Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Todesfall aus Uniklinik wird untersucht
Nach einer AstrazenecaImpfung in Erkelenz ist eine Geilenkirchenerin gestorben. Ihre Mutter sei plötzlich zusammengebrochen, sagt ihre Tochter. Die Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen in einem Todesfall in der Uniklinik Aachen.
ERKELENZ Zwei Wochen nach einer Impfung mit dem Vakzin Astrazeneca im Erkelenzer Impfzentrum ist eine 56-Jährige Frau aus Geilenkirchen in der Aachener Uniklinik gestorben. Wie die Tochter der Verstorbenen, Danica Winkler, unserer Redaktion berichtete, sei ihre Mutter neun Tage nach der Impfung plötzlich zusammengebrochen. Fünf Tage später, am 26. März, sei sie in der Uniklinik verstorben. Noch ist unklar, ob es einen Zusammenhang zwischen ihrem Tod und der Impfung gibt.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Aachen bestätigte am Donnerstag auf Anfrage, dass es ein Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit einem Todesfall vom
26. März in der Uniklinik Aachen gibt. In diesem Fall stünde eine neuropathologische Untersuchung an und es würden mögliche Zusammenhänge geprüft. Ob es sich bei diesem Fall um die Mutter von Danica Winkler handelt, wollte der Sprecher weder bestätigen noch dementieren. Mit Ergebnissen sei ab dem
7. April zu rechnen.
Wenige Tage nach der Injektion mit Astrazeneca im Erkelenzer Impfzentrum ging es ihrer Mutter plötzlich sehr schlecht, berichtet die Tochter (34), die in Marl lebt. „Die Mama wurde am 12. März geimpft. Zuerst war noch alles in Ordnung“, erinnert sie sich. Nach ein oder zwei Tagen habe ihre Mutter über Schmerzen im Arm und außerdem über Erkältungssymptome geklagt.
Als die Geilenkirchenerin am Sonntag, 21. März, im Badezimmer zusammengebrochen sei, habe ihr Lebensgefährte den Rettungsdienst gerufen. „Sie hat komische Bewegungen gemacht und undeutlich gesprochen. Es sah nach einem Schlaganfall aus“, berichtet Tochter Danica.
Ihre Mutter wird ins Hermann-Josef-Krankenhaus nach Erkelenz gebracht. Nach der Erstversorgung entscheiden die Ärzte, die Patientin ins Aachener Uniklinikum zu verlegen. Die erste Diagnose: ein schwerer Schlaganfall. Inzwischen geht die 34-Jährige davon aus, dass es einen Zusammenhang mit der Astrazeneca-Impfung gibt. „Meine Mutter war fit. Sie war nicht vorerkrankt. Es ging ihr gut“, sagt sie. Mit dem Impfen sei sie schon an der Reihe gewesen, weil die 56-Jährige in einer Behinderteneinrichtung gearbeitet habe.
Danica Winkler beschreibt ihre Mutter als lebensfrohen, hilfsbereiten Menschen. Plötzlich sei ihre rechte Körperhälfte gelähmt gewesen. Im Gehirn habe sich ein zehn Zentimeter großer Thrombus gebildet. Die Mutter sei in ein künstliches Koma versetzt worden. Fünf Tage lag sie in der Uniklinik, kam nicht mehr zu Bewusstsein. Ihre Hirnblutungen seien durch eine Notoperation gestoppt worden. Danica Winkler: „Am vergangenen Freitag, 26. März, ist meine Mutter dort verstorben.“Die junge Frau war fassungslos, fragte die behandelnde Ärztin, ob die Impfung mit Astrazeneca der Auslöser gewesen sei. Winkler sagt, die Ärztin habe ihr geantwortet, dass dies durchaus möglich sei.
Kripo und Staatsanwaltschaft wurden eingeschaltet, der Leichnam beschlagnahmt. Tochter Danica wartet jetzt auf das Obduktionsergebnis. Noch liegt dieses Ergebnis nicht vor. Blutproben seien zur Uniklinik Greifswald geschickt worden. „Ich bin ganz bestimmt keine Impfgegnerin. Aber Astrazeneca sollte meiner Meinung nach unbedingt noch weiter untersucht werden, bevor damit geimpft wird“, sagt sie. Und weiter: „Ich hatte eine tolle Mama. Ich vermisse sie sehr.“
Der Kreis Heinsberg hatte am Dienstag alle Astrazeneca-Impfungen an Frauen unter 55 gestoppt, nachdem es im Kreis bei einer Frau nach der Impfung einen schweren Fall mit Komplikationen und weitere Verdachtsfälle gegeben hatte. Seit Dienstagabend wird Astrazeneca in Deutschland nur noch an Männer und Frauen über 60 verimpft. Stand Donnerstag gab es laut Paul-Ehrlich-Institut 31 Fälle von Hirnthrombosen nach einer Astrazeneca-Impfung. Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland bis Ende März 2,7 Millionen Astrazeneca-Dosen verimpft worden – der Anteil der Menschen, bei denen es zu Komplikationen gekommen ist, ist also sehr gering. Ob es sich bei der Mutter von Danica Winkler um besagten Fall mit schweren Komplikationen handle, wollte der Kreis auf Anfrage nicht bestätigen.
Die vereinbarten Impftermine von Menschen unter 60 sollen nach der Aussetzung der Astrazeneca-Impfung bestehen bleiben, teilte der Kreis mit. Wie es mit den Menschen weitergeht, die bereits eine Astrazeneca-Impfung erhalten haben, ist noch nicht klar.
Im Kreis Heinsberg gab es am Donnerstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 85,3. Nachdem sich der Wert der 100er-Marke näherte, ist er damit zum zweiten Mal in Folge gesunken. In den vier Städten des nördlichen Kreises gibt es aktuell 290 Corona-Fälle – 109 in Erkelenz, 80 in Hückelhoven, 66 in Wegberg und 35 in Wassenberg.