Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wirft ein Serientäter von Brücken gezielt Steine auf Autos?
RHEINDAHLEN Viermal schon wurden im Stadtgebiet fahrende Autos von Gegenständen getroffen. Und das innerhalb nur weniger Monate. Bereits im Januar hatte die Polizei eine große Fahndung mit einer Flugblattaktion gestartet. Doch die Resonanz war so gering, dass sie der eingerichteten Ermittlungskommission „Brücke“keine heiße Spur lieferte. Jetzt ist es wieder passiert. Erneut wurde ein Auto gezielt mit einem faustgroßen Stein beworfen.
Dieses Mal wurde der Täter gesehen und sogar zeitweise verfolgt. Bei der Polizei ist eine Online-Anzeige
eingegangen. Darin berichtet ein 49-jähriger Autofahrer detailliert und nüchtern, was ihm am Sonntag auf der Umgehungsstraße Rheindahlen (B 57) passiert ist: Als er gegen 18.55 Uhr auf der Straße unterwegs war, nahm er auf der Brücke zwischen Schriefersmühle und Rheindahlen-Broich einen Mann auf einem Roller wahr. Seiner Beobachtung zufolge passte der Täter den Moment ab, in dem der 49-Jährige die Brücke passierte, und warf dann gezielt und mit Wucht einen etwa faustgroßen Stein auf das Fahrzeug. Der Autofahrer reagierte sehr schnell und bremste, so dass der Stein „nur“den Kunststoff-Stoßfänger
traf und nicht die Frontscheibe. Nur so habe er größeren Schaden verhindern können. Zum Glück habe er durch das Bremsmanöver auch keine herannahenden Verkehrsteilnehmer gefährdet. Der Werfer flüchtete mit einer für einen Roller hohen Geschwindigkeit.
Der 49-Jährige machte sich sofort daran, den Roller zu verfolgen. Tatsächlich konnte er ihn an der Erkelenzer Straße wieder sehen. Doch der Rollerfahrer flüchtete weiter mit erhöhter Geschwindigkeit über die Beecker Straße.
An der Kreuzung zur Hilderather Straße verlor der 49-Jährige ihn jedoch aus den Augen. Der Polizei liegt folgende Beschreibung vor: Der Rollerfahrer ist männlich und von jugendlichem Erscheinungsbild. Er trug eine schwarze Jacke und einen weißen Helm mit Teillackierungen. Der Roller war schwarz und hatte entweder weiße Aufkleber oder war teilweise weiß lackiert. Den Schilderungen zufolge dürfte der Roller „frisiert“gewesen sein.
Die Polizei ermittelt auch im aktuellen Fall wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Sie warnt: „Solche Handlungen haben mit grobem Unfug nichts zu tun, sondern sind Straftaten, die sehr schlimme Folgen für die Insassen der Fahrzeuge nach sich ziehen können.“Wie durch ein Wunder sind in den bisherigen fünf Fällen keine Menschen verletzt worden. Alle Steinwürfe hätten auch tödlich enden können.
Ist in Mönchengladbach ein Serientäter unterwegs? Zumindest bei einigen der insgesamt fünf Fälle sieht die Polizei einen Zusammenhang. Im Dezember 2020 und im Januar 2021 waren dreimal in Rheindahlen auf der B 57 und einmal auf der Aachener Straße in Holt Gegenstände auf Autos geworfen worden. In einigen Fällen hatten die Autofahrer verdächtige Personen auf der Brücke wahrgenommen.
Jedes Mal war von Jugendlichen die Rede. Einmal hatte eine Frau eine Person mit einem Hund gesehen. Offenbar gibt es nicht nur in Mönchengladbach Brückenwürfe, auch die Neusser Polizei meldet solche gefährlichen Eingriffe in den Straßenverkehr. Mitte März und in der Nacht zum vergangenen Samstag wurden dort Baustellenbaken von einer Brücke auf die A 57 geworfen. Polizei und Staatsanwaltschaft bewerten dies sogar als versuchte Tötungsdelikte.
Die Ermittler in Mönchengladbach suchen im aktuellen Fall Zeugen und bitten alle Personen, die Angaben zu der Tat und zu dem beschriebenen Täter und Roller machen können, sich unter 02161 290 zu melden.