Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Metall schafft Blaupause für andere Branchen
Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sind stets von besonderer Bedeutung. Nicht nur, weil es allein in NRW um 700.000 Beschäftigte geht, sondern auch weil die Branche oft Blaupausen für die gesamte Volkswirtschaft vorlegt. Dieses Mal standen die Tarifpartner vor einer besonderen Herausforderung: Sie mussten ein Paket schnüren, das den unter den Folgen der Corona-Pandemie höchst unterschiedlich leidenden Betrieben gerecht wird und zugleich die Transformation der Branche im Blick hat. Die IG Metall weiß, was an Arbeitsplatzabbau auf viele Autozulieferer zukommen wird, wenn der Abschied vom Verbrenner sich erst einmal durchgesetzt hat. Verhandelt wurde in vielen Bezirken, das Rennen aber machte einmal mehr Nordrhein-Westfalen. Damit dürfte sich der kluge Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, endgültig für höhere Aufgaben in der Gewerkschaftswelt empfehlen.
Der Kompromiss, den er in NRW zusammen mit Arbeitgeber-Chef Arndt Kirchhoff ausgehandelt hat, besticht nicht gerade durch Übersichtlichkeit. Dennoch ist das Paket gelungen. Gerade die Komplexität der Regelungen erleichtert es beiden Seiten, sich als Sieger darzustellen. Die IG Metall hat den Einstieg in die Vier-Tage-Woche geschafft, auch wenn Gesamtmetall das gar nicht gerne hören mag. Den Unternehmen aber bleibt eine tabellenwirksame, also dauerhafte Lohnerhöhung erspart. Zudem können sie für die Finanzierung des Lohnausgleichs für die Vier-Tage-Woche allerlei gegenrechnen, so dass die Arbeitnehmer de facto die Arbeitszeitverkürzung mitbezahlen. Anders kann es ja auch gar nicht sein, wir sind ja nicht im Schlaraffenland. Zugleich wissen die Firmen, dass sie ihren Fachkräften etwas bieten müssen, flexible Arbeitszeiten zum Beispiel, um sie zu halten. Ein beispielhafter Abschluss für andere Branchen. BERICHT 500 EURO PRÄMIE PLUS SONDERZAHLUNG, WIRTSCHAFT