Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Impfstart in Praxen läuft schleppend
In vielen Praxen kommen die 18 Impfdosen von Biontech erst Mittwoch an. Hausarzt Mathias Jorde wird seinen ersten Patienten am Donnerstag impfen können. Er rechnet damit, dass er jetzt sehr viele Anfragen von Menschen bekommt, die noch nicht für einen Imp
Hausarzt Mathias Jorde wird seinen ersten Patienten am Donnerstag impfen. Er befürchtet, dass er mehr Anfragen von Menschen bekommt.
MÖNCHENGLADBACH Am Dienstagmorgen hat sich die Apotheke bei ihm gemeldet. Der Impfstoff werde morgen an seine Hausarztpraxis an der Annakirchstraße geliefert. Es läuft alles so, wie Mathias Jorde sich das gedacht hat. Der Allgemeinmediziner und stellvertretende Vorsitzende der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung in Mönchengladbach hat seinen ersten Impfpatienten gebeten, am Donnerstag in die Praxis zu kommen. Er wird bei Jorde die erste von 18 Dosen
Biontech-Vakzine diese Woche bekommen.
Mehr Dosen erhält eine Hausarztpraxis in NRW pro Woche wohl erst einmal nicht. Jorde ist einer von 65 Mönchengladbacher Hausärzten, die sich sofort für die Impfungen gemeldet haben. Inzwischen könnten es aber noch mehr sein, genaue Zahlen hat die Kassenärztliche Vereinigung in Mönchengladbach nicht. „Wenn wir Glück haben, kriegen wir aus den 18 Dosen 21 raus“, sagt Jorde. Wenn nicht, können eben nur die ersten 18 Patienten von seiner Liste bis einschließlich Freitag die langersehnte Impfung gegen Covid-19 bekommen. Das sind Menschen über 70, aber auch junge Menschen, die gerade eine Chemotherapie hinter sich haben – eben alle, die zur Priorität zwei zählen. Jordes Team hat sie bereits drei bis vier Wochen im Voraus ausgewählt, informiert und Termine mit ihnen ausgemacht. Doch der Allgemeinmediziner befürchtet, dass nun noch mehr Anfragen von Patienten eingehen werden, die noch keinen Anspruch auf eine Impfung haben. „Das ist aber nicht zielführend. Mein Praxisteam hat sowieso schon viel zutun in diesen Zeiten“, sagt Jorde. Mit den Anrufen
werde es weiter belastet.
Diese Erfahrung haben auch die medizinischen Fachangestellten in der Praxis von Hausärztin Ute Zimmermann an der Steinmetzstraße gemacht. „Das Telefon steht leider nie still“, sagt Ute Zimmermann. Auch bei ihr kommt der Impfstoff erst am Mittwoch an. 100 Risikopatienten der Prioritätengruppen zwei hätte sie gerne in den ersten zwei Wochen nach dem Impfstart geimpft, doch mit 18 Dosen wird das nicht möglich sein. Das bedauert sie.
Immerhin besteht so auch nicht die Gefahr, dass der Biontech-Impfstoff zu lange im Kühlschrank liegt und abläuft. Nur fünf Tage darf er bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank gelagert werden. Das sind die Voraussetzungen, die die meisten Hausarztpraxen erfüllen können. Die Mitarbeiter in Zimmermanns
Praxis prüfen regelmäßig die Temperatur, schauen sich vor der ersten Impfung Videos an, wie man den Impfstoff richtig aufzieht. „Der von Biontech muss ja erst einmal verdünnt werden“, sagt Ute Zimmermann.
Beim Vorbereiten kann leicht etwas verschüttet werden: „Das wäre fatal. Dann müssten wir den Patienten erklären, warum weniger geimpft werden kann.“Die Allgemeinmedizinerin und ihre Mitarbeiter mussten das erst lernen, fühlen sich aber gut auf die erste Impfung am Donnerstag vorbereitet.
Doch das ist nicht der einzige Mehraufwand. Zwar bekommen die mindestens 65 von 150 Hausärzten in Mönchengladbach, die sich für die Covid-19-Impfungen gemeldet haben, 20 Euro pro Impfung. Doch sie müssen ihre Patienten auch sehr ausführlich aufklären, jede Impfung dokumentieren, damit das Robert-Koch-Institut die Übersicht behält. Und das tagesaktuell. Es werde stressig für sein Team, da ist Hausarzt Jorde sich sicher. Doch er ist froh, dass er seinen Risikopatienten nun endlich die langersehnte Corona-Impfung ermöglichen kann. Trotz aller widrigen Umstände.