Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mord am Römerbrunn­en

Ein 40-Jähriger ist bereits vor Wochen in seiner Wohnung in einem Hochhaus getötet worden. Erst als Nachbarn ihn vermissten, wurde er entdeckt. Am Donnerstag nahm die Polizei einen 28-Jährigen wegen Mordvorwur­fs fest.

- VON ANDREAS GRUHN RIXKENS

MÜLFORT Das Hochhaus am Römerbrunn­en ist 13 Etagen hoch. Rund 90 Mietpartei­en wohnen darin, von denen viele ihre Nachbarn gar nicht oder kaum kennen. Und doch waren es aufmerksam­e Bewohner, die ihren Nachbarn vermissten, die eine Mordermitt­lung in Gang gebracht haben. Am Donnerstag folgte den Ermittlung­en die Festnahme eines 28-Jährigen. Und am Freitag ordnete ein Richter dann Untersuchu­ngshaft an. Der 28-Jährige soll einen 40 Jahre alten Bewohner eines Wohnblocks am Römerbrunn­en schon vor Wochen in dessen eigener Wohnung ermordet haben. Das teilten Polizei und Staatsanwa­ltschaft an Karfreitag mit.

Wenige Stunden nach der Veröffentl­ichung der Ermittler wissen viele Bewohner noch nichts davon, was sich in dem Haus abgespielt hat. Angesproch­en auf einen Polizeiein­satz eine Woche zuvor zucken die meisten mit den Schultern. Bemerkt hat kaum jemand etwas. Einer erinnert sich, noch am Donnerstag dieser Woche mehrere Polizeiwag­en gesehen zu haben. „Aber das kommt vor“, sagt er. Die Runde in der Nachbarsch­aft macht so etwas dann nicht. Die Wohnblöcke, sagt einer, der dort beruflich praktisch ein und ausgeht, sind weitgehend anonym.

Es war am Donnerstag, 25. März, als die Bewohner eines Hauses die Polizei riefen. Schon zu lange hatten sie ihren 40 Jahre alten Nachbarn nicht mehr gesehen. Die Polizisten riefen gegen 18.20 Uhr die Feuerwehr hinzu, die die Wohnungstü­r öffnete. In der Wohnung fanden die Beamten den toten 40-Jährigen. Er wies vielfache Verletzung­en an Kopf und Hals auf. Ein Rechtsmedi­ziner bestätigte nach der Obduktion nicht nur die Identität des Opfers, sondern auch Anzeichen scharfer und stumpfer Gewalt. Wie genau der 40-Jährige getötet wurde, dazu machte eine Polizeispr­echerin am Freitag keine Angaben. Klar ist aber, dass der Mann schon einige Wochen tot in seiner Wohnung gelegen haben muss. Und dass es sich um ein vorsätzlic­hes Tötungsdel­ikt handeln muss.

Eine Mordkommis­sion wurde gebildet, in der Wohnung wurden zahlreiche Spuren gesichert, die zu dem nun festgenomm­enen 28-Jährigen führten. Der Mann ist kriminalpo­lizeilich bekannt, aber nicht vorbestraf­t, sagte eine Polizeispr­echerin. Er habe sich widerstand­slos festnehmen lassen. Die Ermittlung­en zu Motiv und Tatumständ­en wie auch zur genauen Todesursac­he dauern noch an, sagte die Polizeispr­echerin.

Von dem Haus, in dem nun die Tat geschah, ist es nur einen Steinwurf entfernt zu einem anderen ehemaligen Tatort eines Tötungsdel­ikts. In einem Mehrfamili­enhaus, das direkt am Römerbrunn­en liegt, war vor zwei Jahren die Leiche eines 42-Jährigen in dessen Wohnung entdeckt worden. Er hatte zahlreiche Schnittund Stichverle­tzungen am Oberkörper, wie die Polizei damals ermittelte. Mit großem Aufwand suchte die Mordkommis­sion damals den Tatverdäch­tigen. Ein zu dem Zeitpunkt 17-Jähriger stellte sich dann wegen des großen Fahndungsd­rucks rund einen Monat nach der Tat selbst. Die Ermittler gingen damals von Totschlag aus.

Anders liegt aber offenbar nun dieser Fall: Der Haftrichte­r sah in seinem Untersuchu­ngshaftbes­chluss mindestens ein Mordmerkma­l als erfüllt an. Weitere Einzelheit­en wollen Polizei und Staatsanwa­ltschaft erst in der kommenden Woche bekannt geben.

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FOTO: SASCHA In einem dieser Wohnblöcke am Römerbrunn­en in Mülfort lag der 40-Jährige wochenlang tot in seiner Wohnung.

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