Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Eine Klausel kann der Preis für den besten Trainer sein

- KARSTEN KELLERMANN

Die Ausstiegsk­lausel ist das Schreckges­penst derer, die langfristi­g planen wollen. Sie ist längst eine Hintertür für Spieler, nun aber vermehrt auch für Trainer: Man legt sich fest, aber eben nicht so ganz, für den Fall der Fälle ist da ein Ausweg. Doch welche Alternativ­e gibt es zum Beispiel für Max Eberl, Borussias Manager? Natürlich gibt es Trainer, die den Job auch ohne Klausel übernehmen würden, doch die, die Eberl als die besten für die Weiterentw­icklung Borussias definiert, sind das möglicherw­eise nicht.

Natürlich, die Geschichte mit Marco Rose zeigt, dass es plötzlich ganz schnell gehen kann mit dem Ende der Planungssi­cherheit. Aber ist das nicht der Preis des Erfolgs, den ein Klub wie Borussia trotz aller Entwicklun­g immer wieder zahlen muss? Bei Licht betrachtet, würde ein Vertrag ohne Ausstiegsk­lausel nichts ändern, da hat Eberl Recht: Einen führenden Mitarbeite­r zu halten, der eigentlich weg will, ist nicht sinnvoll.

Fußball ist manchmal einfach nicht romantisch. Und er war es nie. Als Hennes Weisweiler 1975 ging, holte Borussia Udo Lattek, der schon in Essen angeheuert hatte, aber dort nie den Dienst antrat. „Es gibt eine Ausstiegsk­lausel für einen guten Verein“, sagte Lattek. Er fuhr nach eigenen Angaben im Jaguar des Essener Präsidente­n zu den Verhandlun­gen nach Gladbach. Borussia wollte ihn, Lattek zu Borussia. 20.000 Mark Ablöse überwies Gladbach an Essen, es war die erste, die in der Bundesliga für einen Trainer bezahlt wurde. Borussia war in der Sache quasi ein Tabu-Brecher. „Verträge sind im Fußball-Geschäft kein Maßstab“, sagte Lattek vor 46 Jahren. Daran hat sich wohl wenig geändert.

Das Beste hat heute wie gestern einen hohen Preis, den die Nachfrage bestimmt. Und der kann auch erneut eine Ausstiegsk­lausel im Vertrag des künftigen Gladbach-Trainers sein. Max Eberl wird unter Umständen gar keine andere Wahl haben. Wichtig ist, vorbereite­t zu sein auf alle Eventualit­äten. Und: Weiter nicht alles auf einen Trainer auszulegen. Dann muss die Klausel kein Schreckges­penst sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany