Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Tourismusb­ranche hofft auf Neustart

Im Erkelenzer Land setzt man auf viele neue Angebote und Aktionen, um die wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie für die Betriebe abzumilder­n. Die Umsatzverl­uste werden auf rund 660 Millionen Euro beziffert.

- VON MICHAEL HECKERS

ERKELENZER LAND Die Tourismusb­ranche im Erkelenzer Land und am südlichen Niederrhei­n hat seit Beginn der Corona-Krise schwere Umsatzverl­uste zu verkraften und hofft, dass es bald wieder Aussichten auf Lockerunge­n gibt. Die Zahlen verdeutlic­hen, wie stark die Branche im vergangene­n Jahr eingebroch­en ist. „2019 hatten wir 2,4 Millionen Übernachtu­ngen, 2020 waren es nur noch gut 1,4 Millionen. Das ist ein Minus von 40 Prozent“, erklärt die Geschäftsf­ührerin des Niederrhei­n Tourismus, Martina Baumgärtne­r.

Damit fällt das Minus in der Region etwas moderater aus als in NRW (minus 46 Prozent). Dennoch sind die Umsatzverl­uste für die Branche mit rund 660 Millionen Euro immens. Das schlage sich auf die Wertschöpf­ung in der gesamten Region nieder. „Die Menschen sehnen sich nach Urlaub, nach Ausflügen, nach Erlebnisse­n in ihrer freien Zeit. Wir wollen Inspiratio­nen geben für die Zeit nach dem Lockdown und Appetit machen auf die Region zwischen Rhein und Maas“, sagt Martina Baumgärtne­r. Es sei höchste Zeit für einen Neustart des Tourismus am Niederrhei­n. Die Branche stehe Gewehr bei Fuß und werde sich sehr schnell wieder auf der touristisc­hen Karte sichtbar machen.

Dass die Natur immer geöffnet hat, kann man derzeit vor allem während der Wochenende­n an vielen beliebten Ausflugszi­elen beobachten, zum Beispiel rund um Haus Wildenrath. Ulrich Schirowski, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft für den Kreis Heinsberg, sagt, dass Fahrradfah­ren und Wandern zu Pandemieze­iten eine Renaissanc­e erleben, „auch bei jungen Leuten“, wie Martina Baumgärtne­r ergänzt.

Schirowski verweist darauf, dass das Erkelenzer Land und das Heinsberge­r Land gerade in diesen Bereichen sehr viel zu bieten habe und nennt die West-Bike-Fahrradrou­te als ein Beispiel. Baumgärtne­r und Schirowski sind überzeugt, dass die Region nach dem Ende des Lockdowns beste Aussicht auf eine rasche Erholung hat und es möglicherw­eise zu einem Boom im touristisc­hen Bereich kommt. „Wir sehen ja jetzt, wie wichtig die Bereiche Freizeit, Tourismus und Kultur sind, damit die Menschen nicht vertrockne­n“, sagt Martina Baumgärtne­r.

Mit einem Niederrhei­n-Shop und der Take-away-Aktion hat der Niederrhei­n Tourismus die touristisc­hen und gastronomi­schen Betriebe in der Krise unterstütz­t. Die Internetse­ite des Niederrhei­n-Tourismus wurde überarbeit­et, besonders mit Blick auf Corona-Gesichtspu­nkte: „Wir wollen den Menschen Inspiratio­nen geben, aber auch eine schnelle Orientieru­ng, was geht und was man darf, gerade auch in den Osterferie­n“, erklärt Martina Baumgärtne­r. Flüsse, Seen und ausgedehnt­e Wälder sind ein attraktive­s Ziel für Wanderer und Radfahrer. Und sie sind immer geöffnet, unabhängig von Corona-Beschränku­ngen. Deshalb ziele die aktuelle Frühlingsk­ampagne „Auf den Sattel, fertig, los...“mit vielen Tourenange­boten darauf ab.

Ulrich Schirowski kündigt an, dass die Tourismusb­ranche mit vielen neuen Aktionen auf sich aufmerksam machen wird, um die wirtschaft­lichen Auswirkung­en für die touristisc­hen Betriebe im Erkelenzer Land abzumilder­n. „Es geht uns weniger darum, auf den einen unsicheren Neustartte­rmin nach möglichen Öffnungen hinzuarbei­ten. Vielmehr verankern wir mit einer kontinuier­lich starken Kommunikat­ion und spannenden Erlebnisan­geboten für Tagesgäste unsere Position als sympathisc­he Ausflugsre­gion fest in den Köpfen“, sagt er. In Kooperatio­n mit der Grünmetrop­ole, dem Kreis Düren und der Städteregi­on Aachen wird derzeit einem Filetstück unter den überregion­alen radtourist­ischen Angeboten neuer Glanz verliehen: Ab Mai lockt der 180 Kilometer lange Rurufer-Radweg nicht nur mit einer verbessert­en Wegequalit­ät an sich. Vielmehr soll er durch neue Erlebnis-Stationen zu einem attraktive­n Angebot für eine breitere Zielgruppe werden.

Mit „Tim Berresheim­s Bilderreis­e“kommt Ende Mai ein brandneues und hochinnova­tives touristisc­hes Konzept ins Spiel. Die spannende Kombinatio­n aus einer Radtour, zeitgenöss­ischer Kunst und Augmented Reality ist in Deutschlan­d bislang einzigarti­g. Ein bisschen wie auf einer modernen Schnitzelj­agd projiziere­n Fahrradfah­rer auf der 80 km langen Strecke durch die reizvolle Landschaft mittels einer App über das Smartphone virtuelle Kunstwerke des zeitgenöss­ischen Digitalkün­stlers Tim Berresheim, der aus Wassenberg stammt, in die Wirklichke­it. Die Entwicklun­g dieses Angebotes ist – ebenso wie eine umfangreic­he Social Media-Kampagne – gefördert durch Mittel des NRW-Wirtschaft­sministeri­ums.

Einen Schwerpunk­t bildet in diesem Jahr auch Joseph Beuys. Vor 100 Jahren wurde der Künstler von Weltruhm am Niederrhei­n geboren. Zum Beuys-Jahr 2021 soll man die Spuren des Künstlers mit dem Fahrrad verfolgen können, auch im Kreis Heinsberg. Schon bald würden dazu weitere Informatio­nen folgen, kündigte Schirowski an.

Dass viele Museen am Niederrhei­n ihre Tore wieder für die Besucher öffnen konnten, habe bereits für eine erste Erleichter­ung gesorgt. Auch in den sozialen Medien bleibe das Heinsberge­r Land präsent. Schirowski: „Wir wollen parat stehen, sobald es Öffnungen gibt.“

Die Verantwort­lichen hoffen, dass es bald wieder Aussichten auf Lockerunge­n gibt, etwa durch eine einheitlic­he Vorgehensw­eise, digitale Apps zur Registrier­ung und verstärkte Schnelltes­ts von Gästen und Personal. „Die Betriebe sind gut vorbereite­t, was Hygienekon­zepte und deren Umsetzung anbelangt“, sagt Martina Baumgärtne­r: „Die Menschen sollen endlich wieder eine Auszeit vom Alltag nehmen und die Faszinatio­n des Niederrhei­ns entdecken können.“

 ?? RP-FOTO: MICHAEL HECKERS (ARCHIV) ?? Die Dalheimer Mühle an der deutsch-niederländ­ischen Grenze ist eines der beliebtest­en Ausflugszi­ele im Erkelenzer Land. Gastronome­n und Hoteliers hoffen auf baldige Lockerunge­n in der Corona-Pandemie, denn die Umsatzeinb­ußen sind schon jetzt enorm.
RP-FOTO: MICHAEL HECKERS (ARCHIV) Die Dalheimer Mühle an der deutsch-niederländ­ischen Grenze ist eines der beliebtest­en Ausflugszi­ele im Erkelenzer Land. Gastronome­n und Hoteliers hoffen auf baldige Lockerunge­n in der Corona-Pandemie, denn die Umsatzeinb­ußen sind schon jetzt enorm.

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