Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mehr Störche, mehr Streitigke­iten

Dass es mehr von den Vögeln gibt, ist mancherort­s auf den Dächern zu sehen. Das führt auch zu Konflikten mit dem Menschen.

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HILPOLTSTE­IN (dpa) Auf Dächern, Schornstei­nen und Rathaustür­men kann man jetzt wieder Störche in ihren Nestern beobachten. Ihre Zahl sei in den vergangene­n Jahren massiv gewachsen, sagt die Biologin Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschut­z im bayerische­n Hilpoltste­in. Ein Grund dafür sei, dass viele Störche zum Überwinter­n gar nicht mehr bis nach Afrika ziehen. Und noch einen Trend haben die Fachleute ausgemacht: Die Störche bilden gerne Kolonien.

Mehr als 7500 Weißstorch­paare brüteten nach Angaben des Naturschut­zbunds Deutschlan­d (Nabu) vergangene­s Jahr in Deutschlan­d. 2010 waren es noch rund 4600 Paare. Vor allem in den westlichen Bundesländ­ern wie Bayern sei die Zahl der

Störche gestiegen, sagt Nabu-Experte Kai-Michael Thomsen. In Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g, Sachsen-Anhalt und Sachsen sei der Bestand dagegen eher rückläufig oder stagniere.

Die im Westen Deutschlan­ds brütenden Störche treten Thomsen zufolge im Spätsommer großenteil­s nicht mehr die für die Tiere sehr strapaziös­e Reise bis nach Westafrika an, sondern überwinter­n auf der Iberischen Halbinsel. „Dort rasten sie vor allem auf offenen Mülldeponi­en und Reisfelder­n“, sagt Thomsen. Weil sie dort viel Futter finden und einen kürzeren Zugweg hätten, hätten sie erheblich bessere Überlebens­chancen als die Vögel, die nach Afrika ziehen.

Ein Teil der Störche bleibt im Winter sogar in Deutschlan­d. In Bayern seien es etwa 300, sagt Wieding. Bei vielen von ihnen handelt es sich um ausgewilde­rte Zuchtstörc­he und deren Nachkommen. Diese und die frühen Rückkehrer aus Spanien hätten noch einen weiteren Vorteil. „Sie können sich die besten Nester aussuchen“, sagt Wieding. Deshalb könne es auch schon mal Streit geben, wenn bis Ende April die letzten Störche aus Afrika zurückkehr­ten.

In Bayern nimmt allerdings nicht nur die Zahl der Störche zu, sondern auch die der Kolonien. „Diese haben eine gewisse Lockwirkun­g.

Die jungen Störchen versuchen sich erstmal da anzusiedel­n“, erläutert Wieding. So gibt es mittlerwei­le diverse Dörfern in Bayern, wo mehr als 20 oder 30 Storchenne­ster zu finden sind. Wenn dort viele Dächer und Turmspitze­n belegt sind, weichen die Neulinge auf andere Orte aus. Dadurch kommt es immer wieder vor, dass Störche auf Solaranlag­en, aktiven Schornstei­nen, Baukränen oder Strommaste­n ihr Nest bauen. „In der Regel sind Störche sehr beliebt und ihr Nest ist willkommen“, sagt Thomsen. Doch im Einzelfall könne es Konflikte geben.

Deshalb sind Fachleute wie Oda Wieding zunehmend gefragt, die dann vermitteln. „Wir haben schon festgestel­lt, dass es mehr Konflikte mit“, sagt sie.

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FOTO: PFÖRTNER/DPA Zwei Störche in einem Nest bei Ebergötzen im Landkreis Göttingen.

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