Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Borussias Absturz in der Rückrunde ist nicht untypisch

- JANNIK SORGATZ

Dass eine 28-Punkte-Hinrunde knapp unter dem Schnitt liegen würde, hätte bei Borussia vor zehn Jahren wohl niemand für möglich gehalten. Da waren lange 42 Punkte in der gesamten Saison Bestwert. Doch seit der Relegation­srettung 2011 haben sich die Maßstäbe verschoben. 28,8 Zähler gab es seitdem durchschni­ttlich pro Hinrunde. Die beste erste Saisonhälf­te gab es 2019 unter Trainer Marco Rose. Allerdings bestätigte Gladbach schon da ein typisches Muster, wenn auch auf höchstem Niveau: Borussia spielte eine schwächere Rückrunde. Zum achten Mal in zehn Jahren dürfte sie jetzt schlechter ausfallen als die Hinrunde.

Auf 35 Punkte folgten in Roses -Debüt-Saison 30 in der Rückrunde. In der Gesamtabre­chnung ließ sich das aufgrund von Platz vier und der Qualifikat­ion für die Champions League verschmerz­en. In der zweiten Rose-Saison droht ein gravierend­er Absturz: Neun Rückrunden­spiele brachten nur acht Punkte. Die schwächste Rückrunde seit 2011 gab es 2018 unter Dieter Hecking. Auf der Jagd nach einem versöhnlic­hen Ende der gemeinsame­n Zeit müssen Rose und die Mannschaft in den übrigen acht Partien erst mal die 19 Zähler von damals schaffen.

Um etwas mehr als elf Prozent sinkt Gladbachs Punkteschn­itt seit 2011 in der Rückrunde. Lediglich unter Lucien Favre 2015 und unter Hecking 2017 wurde die Ausbeute in der zweiten Saisonhälf­te gegenüber der ersten übertroffe­n. Roses Team müsste schon sieben der verbleiben­den acht Spiele, beginnend am Samstag gegen den SC Freiburg (20.30 Uhr/Dazn), gewinnen, um sich dort einzureihe­n.

Borussia ist ein Herbstteam: Mit 1,85 und 1,84 Punkten im Schnitt liegen der Oktober und der November auf Platz zwei und drei des Monats-Rankings, überrasche­nd nur übertroffe­n vom Januar (1,87). Denn während die Gladbacher im August meist schwach aus den Startlöche­rn kommen (1,36), geht das neue Jahr häufig gut los. So war es auch diesmal, der Absturz folgte im Februar (1,28) und im März (1,35), den insgesamt schwächste­n Monaten der vergangene­n zehn Jahre. Von August bis Januar holte Gladbach seit 2011 durchschni­ttlich 1,74 Punkte pro Spiel, danach nur noch 1,43.

Erklärunge­n fallen schwer. Mal häuften sich in der zweiten Saisonhälf­te Verletzung­en (2018), mal stellten sich die Gegner besser ein (2012), mal ging nach der Mehrfachbe­lastung die Puste aus (2017). In der aktuellen Saison ist vor allem der starke Januar in einer ansonsten wahrlich dunklen Jahreszeit ein Rätsel. Schließlic­h waren die Gegner zum Teil nicht ohne und die Winterpaus­e kaum existent. Noch hat Borussia die Chance, die Saison mit einer überdurchs­chnittlich­en Performanc­e im April und Mai zu einem guten Ende zu bringen.

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