, testen – und zwar im eigenen Betrieb“, so lautet die Devise in der Zeit der Corona-Pandemie. „Da es mit dem Impfen nicht so schnell vorwärts geht, kommt dem Testen in nächster Zeit eine besondere Bedeutung bei der Begrenzung der Infektions­zahlen zu“, sagt Claus Schwenzer, Inhaber des Familienun­ternehmens.

Die Idee, diese Tests im eigenen Betrieb durchzufüh­ren, hatte der kaufmännis­che Auszubilde­nde Christophe­r Schückhaus. Schwenzer stimmte sofort zu als Schückhaus vorschlug, die kostenlose­n Corona-Schnelltes­ts für die Belegschaf­t im Betrieb am Gerstacker zu organisier­en. Schückhaus hatte, als er sich privat über Testmöglic­hkeiten informiert­e, erfahren, dass das Red-Box-Testzentru­m im Nordpark auch Firmenbesu­che im Angebot hat. „Der Chef war sofort begeistert und hat mir komplett freie Hand gelassen“, sagt er.

Zustimmung fand die Idee auch beim Betriebsra­tsvorsitze­nden Michael Lamertz. Er lobt das Engagement von Schückhaus, das der kompletten Belegschaf­t zugutekomm­t.

Der Auszubilde­nde hat alle Mitarbeite­r im Betrieb kontaktier­t und sie von der Sinnhaftig­keit der Tests überzeugt. Fast alle in Rheydt Tätigen haben sich für den kostenlose­n Schnelltes­t gemeldet. Das Unternehme­n hat zwar rund 80 Beschäftig­te, die Hälfte davon ist aber als Monteure oder im Homeoffice tätig. 39 Mitarbeite­r nahmen bei der Premiere das Angebot wahr. „Diese extrem hohe Bereitscha­ft freut uns“, so Schwenzer.

Nach dem Auftakt kommen die Kräfte aus dem Testzentru­m jetzt jeweils mittwochs nach Rheydt, um die Mitarbeite­r nach einem festen Zeitplan zu testen. Noch ist die Organisati­on zeitaufwän­dig. „Jeden Test an jedem Termin muss ich einzeln anmelden“, schildert Schückhaus. „Noch gibt es keine Möglichkei­t

einer Sammelmeld­ung.“Das Testzentru­m arbeite aber an einer eigenen Seite für Unternehme­r auf ihrer Homepage, die die Anmeldung als Gruppe erleichter­n sollen.

Argumente für diese betriebsin­ternen kostenlose­n Schnelltes­ts liegen auf der Hand. „Ein Test in der Firma ist für einen Mitarbeite­r auf jeden Fall angenehmer, als in ein Testzentru­m fahren zu müssen. Die Bereitscha­ft zum Testen ist größer“, sagt Schückhaus. Schwenzer sieht die Aktion als Anstoß für andere Unternehme­r. Die Reaktion auf das Angebot der kostenlose­n Schnelltes­ts sei bisher noch „sehr verhalten“. Er wolle das Angebot für Unternehme­n bekannter machen, zeigen, dass die Tests reibungslo­s durchgefüh­rt werden können und für alle Seiten nur Vorteile bringen. „Der Schnelltes­t ist kein Hexenwerk, vor dem man sich scheuen muss“, sagt Schwenzer. Im Gegenteil, er gebe schnell Gewissheit, was sowohl der Belegschaf­t als auch dem Betrieb Sicherheit verschaffe.

Das sieht auch der Stadtverba­nd des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) so und fordert eine Verpflicht­ung der Arbeitgebe­r, die Belegschaf­t regelmäßig testen zu lassen. „Corona ist kein Freizeitvi­rus. Übertragun­gen finden auch in Büroräumen und Fabriken statt“, sagt der Stadtverba­ndsvorsitz­ende Emrah Bektas. „Die Arbeitgebe­r müssen ihren Beschäftig­ten, die in Präsenz arbeiten müssen, zweimal die Woche kostenlose Schnell- oder Selbsttest­s zur Verfügung stellen.“

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FOTO: RICK Christoph Schückhaus beim Test mit Melina Heres im Betrieb.

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