Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Eine Klausel kann der Preis für den besten Trainer sein
Die Ausstiegsklausel ist das Schreckgespenst derer, die langfristig planen wollen. Sie ist längst eine Hintertür für Spieler, nun aber vermehrt auch für Trainer: Man legt sich fest, aber eben nicht so ganz, für den Fall der Fälle ist da ein Ausweg. Doch welche Alternative gibt es zum Beispiel für Max Eberl, Borussias Manager? Natürlich gibt es Trainer, die den Job auch ohne Klausel übernehmen würden, doch die, die Eberl als die besten für die Weiterentwicklung Borussias definiert, sind das möglicherweise nicht.
Natürlich, die Geschichte mit Marco Rose zeigt, dass es plötzlich ganz schnell gehen kann mit dem Ende der Planungssicherheit. Aber ist das nicht der Preis des Erfolgs, den ein Klub wie Borussia trotz aller Entwicklung immer wieder zahlen muss? Bei Licht betrachtet, würde ein Vertrag ohne Ausstiegsklausel nichts ändern, da hat Eberl Recht: Einen führenden Mitarbeiter zu halten, der eigentlich weg will, ist nicht sinnvoll.
Fußball ist manchmal einfach nicht romantisch. Und er war es nie. Als Hennes Weisweiler 1975 ging, holte Borussia Udo Lattek, der schon in Essen angeheuert hatte, aber dort nie den Dienst antrat. „Es gibt eine Ausstiegsklausel für einen guten Verein“, sagte Lattek. Er fuhr nach eigenen Angaben im Jaguar des Essener Präsidenten zu den Verhandlungen nach Gladbach. Borussia wollte ihn, Lattek zu Borussia. 20.000 Mark Ablöse überwies Gladbach an Essen, es war die erste, die in der Bundesliga für einen Trainer bezahlt wurde. Borussia war in der Sache quasi ein Tabu-Brecher. „Verträge sind im Fußball-Geschäft kein Maßstab“, sagte Lattek vor 46 Jahren. Daran hat sich wohl wenig geändert.
Das Beste hat heute wie gestern einen hohen Preis, den die Nachfrage bestimmt. Und der kann auch erneut eine Ausstiegsklausel im Vertrag des künftigen Gladbach-Trainers sein. Max Eberl wird unter Umständen gar keine andere Wahl haben. Wichtig ist, vorbereitet zu sein auf alle Eventualitäten. Und: Weiter nicht alles auf einen Trainer auszulegen. Dann muss die Klausel kein Schreckgespenst sein.