Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Gladbach will testen statt schließen
Sollte die Inzidenz auch am Donnerstag über 100 liegen, dann will die Stadt die Testoption nutzen, statt Lockerungen rückgängig zu machen. Das müssen Bürger zu Tests an Ostern jetzt wissen. Politiker werben zudem für Gladbach als Modellkommune.
Sollte die Inzidenz auch Donnerstag über 100 liegen, dann will die Stadt die Testoption nutzen, statt Lockerungen rückgängig zu machen.
MÖNCHENGLADBACH Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch in Mönchengladbach erneut über dem Wert 100. Das Robert-Koch-Institut zählte 106,1 Infizierte innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner. Schon am Dienstag hatte die Stadt die 100er-Marke durchbrochen. Geht man davon aus, dass dies auch am Donnerstag der Fall sein wird, dann sollen verstärkte Corona-Tests in Mönchengladbach Schließungen verhindern. Diese Option hatte das Land in seiner Schutzverordnung eingeräumt. Die Stadt kündigte am Mittwoch an, diese Option nutzen und per Allgemeinverfügung einführen zu wollen. Den
Gladbachern drohen zu Ostern also nicht neue Schließungen, sondern eine verschärfte Testpflicht bei einer Inzidenz über 100.
Wie viele Teststellen gibt es in Mönchengladbach?
Die Stadt listet auf ihrer Internetseite www.notfallmg. de im Internet mit Stand Mittwoch genau 77 Teststellen auf. Das Netz wächst stetig, und wie Stadtsprecher Dirk Rütten ankündigte, sollen auch vor allem in den Zentren weitere Stellen dazu kommen. „Wir haben in kurzer Zeit mit großer Unterstützung von Apotheken, Arztpraxen und privaten Testanbietern ein breites Netz von Testmöglichkeiten geschaffen“, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD). „Deshalb halte ich es für verantwortbar, die bisherigen Öffnungen mit Schnelltests abzusichern.“Er betonte aber auch, dass der Gesundheitsschutz Vorrang habe: „Darum behalten wir das Infektionsgeschehen im Blick, um wenn nötig auch strengere Maßnahmen umzusetzen.“
Wie funktioniert die Testpflicht?
Geschäfte, Dienstleister, Museen, Bibliothek und ähnliche Einrichtungen müssen nicht wieder schließen, wenn die Inzidenz über 100 liegt. Sie können weiter Kunden und Besucher einlassen, wenn diese einen negativen Schnelltest vorlegen können (schriftlich oder digital), der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Selbsttests werden aber nicht anerkannt, es muss schon ein Zertifikat vorgelegt werden. Termine müssen wie gehabt vorher vereinbart werden, der Lebensmitteleinzelhandel ist weiter davon und von der Testpflicht ausgenommen. Für den Tiergarten gilt, dass für den Zutritt nach Terminvereinbarung weiter kein Test nötig ist, sagte Stadtsprecher Dirk Rütten, weil nur die Außenanlagen geöffnet seien.
Wo gibt es Schnelltests an den Feiertagen?
Die Stärke des Netzes ist gleichzeitig auch eine Schwäche: Denn viele Apotheken und Arztpraxen bieten die Schnelltests an, von denen die meisten aber etwa an Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag geschlossen sind. Die Testkapazität ist daher rund um Ostern geringer. Wer an den Feiertagen einen Test benötigt, kann etwa einen Termin in der Red Box im Nordpark buchen. „Wir haben die Kapazität auf bis zu 3000 Tests am Tag erhöht“, sagt Betreiber Micki Hilgers. „Die Nachfrage ist um ein Vielfaches gestiegen.“Auch die Apotheken-Kette Maxmo testet auf dem Real-Parkplatz an der Krefelder Straße in Neuwerk über die Ostertage durch. „Von einer verstärkten Nachfrage zu sprechen ist untertrieben“, sagt Maxmo-Chef Oliver Dienst. Eigentlich wären bis Mittwoch bereits alle Termine ausgebucht gewesen. „Wir haben die Kapazität erweitert. Wir wollen mehr als 1000 Tests pro Tag anbieten.“Grundsätzlich ist für jeden Bürger mindestens ein Test pro Woche kostenfrei.
Was gilt für Familienbesuche?
Normalerweise sind bei einer Inzidenz über 100 im öffentlichen Raum nur Treffen mit höchstens einer Person aus einem anderen Hausstand möglich. Für die Ostertage gilt aber weiter die Regel: Zwei Hausstände mit insgesamt maximal fünf Personen, Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt, dürfen sich treffen.
Was sagt die Politik dazu?
Die Linken-Ratsfraktion hat OB Heinrichs dazu aufgefordert, auf die Testoption zu verzichten und stattdessen wieder zu schließen. Es sei ein Gebot der Stunde, durch „einen strikten Lockdown die Infektionen schnell und nachhaltig zu senken“. Dem widersprach FDP-Fraktionschefin Nicole Finger: „Dass Mönchengladbach die Testoption zieht, ist richtig. Der lokale Einzelhandel kämpft ums Überleben und ist auf die Umsätze dringend angewiesen. Die Tests senken das Risiko von Ansteckungen beim Einkauf signifikant.“CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch sagte: „Ich halte den Weg, über Tests zu öffnen, für richtig. Aber ich bin vorsichtig, wir müssen aufpassen, nicht zu viel zu öffnen.“
Ist Mönchengladbach damit nun eine Modellkommune?
Nein, aber es gibt Befürworter, die dies vorantreiben. Nachdem das Rathaus beim Land beantragt hat, Lockerungen zunächst bei Kultur und Events nach dem Tübinger Vorbild (negativer Test als Einlasskriterium) zu ermöglichen, haben nun drei Landtagsabgeordnete dies bei der Landesregierung vorgeschlagen. Die CDU-Politiker Jochen Klenner und Frank Boss sowie ihr FDP-Kollege Andreas Terhaag betonen in einem Schreiben an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), Mönchengladbach habe dargelegt, „dass hier gute Voraussetzungen für ein solches Modell vorhanden sind“. Dies treffe insbesondere auf den Sparkassenpark zu, auf die städtische MGMG, das Theater und die Museen Abteiberg und Schloss Rheydt. Mit der Hochschule Niederrhein verfüge Mönchengladbach über Möglichkeiten, diese Versuche wissenschaftlich zu begleiten.