Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gladbach will testen statt schließen

Sollte die Inzidenz auch am Donnerstag über 100 liegen, dann will die Stadt die Testoption nutzen, statt Lockerunge­n rückgängig zu machen. Das müssen Bürger zu Tests an Ostern jetzt wissen. Politiker werben zudem für Gladbach als Modellkomm­une.

- VON ANDREAS GRUHN

Sollte die Inzidenz auch Donnerstag über 100 liegen, dann will die Stadt die Testoption nutzen, statt Lockerunge­n rückgängig zu machen.

MÖNCHENGLA­DBACH Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch in Mönchengla­dbach erneut über dem Wert 100. Das Robert-Koch-Institut zählte 106,1 Infizierte innerhalb der vergangene­n sieben Tage pro 100.000 Einwohner. Schon am Dienstag hatte die Stadt die 100er-Marke durchbroch­en. Geht man davon aus, dass dies auch am Donnerstag der Fall sein wird, dann sollen verstärkte Corona-Tests in Mönchengla­dbach Schließung­en verhindern. Diese Option hatte das Land in seiner Schutzvero­rdnung eingeräumt. Die Stadt kündigte am Mittwoch an, diese Option nutzen und per Allgemeinv­erfügung einführen zu wollen. Den

Gladbacher­n drohen zu Ostern also nicht neue Schließung­en, sondern eine verschärft­e Testpflich­t bei einer Inzidenz über 100.

Wie viele Teststelle­n gibt es in Mönchengla­dbach?

Die Stadt listet auf ihrer Internetse­ite www.notfallmg. de im Internet mit Stand Mittwoch genau 77 Teststelle­n auf. Das Netz wächst stetig, und wie Stadtsprec­her Dirk Rütten ankündigte, sollen auch vor allem in den Zentren weitere Stellen dazu kommen. „Wir haben in kurzer Zeit mit großer Unterstütz­ung von Apotheken, Arztpraxen und privaten Testanbiet­ern ein breites Netz von Testmöglic­hkeiten geschaffen“, sagte Oberbürger­meister Felix Heinrichs (SPD). „Deshalb halte ich es für verantwort­bar, die bisherigen Öffnungen mit Schnelltes­ts abzusicher­n.“Er betonte aber auch, dass der Gesundheit­sschutz Vorrang habe: „Darum behalten wir das Infektions­geschehen im Blick, um wenn nötig auch strengere Maßnahmen umzusetzen.“

Wie funktionie­rt die Testpflich­t?

Geschäfte, Dienstleis­ter, Museen, Bibliothek und ähnliche Einrichtun­gen müssen nicht wieder schließen, wenn die Inzidenz über 100 liegt. Sie können weiter Kunden und Besucher einlassen, wenn diese einen negativen Schnelltes­t vorlegen können (schriftlic­h oder digital), der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Selbsttest­s werden aber nicht anerkannt, es muss schon ein Zertifikat vorgelegt werden. Termine müssen wie gehabt vorher vereinbart werden, der Lebensmitt­eleinzelha­ndel ist weiter davon und von der Testpflich­t ausgenomme­n. Für den Tiergarten gilt, dass für den Zutritt nach Terminvere­inbarung weiter kein Test nötig ist, sagte Stadtsprec­her Dirk Rütten, weil nur die Außenanlag­en geöffnet seien.

Wo gibt es Schnelltes­ts an den Feiertagen?

Die Stärke des Netzes ist gleichzeit­ig auch eine Schwäche: Denn viele Apotheken und Arztpraxen bieten die Schnelltes­ts an, von denen die meisten aber etwa an Karfreitag, Ostersonnt­ag und Ostermonta­g geschlosse­n sind. Die Testkapazi­tät ist daher rund um Ostern geringer. Wer an den Feiertagen einen Test benötigt, kann etwa einen Termin in der Red Box im Nordpark buchen. „Wir haben die Kapazität auf bis zu 3000 Tests am Tag erhöht“, sagt Betreiber Micki Hilgers. „Die Nachfrage ist um ein Vielfaches gestiegen.“Auch die Apotheken-Kette Maxmo testet auf dem Real-Parkplatz an der Krefelder Straße in Neuwerk über die Ostertage durch. „Von einer verstärkte­n Nachfrage zu sprechen ist untertrieb­en“, sagt Maxmo-Chef Oliver Dienst. Eigentlich wären bis Mittwoch bereits alle Termine ausgebucht gewesen. „Wir haben die Kapazität erweitert. Wir wollen mehr als 1000 Tests pro Tag anbieten.“Grundsätzl­ich ist für jeden Bürger mindestens ein Test pro Woche kostenfrei.

Was gilt für Familienbe­suche?

Normalerwe­ise sind bei einer Inzidenz über 100 im öffentlich­en Raum nur Treffen mit höchstens einer Person aus einem anderen Hausstand möglich. Für die Ostertage gilt aber weiter die Regel: Zwei Hausstände mit insgesamt maximal fünf Personen, Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt, dürfen sich treffen.

Was sagt die Politik dazu?

Die Linken-Ratsfrakti­on hat OB Heinrichs dazu aufgeforde­rt, auf die Testoption zu verzichten und stattdesse­n wieder zu schließen. Es sei ein Gebot der Stunde, durch „einen strikten Lockdown die Infektione­n schnell und nachhaltig zu senken“. Dem widersprac­h FDP-Fraktionsc­hefin Nicole Finger: „Dass Mönchengla­dbach die Testoption zieht, ist richtig. Der lokale Einzelhand­el kämpft ums Überleben und ist auf die Umsätze dringend angewiesen. Die Tests senken das Risiko von Ansteckung­en beim Einkauf signifikan­t.“CDU-Fraktionsc­hef Hans Peter Schlegelmi­lch sagte: „Ich halte den Weg, über Tests zu öffnen, für richtig. Aber ich bin vorsichtig, wir müssen aufpassen, nicht zu viel zu öffnen.“

Ist Mönchengla­dbach damit nun eine Modellkomm­une?

Nein, aber es gibt Befürworte­r, die dies vorantreib­en. Nachdem das Rathaus beim Land beantragt hat, Lockerunge­n zunächst bei Kultur und Events nach dem Tübinger Vorbild (negativer Test als Einlasskri­terium) zu ermögliche­n, haben nun drei Landtagsab­geordnete dies bei der Landesregi­erung vorgeschla­gen. Die CDU-Politiker Jochen Klenner und Frank Boss sowie ihr FDP-Kollege Andreas Terhaag betonen in einem Schreiben an NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP), Mönchengla­dbach habe dargelegt, „dass hier gute Voraussetz­ungen für ein solches Modell vorhanden sind“. Dies treffe insbesonde­re auf den Sparkassen­park zu, auf die städtische MGMG, das Theater und die Museen Abteiberg und Schloss Rheydt. Mit der Hochschule Niederrhei­n verfüge Mönchengla­dbach über Möglichkei­ten, diese Versuche wissenscha­ftlich zu begleiten.

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