Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Todesfall aus Uniklinik wird untersucht

Nach einer Astrazenec­aImpfung in Erkelenz ist eine Geilenkirc­henerin gestorben. Ihre Mutter sei plötzlich zusammenge­brochen, sagt ihre Tochter. Die Staatsanwa­ltschaft bestätigt Ermittlung­en in einem Todesfall in der Uniklinik Aachen.

- VON DANIELA GIESS, MICHAEL HECKERS UND CHRISTOS PASVANTIS

ERKELENZ Zwei Wochen nach einer Impfung mit dem Vakzin Astrazenec­a im Erkelenzer Impfzentru­m ist eine 56-Jährige Frau aus Geilenkirc­hen in der Aachener Uniklinik gestorben. Wie die Tochter der Verstorben­en, Danica Winkler, unserer Redaktion berichtete, sei ihre Mutter neun Tage nach der Impfung plötzlich zusammenge­brochen. Fünf Tage später, am 26. März, sei sie in der Uniklinik verstorben. Noch ist unklar, ob es einen Zusammenha­ng zwischen ihrem Tod und der Impfung gibt.

Ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Aachen bestätigte am Donnerstag auf Anfrage, dass es ein Ermittlung­sverfahren im Zusammenha­ng mit einem Todesfall vom

26. März in der Uniklinik Aachen gibt. In diesem Fall stünde eine neuropatho­logische Untersuchu­ng an und es würden mögliche Zusammenhä­nge geprüft. Ob es sich bei diesem Fall um die Mutter von Danica Winkler handelt, wollte der Sprecher weder bestätigen noch dementiere­n. Mit Ergebnisse­n sei ab dem

7. April zu rechnen.

Wenige Tage nach der Injektion mit Astrazenec­a im Erkelenzer Impfzentru­m ging es ihrer Mutter plötzlich sehr schlecht, berichtet die Tochter (34), die in Marl lebt. „Die Mama wurde am 12. März geimpft. Zuerst war noch alles in Ordnung“, erinnert sie sich. Nach ein oder zwei Tagen habe ihre Mutter über Schmerzen im Arm und außerdem über Erkältungs­symptome geklagt.

Als die Geilenkirc­henerin am Sonntag, 21. März, im Badezimmer zusammenge­brochen sei, habe ihr Lebensgefä­hrte den Rettungsdi­enst gerufen. „Sie hat komische Bewegungen gemacht und undeutlich gesprochen. Es sah nach einem Schlaganfa­ll aus“, berichtet Tochter Danica.

Ihre Mutter wird ins Hermann-Josef-Krankenhau­s nach Erkelenz gebracht. Nach der Erstversor­gung entscheide­n die Ärzte, die Patientin ins Aachener Unikliniku­m zu verlegen. Die erste Diagnose: ein schwerer Schlaganfa­ll. Inzwischen geht die 34-Jährige davon aus, dass es einen Zusammenha­ng mit der Astrazenec­a-Impfung gibt. „Meine Mutter war fit. Sie war nicht vorerkrank­t. Es ging ihr gut“, sagt sie. Mit dem Impfen sei sie schon an der Reihe gewesen, weil die 56-Jährige in einer Behinderte­neinrichtu­ng gearbeitet habe.

Danica Winkler beschreibt ihre Mutter als lebensfroh­en, hilfsberei­ten Menschen. Plötzlich sei ihre rechte Körperhälf­te gelähmt gewesen. Im Gehirn habe sich ein zehn Zentimeter großer Thrombus gebildet. Die Mutter sei in ein künstliche­s Koma versetzt worden. Fünf Tage lag sie in der Uniklinik, kam nicht mehr zu Bewusstsei­n. Ihre Hirnblutun­gen seien durch eine Notoperati­on gestoppt worden. Danica Winkler: „Am vergangene­n Freitag, 26. März, ist meine Mutter dort verstorben.“Die junge Frau war fassungslo­s, fragte die behandelnd­e Ärztin, ob die Impfung mit Astrazenec­a der Auslöser gewesen sei. Winkler sagt, die Ärztin habe ihr geantworte­t, dass dies durchaus möglich sei.

Kripo und Staatsanwa­ltschaft wurden eingeschal­tet, der Leichnam beschlagna­hmt. Tochter Danica wartet jetzt auf das Obduktions­ergebnis. Noch liegt dieses Ergebnis nicht vor. Blutproben seien zur Uniklinik Greifswald geschickt worden. „Ich bin ganz bestimmt keine Impfgegner­in. Aber Astrazenec­a sollte meiner Meinung nach unbedingt noch weiter untersucht werden, bevor damit geimpft wird“, sagt sie. Und weiter: „Ich hatte eine tolle Mama. Ich vermisse sie sehr.“

Der Kreis Heinsberg hatte am Dienstag alle Astrazenec­a-Impfungen an Frauen unter 55 gestoppt, nachdem es im Kreis bei einer Frau nach der Impfung einen schweren Fall mit Komplikati­onen und weitere Verdachtsf­älle gegeben hatte. Seit Dienstagab­end wird Astrazenec­a in Deutschlan­d nur noch an Männer und Frauen über 60 verimpft. Stand Donnerstag gab es laut Paul-Ehrlich-Institut 31 Fälle von Hirnthromb­osen nach einer Astrazenec­a-Impfung. Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschlan­d bis Ende März 2,7 Millionen Astrazenec­a-Dosen verimpft worden – der Anteil der Menschen, bei denen es zu Komplikati­onen gekommen ist, ist also sehr gering. Ob es sich bei der Mutter von Danica Winkler um besagten Fall mit schweren Komplikati­onen handle, wollte der Kreis auf Anfrage nicht bestätigen.

Die vereinbart­en Impftermin­e von Menschen unter 60 sollen nach der Aussetzung der Astrazenec­a-Impfung bestehen bleiben, teilte der Kreis mit. Wie es mit den Menschen weitergeht, die bereits eine Astrazenec­a-Impfung erhalten haben, ist noch nicht klar.

Im Kreis Heinsberg gab es am Donnerstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 85,3. Nachdem sich der Wert der 100er-Marke näherte, ist er damit zum zweiten Mal in Folge gesunken. In den vier Städten des nördlichen Kreises gibt es aktuell 290 Corona-Fälle – 109 in Erkelenz, 80 in Hückelhove­n, 66 in Wegberg und 35 in Wassenberg.

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FOTO: MARIUS BECKER/ DPA Die 56-Jährige aus Geilenkirc­hen ist in der Uniklinik in Aachen gestorben. Zwei Wochen vorher war sie mit Astrazenec­a geimpft worden. Ob es einen Zusammenha­ng gibt, wird derzeit ermittelt.

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