Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Erkelenz liebäugelt mit Landesgartenschau
Die Stadt Erkelenz hat sich gegen eine alleinige Bewerbung für die Landesgartenschau ausgesprochen – über Umwege könnte die Großveranstaltung im Jahr 2029 aber doch in der Erka-Stadt landen.
ERKELENZ Eine Landesgartenschau in Erkelenz, zigtausende Besucher in der Stadt, tolle Landschaftsprojekte und neue Infrastruktur – in der Theorie klingt eine Bewerbung für die Laga 2029 nach einer guten Möglichkeit für die Stadt Erkelenz. Dennoch wird es eine Bewerbung um die Veranstaltung vorerst nicht geben. Einen entsprechenden Antrag, der wohl ohnehin wenig Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, zog die SPD im Ausschuss für Stadtentwicklung zurück. Vom Tisch ist eine Landesgartenschau in der Erka-Stadt damit aber noch lange nicht. Stattdessen soll nun der Zweckverband Landfolge über eine Bewerbung diskutieren.
Nach dem Motto „Rekultivierung am Braunkohletagebau“könnte der Zusammenschluss der Garzweiler-II-Anrainerkommunen, zu dem auch Erkelenz gehört, eine gemeinsame, dezentrale Landesgartenschau ausrichten. Das würde sich gut mit den vom Zweckverband bereits beschlossenen Plänen zum „Grünen Band“ergänzen: ein Schlüsselprojekt der Vereinigung, mit unterschiedlichen grünen Landzungen, der Integration moderner Bauten und einem attraktiven Grünsystem.
Dieter Spalink von der SPD hatte zuvor von einer „für Erkelenz kaum wiederholbaren Chance“gesprochen: „Eine Gartenschau bietet unglaublich viele Impulse, zum Beispiel für Infrastruktur und Tourismus. Das zeigen gute Beispiele aus der Nachbarschaft.“Die Verwaltung hatte auf den Antrag geantwortet, dass insbesondere der Tagebaurand ein sehr unsicheres Terrain für eine Bewerbung 2029 sei: Konkrete Planungsgrundlagen seien nach Ansicht der Verwaltung „noch gar nicht vorhanden“. Niemand weiß Stand heute, wie genau der Tagebau in acht Jahren aussehen wird – daran hat auch die Braunkohle-Leitentscheidung in der vergangenen Woche nichts geändert.
Bürgermeister Stephan Muckel sagte, die Verwaltung habe sich „intensiv mit dem Antrag befasst“. Gänzlich abweisend klang seine Ausführung dabei zumindest nicht. Er sei aber der Meinung, dass Erkelenz hier nicht als „Insel“fungieren solle: „Ein echtes Leuchtturmprojekt mit dem Zweckverband“sei sinnvoller. Entsprechende Gespräche über eine eventuelle Bewerbung seien bereits angesetzt.
Bei allen Möglichkeiten sei eine Landesgartenschau auch ein finanzielles Risiko. „Was genau bringt uns eine Landesgartenschau eigentlich?“, fragte Alexander Kus von der CDU. „Ist das einfach nur schön? Immerhin kostet schon alleine die Erstellung eines Konzeptes eine sechsstellige Summe.“
Vorgesehen war im Antrag der Sozialdemokraten auch die Möglichkeit, eine Landesgartenschau im gesamten Kreis Heinsberg oder zumindest in Teilen des Kreisgebiets stattfinden zu lassen. Dies habe Stephan Muckel in der kreisweiten Bürgermeisterrunde
vorgeschlagen, sei damit allerdings bei den Kollegen auf äußerst wenig Gegenliebe gestoßen. Demnach sei „ad hoc keine Kommune im Kreis bereit, ein gemeinsames Konzept für eine Landesgartenschau zu entwickeln“, teilte die Verwaltung mit.
Die SPD hatte in ihrem Antrag begründet, Landesgartenschauen seien „exponierte Projekte zur nachhaltigen Entwicklung, zum Ausbau von grüner Struktur und im Kampf gegen den Klimawandel“. Eine Bewerbung für die Landesgartenschau 2029 müsse bis März 2024 eingereicht werden, es würde somit ausreichend Zeit bleiben, sich vernünftig darauf vorzubereiten.
Gerade durch die ohnehin anstehende Rekultivierungsphase am Tagebaurand würde es sich anbieten, diese Maßnahmen mit der Landesgartenschau zu verknüpfen und so eine „langfristige und nachhaltige Nutzung“abzusichern. Wenn Kommunen wie Kamp-Lintfort (2020) oder Höxter (2023) die Austragung der Landesgartenschau stemmen könnten, dann müsse Erkelenz dazu ebenfalls in der Lage sein, sagte Dieter Spalink. CDU-Fraktionschef Marwin Altmann meinte: „Man kann die Idee gerne im Hinterkopf behalten, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“Sprich: Die Stadt Erkelenz hat mit Braunkohle-Strukturwandel, neuen ÖPNVund Fahrradwegkonzepten, Erkelenz 2030, Gewerbeflächenkonzept und nicht zuletzt dem geplanten Forschungsinstitut derzeit bereits genug Baustellen.