Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Neue Aufgaben für die Kinder- und Jugendmediziner
Interview mit Dr. Sabine Keiser, Chefärztin der Kinderund Jugendklinik
Die Städtischen Kliniken sind künftig die einzige Kinder- und Jugendklinik in Mönchengladbach. Was ändert sich dadurch für die Patienten?
DR. SABINE KEISER Die Entscheidung, dass es in Neuwerk keine Kinderklinik mehr gibt, setzt die grundsätzliche Idee der Gesundheitspolitik in NRW um: Nicht an allen Krankenhausstandorten soll es alle Disziplinen geben, wenn sich daraus kein Mangel für die Patienten ergibt. Für die Kinder in Mönchengladbach bedeutet die Zusammenlegung beider Kinderkliniken, dass sich an einer guten heimatnahen Versorgung nichts ändert. Eltern, die besorgt sind und Fragen zur weiteren Versorgung ihres Kindes haben, können sich jeder Zeit gerne mit uns auch telefonisch in Verbindung setzen unter 02166-3942618. Das Niveau der Pädiatrie in Neuwerk war hoch, dort arbeiten kompetente und engagierte Kollegen. Jetzt ist es an uns, auch Kinder und Jugendliche aus dem Norden der Stadt von der Geburt bis zur Volljährigkeit zu behandeln, natürlich gemeinsam mit den niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzten. Unser Anspruch ist es, den Kindern, Jugendlichen und Eltern die bestmögliche Medizin zu bieten. Dafür arbeite ich mit meinem Team jeden Tag.
Wird sich die Kinder- und Jugendklinik neu aufstellen?
DR. KEISER Wir werden sicher den hochqualifizierten Mitarbeitern aus Neuwerk, die Interesse daran haben, anbieten, künftig in unserem Team zu arbeiten. Ihre Expertise ist ein Schatz, über den sich jede Klinik für Kinder und Jugendliche glücklich schätzen kann. In einer Zeit, in der öffentlich diskutiert wird, ob es den Beruf der Kinderkrankenpflegerin oder des
Kinderkrankenpflegers überhaupt noch geben sollte, darf uns jetzt keiner dieser wertvollen Menschen verloren gehen in dieser Stadt. Für die vielen Projekte für die Kindergesundheit in Mönchengladbach, die es umzusetzen gilt, brauchen wir kompetente Mitarbeiter. Ein besonderes Projekt ist für mich in diesem Zusammenhang die Stärkung des medizinischen Kinderschutzes; hier sind wir in engen Absprachen mit dem Jugendamt, um zu klären, welchen Bedarf es für Mönchengladbach gibt. Unser aller Sorge ist es, dass die fortwährende Corona-Pandemie diesen Bedarf noch wachsen lässt.
Welche Auswirkungen der Pandemie für Kinder und Jugendliche sehen Sie aktuell in Ihrer täglichen Arbeit?
DR. KEISER Wir sehen eine zunehmende Anzahl junger Patienten, die unter psychosomatischen Erkrankungen leiden. Sorge um die Gesundheit der Großeltern, Homeschooling, mangelnde Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung und vielleicht auch ein wachsender wirtschaftlicher Druck in der Familie liegen diesen Kindern im wahrsten Sinne des Wortes „im Magen“oder bereiten „Kopfzerbrechen“.
Neue Mitarbeiter, zusätzliche Aufgaben – geht das alles noch unter demselben Dach?
DR. KEISER Die Zusammenführung beider Kinderklinken macht es erforderlich, den möglichen Teilneubau der Kinderklinik hier in Rheydt wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Für dieses Großvorhaben gibt es bereits seit mehreren Jahren konkrete Pläne. Die Schließung der Kinderklinik in Neuwerk, die Erkenntnisse, die wir aus der Corona-Pandemie ziehen müssen und neue gesetzliche Bestimmungen machen es erforderlich, dass wir diese Pläne nun neu überdenken.