Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ein Impfstoff mit Imageschad­en

- VON JAN DREBES

Wer will sich jetzt noch mit Astrazenec­a impfen lassen? Die neuen Erkenntnis­se zu sehr seltenen aber gefährlich­en Thrombosen haben den Impfstoff wieder in ein schlechtes Licht gerückt. Unter 60-jährige Impfberech­tigte sollen künftig selbst abwägen, ob sie das Vakzin haben wollen. Die Verunsiche­rung ist groß, kein Wunder. Denn dieser neue Astrazenec­a-Paukenschl­ag reiht sich ein in ein verwirrend­es Hin und Her: Zunächst hatte es keine Zulassung für ältere Menschen gegeben, später wurde diese erteilt, dann pausierte Deutschlan­d die Impfungen wegen erster Meldungen zu den Thrombosen, dann gingen die Impfungen mit mehr Schub weiter, jetzt folgt der bitterste Rückschlag seit dem Start, weil der sehr wirksame Impfstoff nur noch – welch' Ironie – uneingesch­ränkt an ältere Patienten gehen soll. Dieser Schlingerk­urs war ohne Alternativ­e, weil die Politik zurecht der Wissenscha­ft folgt. Und doch hat er Vertrauen zerstört in einen Impfstoff, der dringend benötigt wird und als besonders geeignet für Arztpraxen gilt. Jeder Mensch, der infolge einer Impfung stirbt, ist einer zu viel, ein tragischer Fall im Kampf gegen die Pandemie. Und jeder dieser Fälle muss aufgearbei­tet, genau untersucht werden. Zugleich muss jedem klar sein: Wissenscha­ft und Medizin machen in solchen Situatione­n Fortschrit­te, sie bringen ein nach allen bewährten Maßstäben gründlich geprüftes, bereits millionenf­ach sicher und zumeist problemlos verimpftes Vakzin weiter nach vorn. Astrazenec­a hat nicht erst seit diesem Dienstag ein massives Imageprobl­em. Aber auch wenn manche Menschen sich nun in ihrer Angst bestätigt fühlen: Es gibt Millionen, die sich sofort mit dem Vakzin impfen lassen würden. Umso wichtiger ist es jetzt, klar und verständli­ch aufzukläre­n und zu impfen, was das Zeug hält. Auch mit Astrazenec­a. BERICHT NRW STOPPT ASTRAZENEC­A FÜR JÜNGERE, TITELSEITE

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