Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mord am Römerbrunnen
Ein 40-Jähriger ist bereits vor Wochen in seiner Wohnung in einem Hochhaus getötet worden. Erst als Nachbarn ihn vermissten, wurde er entdeckt. Am Donnerstag nahm die Polizei einen 28-Jährigen wegen Mordvorwurfs fest.
MÜLFORT Das Hochhaus am Römerbrunnen ist 13 Etagen hoch. Rund 90 Mietparteien wohnen darin, von denen viele ihre Nachbarn gar nicht oder kaum kennen. Und doch waren es aufmerksame Bewohner, die ihren Nachbarn vermissten, die eine Mordermittlung in Gang gebracht haben. Am Donnerstag folgte den Ermittlungen die Festnahme eines 28-Jährigen. Und am Freitag ordnete ein Richter dann Untersuchungshaft an. Der 28-Jährige soll einen 40 Jahre alten Bewohner eines Wohnblocks am Römerbrunnen schon vor Wochen in dessen eigener Wohnung ermordet haben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft an Karfreitag mit.
Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Ermittler wissen viele Bewohner noch nichts davon, was sich in dem Haus abgespielt hat. Angesprochen auf einen Polizeieinsatz eine Woche zuvor zucken die meisten mit den Schultern. Bemerkt hat kaum jemand etwas. Einer erinnert sich, noch am Donnerstag dieser Woche mehrere Polizeiwagen gesehen zu haben. „Aber das kommt vor“, sagt er. Die Runde in der Nachbarschaft macht so etwas dann nicht. Die Wohnblöcke, sagt einer, der dort beruflich praktisch ein und ausgeht, sind weitgehend anonym.
Es war am Donnerstag, 25. März, als die Bewohner eines Hauses die Polizei riefen. Schon zu lange hatten sie ihren 40 Jahre alten Nachbarn nicht mehr gesehen. Die Polizisten riefen gegen 18.20 Uhr die Feuerwehr hinzu, die die Wohnungstür öffnete. In der Wohnung fanden die Beamten den toten 40-Jährigen. Er wies vielfache Verletzungen an Kopf und Hals auf. Ein Rechtsmediziner bestätigte nach der Obduktion nicht nur die Identität des Opfers, sondern auch Anzeichen scharfer und stumpfer Gewalt. Wie genau der 40-Jährige getötet wurde, dazu machte eine Polizeisprecherin am Freitag keine Angaben. Klar ist aber, dass der Mann schon einige Wochen tot in seiner Wohnung gelegen haben muss. Und dass es sich um ein vorsätzliches Tötungsdelikt handeln muss.
Eine Mordkommission wurde gebildet, in der Wohnung wurden zahlreiche Spuren gesichert, die zu dem nun festgenommenen 28-Jährigen führten. Der Mann ist kriminalpolizeilich bekannt, aber nicht vorbestraft, sagte eine Polizeisprecherin. Er habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Die Ermittlungen zu Motiv und Tatumständen wie auch zur genauen Todesursache dauern noch an, sagte die Polizeisprecherin.
Von dem Haus, in dem nun die Tat geschah, ist es nur einen Steinwurf entfernt zu einem anderen ehemaligen Tatort eines Tötungsdelikts. In einem Mehrfamilienhaus, das direkt am Römerbrunnen liegt, war vor zwei Jahren die Leiche eines 42-Jährigen in dessen Wohnung entdeckt worden. Er hatte zahlreiche Schnittund Stichverletzungen am Oberkörper, wie die Polizei damals ermittelte. Mit großem Aufwand suchte die Mordkommission damals den Tatverdächtigen. Ein zu dem Zeitpunkt 17-Jähriger stellte sich dann wegen des großen Fahndungsdrucks rund einen Monat nach der Tat selbst. Die Ermittler gingen damals von Totschlag aus.
Anders liegt aber offenbar nun dieser Fall: Der Haftrichter sah in seinem Untersuchungshaftbeschluss mindestens ein Mordmerkmal als erfüllt an. Weitere Einzelheiten wollen Polizei und Staatsanwaltschaft erst in der kommenden Woche bekannt geben.