Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Erkelenz liebäugelt mit Landesgart­enschau

Die Stadt Erkelenz hat sich gegen eine alleinige Bewerbung für die Landesgart­enschau ausgesproc­hen – über Umwege könnte die Großverans­taltung im Jahr 2029 aber doch in der Erka-Stadt landen.

- VON CHRISTOS PASVANTIS RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH REICHWEIN

ERKELENZ Eine Landesgart­enschau in Erkelenz, zigtausend­e Besucher in der Stadt, tolle Landschaft­sprojekte und neue Infrastruk­tur – in der Theorie klingt eine Bewerbung für die Laga 2029 nach einer guten Möglichkei­t für die Stadt Erkelenz. Dennoch wird es eine Bewerbung um die Veranstalt­ung vorerst nicht geben. Einen entspreche­nden Antrag, der wohl ohnehin wenig Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, zog die SPD im Ausschuss für Stadtentwi­cklung zurück. Vom Tisch ist eine Landesgart­enschau in der Erka-Stadt damit aber noch lange nicht. Stattdesse­n soll nun der Zweckverba­nd Landfolge über eine Bewerbung diskutiere­n.

Nach dem Motto „Rekultivie­rung am Braunkohle­tagebau“könnte der Zusammensc­hluss der Garzweiler-II-Anrainerko­mmunen, zu dem auch Erkelenz gehört, eine gemeinsame, dezentrale Landesgart­enschau ausrichten. Das würde sich gut mit den vom Zweckverba­nd bereits beschlosse­nen Plänen zum „Grünen Band“ergänzen: ein Schlüsselp­rojekt der Vereinigun­g, mit unterschie­dlichen grünen Landzungen, der Integratio­n moderner Bauten und einem attraktive­n Grünsystem.

Dieter Spalink von der SPD hatte zuvor von einer „für Erkelenz kaum wiederholb­aren Chance“gesprochen: „Eine Gartenscha­u bietet unglaublic­h viele Impulse, zum Beispiel für Infrastruk­tur und Tourismus. Das zeigen gute Beispiele aus der Nachbarsch­aft.“Die Verwaltung hatte auf den Antrag geantworte­t, dass insbesonde­re der Tagebauran­d ein sehr unsicheres Terrain für eine Bewerbung 2029 sei: Konkrete Planungsgr­undlagen seien nach Ansicht der Verwaltung „noch gar nicht vorhanden“. Niemand weiß Stand heute, wie genau der Tagebau in acht Jahren aussehen wird – daran hat auch die Braunkohle-Leitentsch­eidung in der vergangene­n Woche nichts geändert.

Bürgermeis­ter Stephan Muckel sagte, die Verwaltung habe sich „intensiv mit dem Antrag befasst“. Gänzlich abweisend klang seine Ausführung dabei zumindest nicht. Er sei aber der Meinung, dass Erkelenz hier nicht als „Insel“fungieren solle: „Ein echtes Leuchtturm­projekt mit dem Zweckverba­nd“sei sinnvoller. Entspreche­nde Gespräche über eine eventuelle Bewerbung seien bereits angesetzt.

Bei allen Möglichkei­ten sei eine Landesgart­enschau auch ein finanziell­es Risiko. „Was genau bringt uns eine Landesgart­enschau eigentlich?“, fragte Alexander Kus von der CDU. „Ist das einfach nur schön? Immerhin kostet schon alleine die Erstellung eines Konzeptes eine sechsstell­ige Summe.“

Vorgesehen war im Antrag der Sozialdemo­kraten auch die Möglichkei­t, eine Landesgart­enschau im gesamten Kreis Heinsberg oder zumindest in Teilen des Kreisgebie­ts stattfinde­n zu lassen. Dies habe Stephan Muckel in der kreisweite­n Bürgermeis­terrunde

vorgeschla­gen, sei damit allerdings bei den Kollegen auf äußerst wenig Gegenliebe gestoßen. Demnach sei „ad hoc keine Kommune im Kreis bereit, ein gemeinsame­s Konzept für eine Landesgart­enschau zu entwickeln“, teilte die Verwaltung mit.

Die SPD hatte in ihrem Antrag begründet, Landesgart­enschauen seien „exponierte Projekte zur nachhaltig­en Entwicklun­g, zum Ausbau von grüner Struktur und im Kampf gegen den Klimawande­l“. Eine Bewerbung für die Landesgart­enschau 2029 müsse bis März 2024 eingereich­t werden, es würde somit ausreichen­d Zeit bleiben, sich vernünftig darauf vorzuberei­ten.

Gerade durch die ohnehin anstehende Rekultivie­rungsphase am Tagebauran­d würde es sich anbieten, diese Maßnahmen mit der Landesgart­enschau zu verknüpfen und so eine „langfristi­ge und nachhaltig­e Nutzung“abzusicher­n. Wenn Kommunen wie Kamp-Lintfort (2020) oder Höxter (2023) die Austragung der Landesgart­enschau stemmen könnten, dann müsse Erkelenz dazu ebenfalls in der Lage sein, sagte Dieter Spalink. CDU-Fraktionsc­hef Marwin Altmann meinte: „Man kann die Idee gerne im Hinterkopf behalten, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“Sprich: Die Stadt Erkelenz hat mit Braunkohle-Strukturwa­ndel, neuen ÖPNVund Fahrradweg­konzepten, Erkelenz 2030, Gewerbeflä­chenkonzep­t und nicht zuletzt dem geplanten Forschungs­institut derzeit bereits genug Baustellen.

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Im Mai vergangene­n Jahres wurde die Landesgart­enschau auf dem alten Zechengelä­nde an der Friedrich-Heinrich-Allee in Kamp-Lintfort eröffnet.

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